Gönnert, G., Graßl, H., Kelletat, D., Kunz, H., Probst, B., von Storch, H ...
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GÖNNERT, G./ GRASSL, H./ KELLETAT, D./ KUNZ, H. / PROBST, B./ VON STORCH, H. / SÜNDERMANN, J.<br />
"Klimaänderung und Küstenschutz"<br />
Landwirtschaft: Die Landwirtschaft in der Wesermarsch ist durch die flächenhaft dominierende<br />
standortangepasste Grünlandnutzung und eine entsprechende Nutzung des vorhandenen Wassermanagementsystems<br />
(s.o.) voraussichtlich in der Lage, sich durch übliche betriebliche Maßnahmen an den<br />
Klimawandel anzupassen (BAHRENBERG ET AL. 2005; KRAFT ET AL. 2005). Deutlichere Wirkungen<br />
als im Binnenland ergeben sich, v.a. als Folge des Meeresspiegelanstiegs, im nicht durch<br />
Sommerdeiche geschützten Vorland, wo vermutlich die Aufgabe landwirtschaftlicher Flächen erforderlich<br />
wird. Eine Anpassung wäre durch den Neubau <strong>von</strong> Sommerdeichen möglich; Zielkonflikte mit<br />
dem Naturschutz wären zu erwarten. Insgesamt machen die KLIMU-Ergebnisse deutlich, dass die<br />
Landwirtschaft in der Unterweserregion deutlich stärker durch die EU-Politik als durch den Klimawandel<br />
beeinflusst werden wird.<br />
Kühlwassernutzung: Die verschiedenen an der Unterweser derzeit in Betrieb befindlichen Kraftwerke<br />
nutzen das Wasser der Weser als Kühlwasser. Bei dem erwarteten Anstieg der Wassertemperaturen<br />
als einem Aspekt des Klimawandels wird die Einhaltung der derzeit beauflagten Aufwärmspannen bei<br />
der Einleitung <strong>von</strong> Kühlwasser nicht ohne weiteres möglich sein (GRABEMANN et al. 2005). Mögliche<br />
Anpassungen wären die Errichtung <strong>von</strong> Kühltürmen, Betriebseinschränkungen während bestimmter<br />
Wetterlagen, Schließung <strong>von</strong> Kraftwerken/ Nutzung regenerativer Energie oder die Erhöhung der<br />
derzeit bestehenden Grenzwerte. Das Beispiel macht deutlich, dass das Spektrum möglicher Anpassungsvarianten<br />
breit ist und die einzelnen Möglichkeiten jeweils ganz unterschiedliche Voraussetzungen<br />
und Konsequenzen haben. Vor einer Entscheidung ist also ein gesellschaftlicher Diskurs erforderlich,<br />
der aufgrund langfristiger Planungszeiträume für Erneuerungsinvestitionen im Kraftwerkssektor<br />
frühzeitig begonnen werden sollte.<br />
Küstenschutz: Wesentlicher Handlungsbedarf unter Klimaänderungsbedingungen wurde in KLIMU<br />
für den Küstenschutz identifiziert. Es wurden deshalb, anschließend an in der öffentlichen Diskussion<br />
befindliche Möglichkeiten, 3 Reaktionsvarianten des Küstenschutzes konzipiert: (1) die Verstärkung<br />
der Deichlinien, (2) die Rückverlegung eines Deichabschnittes und die Anlage <strong>von</strong> Sturmflutentlastungspoldern<br />
am rechten Weserufer und (3) der Bau eines Sturmflutsperrwerkes in der Wesermündung.<br />
Für alle Maßnahmen wurden Konsequenzen und Kosten abgeschätzt sowie ihre Wirksamkeit<br />
modelliert (VON LIEBERMAN et al. 2005).<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass für die Variante 1 Deicherhöhungen um 0,2 –2,3 m erforderlich wären<br />
und dabei Kosten <strong>von</strong> ca. 46 Mio. € bei Sicherung des derzeitigen Wiederkehrintervalls entstehen<br />
würden. Probleme entstehen durch Standsicherheit (örtlich), Bauzeit, Platz- und Kleibedarf und örtlich<br />
die ökologischen Auswirkungen. Für die Variante 2, die die Anlage <strong>von</strong> 3 Entlastungspoldern mit<br />
zusammen ca. 5.570 ha und die Ausdeichung der Luneplate (ca. 1.000 ha) umfasst, zeigte die Modellierung,<br />
dass das Maßnahmenbündel den Scheitelwasserstand der Bemessungssturmflut (mit Klimaszenario)<br />
bei Brake um 0,35 und bei an der Stadtgrenze Bremen um 0,70 cm absenkt. Die Kosten, nur<br />
für den Bau der erforderlichen Polderdeiche, würden sich auf ca. 350 Mio. € belaufen. Probleme entstehen<br />
v.a. bei Kettentiden, durch den Flächenbedarf, den Umfang der Baumaßnahmen, die erforderlichen<br />
Eingriffe in Eigentumsrechte und die ökologischen Auswirkungen. Bei Realisierung der Variante<br />
3, der Errichtung eines Sturmflutsperrwerks südlich <strong>von</strong> Bremerhaven, entstehen Kosten <strong>von</strong> 300-400<br />
Mio. €. Probleme entstehen durch den Flächenbedarf, die Konsequenzen für die Hydrodynamik, die<br />
Nutzungsdauer, die Unterhaltungskosten und die ökologischen Auswirkungen.<br />
Die Kosten sind je nach Variante zwar erheblich, bedeuten bei Beibehaltung der derzeitigen Finanzierungsform<br />
jedoch nur einen relativ kleinen Impuls für das regionale ökonomische System (KNOGGE<br />
2002).<br />
Auch bzgl. der erforderlichen Anpassungsmaßnahmen des Küstenschutzes ist die Anpassungskapazität<br />
also als hoch zu bezeichnen, auch deshalb, weil es für den Küstenschutz eine historisch gewachsene<br />
und etablierte Organisations- und Finanzierungsstruktur gibt und die Akzeptanz, wenn auch unter-<br />
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