Gönnert, G., Graßl, H., Kelletat, D., Kunz, H., Probst, B., von Storch, H ...
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GÖNNERT, G./ GRASSL, H./ KELLETAT, D./ KUNZ, H. / PROBST, B./ VON STORCH, H. / SÜNDERMANN, J.<br />
"Klimaänderung und Küstenschutz"<br />
1 Einleitung<br />
Änderungen des Klimas bewirken eine Verschiebung des mittleren Meeresspiegels. Inwieweit sich<br />
damit die Tideverhältnisse in der Deutschen Bucht und speziell im Elbeästuar verändern, soll im<br />
Nachfolgenden beleuchtet werden. Je nach Gebiet und Wirkzusammenhang lassen sich folgende<br />
grundlegende Mechanismen trennen:<br />
1. Beckengeometrie:<br />
Durch die Erhöhung des Wasserspiegels werden Wattflächen überströmt, die bisher trocken<br />
waren. Daraus ergibt sich eine Veränderung der Geometrie des Nordseebeckens insbesondere<br />
im Bereich der Deutschen Bucht, da hier ausgedehnte Wattflächen vorhanden sind. Mit<br />
dem Zurückweichen des Festlandssockels verschiebt sich die Lage der amphidromischen<br />
Punkte der Partialtiden (siehe nachstehende Prinzipskizze). Für die wichtigste Partialtide in<br />
der Deutschen Bucht der M2 bedeutet dieses eine Verlagerung des zentralen amphidromischen<br />
Punktes in der südöstlichen Nordsee nach Nordosten.<br />
2. Reibung:<br />
Die flach geneigten Wattplaten im Küstenvorfeld der Deutschen Bucht führen durch die hier<br />
verstärkte Bodenreibung zu einer Verformung der Tidewelle. Es entstehen sog. Seichtwassertiden,<br />
deren wichtigsten die Obertiden zur M2: M4 und M6 sind. Diese Obertiden besitzen<br />
mehrere, und in ihrer Lage veränderte, amphidromische Punkte gegenüber der M2. Die<br />
Veränderungen dieser Tiden beruhen also im Wesentlichen auf der Vergrößerung der Wattflächen<br />
und der damit verstärkten Reibungswirkung in Küstennähe.<br />
3. Ästuardynamik:<br />
Durch den Anstieg des mittleren Wasserspiegels ist im Mündungsbereich, besonders bei<br />
großen Öffnungsweiten mit Wattplaten, ein deutlich größerer Fließquerschnitt vorhanden.<br />
Die vergrößerten Öffnungsweiten wirken zusammen mit den o. g. Modulationen der Partialtiden.<br />
Diese stehen in nichtlinearer Wechselwirkung zu einander. So ist in weiten Ästuarbereichen<br />
mit signifikanten Änderungen zu rechnen, da deutlich mehr Tideenergie stromauf<br />
propagiert. Hier wird dieser Effekt für das Elbeästuar dargestellt.<br />
4. Buchten:<br />
Einen Sonderfall stellen die Buchten ohne nennenswerten Oberwassereinfluss dar (z. B. Jade).<br />
Hier wird die verstärkte Dynamik der Tidewelle durch die höher überfluteten Ufer<br />
(Rand) stärker reflektiert und damit umgeformt. Dieser Effekt ist ohne eine Modellsimulation<br />
nicht einfach prognostizierbar, zumal die Umformungen der Tidewelle <strong>von</strong> der Form der<br />
Bucht, der Tiefenverteilung der Wattflächen und der Küstenlinie abhängig sind.<br />
2 Lösungsansatz<br />
2.1 Modellbildung<br />
Die Auswirkungen eines Anstiegs des Meeresspiegels (Mean Sea Level, MSL) betreffen neben der<br />
Beckengeometrie auch die Flachwasser- und Ästuargebiete sowie die Buchten. Da sich diese Effekte<br />
überlagern und gegenseitig beeinflussen (nichtlineare Wechselwirkung) wurde hier für die Berechnung<br />
der Tidedynamik ein gekoppeltes Modell verwendet. Diese beinhaltet neben der gesamten Nordsee<br />
die Deutsche Bucht mit verfeinerter Topographiauflösung des Küstensaumes, der Inseln und der<br />
Ästuarmündungen. Das Ems- und Jade-Weserästuar sind annähernd volumentreu angebunden. Die<br />
gesamte Tideelbe <strong>von</strong> Geesthacht bis Cuxhaven ist durch eine hohe Knotendichte nachgebildet und<br />
beinhaltet alle Hamburger Hafenbecken, die Nebenelben und sämtliche Inseln. Eine Modellbildung<br />
<strong>von</strong> der freien Nordsee bis zur Tidegrenze der Ästuare gelingt allerdings nur unter Verwendung unstrukturierter<br />
(Dreiecks)-elemente (PLÜß 2003).<br />
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