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Gönnert, G., Graßl, H., Kelletat, D., Kunz, H., Probst, B., von Storch, H ...

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GÖNNERT, G./ GRASSL, H./ KELLETAT, D./ KUNZ, H. / PROBST, B./ VON STORCH, H. / SÜNDERMANN, J.<br />

"Klimaänderung und Küstenschutz"<br />

toren bei der Ermittlung der Verletzlichkeit <strong>von</strong> Küstenräumen darstellen, müssen eine ganze Reihe<br />

weiterer Einflüsse analysiert werden. Die Organisation des Katastrophenschutzes und die individuelle<br />

und kollektive Bereitschaft für Vorsorgemaßnahmen sind hierbei wichtige Größen für das Maß der<br />

Vulnerabilität <strong>von</strong> Küstenräumen. In einem zweiten Schritt müssen die Risiken in einem rationalen<br />

Bewertungsverfahren zur Analyse und Bewertung <strong>von</strong> Klimafolgen integriert werden, wie es u. a. in<br />

Form eines Integrierten Küstenzonenmanagements erprobt wird. Entscheidend bleibt, dass die Risikoanalyse<br />

einerseits und die Bewertung möglicher negativer Folgen als normativer Vorgang andererseits<br />

getrennt bleiben. Für den hier skizzierten Zusammenhang werden empirische Beispiele aus Schleswig-<br />

Holstein vorgestellt.<br />

2 Die Ausgangssituation<br />

Auch wenn die detaillierten Abläufe noch vielfach unklar sind, so besteht doch gegenwärtig ein breiter<br />

wissenschaftlicher Konsens darüber, dass ein anthropogen verstärkter globaler Klimawandel schon in<br />

den nächsten Jahrzehnten zu erheblichen Veränderungen im Klimageschehen führen wird - allem Anschein<br />

nach zeichnet sich schon jetzt ein menschlicher fingerprint bei den Klimatrends der letzten<br />

Jahrzehnte ab. Ein herausragendes Problem ist dabei der Meeresspiegelanstieg, der die weltweit zahlreich<br />

vorhandenen küstennahen Niederungsgebiete besonders gefährdet. Die Projektionen mit der<br />

höchsten Eintretenswahrscheinlichkeit für den globalen Anstieg liegen bei etwa 50 cm bis zum Jahr<br />

2100. Dies erscheint wenig, ist jedoch mehr als das Doppelte der bisherigen Anstiegsbeträge an der<br />

deutschen Nordseeküste und nahezu das Dreifache des Anstiegs an der Ostseeküste. Die Anhebung<br />

des Ausgangsniveaus für Sturmfluten könnte hierbei auch zu einer Zunahme der Sturmfluthäufigkeit<br />

und zu einer stärkeren Intensität <strong>von</strong> Seegang und Brandung führen. Im Zusammenwirken mit der<br />

erwarteten Zunahme <strong>von</strong> Höhe und Frequenz der Sturmfluten ist somit auch eine offensichtliche Zunahme<br />

der Küstengefährdung zu erwarten.<br />

Gerade an den Küsten <strong>von</strong> hoch entwickelten Staaten wie Deutschland hat im 20. Jahrhundert eine<br />

signifikante Vulnerabilisierung der sozioökonomischen Sphäre stattgefunden, besonders infolge <strong>von</strong><br />

Bevölkerungswachstum, einem rasch zunehmenden Flächenbedarf, Errichtung aufwändiger Infrastruktur<br />

etc. Dies bedeutet eine Entwicklung in Richtung hoher Schadenspotenziale und steigender<br />

Schadensanfälligkeit. Volkswirtschaftlich gesehen sind in Deutschland die Hochwässer an Flüssen<br />

und Sturmfluten an den Küsten die Naturereignisse mit den höchsten Schäden und damit eine der<br />

größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft. So hat die Hamburg-Sturmflut vom Februar 1962<br />

fast 350 Menschenleben gefordert - soviel wie kein anderes Ereignis in Deutschland nach dem Krieg -<br />

und das Elbe-Hochwasser im August 2002 unterstreicht mit einem Gesamtschadensvolumen <strong>von</strong> ca.<br />

10 Mrd. € die volkswirtschaftliche Bedeutung <strong>von</strong> Naturkatastrophen (vgl. DKKV, 2003). Die derzeit<br />

beobachteten Trends im Klimageschehen lassen zudem eine Häufung solcher Ereignisse im 21. Jahrhundert<br />

als sehr plausibel erscheinen. Insbesondere für die Regionen, in denen ein erwärmungsbedingter<br />

Meeresspiegelanstieg noch durch Landsenkungstendenzen verstärkt wird - seien sie isostatischer,<br />

tektonischer oder anthropogener Natur - ist die Gefährdungslage als besonders kritisch anzusehen.<br />

Geowissenschaftliche Untersuchungen der letzten Jahrzehnte belegen, dass auch die deutschen Küstenregionen<br />

an Nord- und Ostsee zu eben diesen stark gefährdeten Gebieten gehören.<br />

Künftig wird also vermutlich auch ein wachsender Teil der norddeutschen Küstenbevölkerung zunehmend<br />

darunter leiden, dass mehr und mehr Siedlungen und landwirtschaftliche Flächen sowie Verkehrs-<br />

und Industrieeinrichtungen <strong>von</strong> häufigen Überflutungen bedroht sind oder dass tief greifende<br />

Beeinträchtigungen anderer klassischer Nutzungsformen wie Schifffahrt, Fischerei und Tourismus zu<br />

großen wirtschaftlichen Einbußen führen.<br />

Diese Tendenzen zeigen den zunehmenden Bedarf an naturwissenschaftlich-technischen Risikoanalysen<br />

einerseits und der gesellschaftlicher Bewertung der ermittelten Risiken in den betroffenen Küstenräumen<br />

andererseits. So können zukünftig Vorsorgemaßnahmen wie die des Küstenschutzes an die<br />

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