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Gönnert, G., Graßl, H., Kelletat, D., Kunz, H., Probst, B., von Storch, H ...

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GÖNNERT, G./ GRASSL, H./ KELLETAT, D./ KUNZ, H. / PROBST, B./ VON STORCH, H. / SÜNDERMANN, J.<br />

"Klimaänderung und Küstenschutz"<br />

Der Sturmflut- bzw. Hochwasserschutz hat in solchen Gebieten eine existenzielle Bedeutung. Bei<br />

allen Hochwasserschutzmaßnahmen muss deutlich gemacht werden, dass das Wort „Schutz“ irreführend<br />

sein kann, da es keinen 100%-igen Schutz geben kann. Bei allen Betrachtungen und Maßnahmen<br />

bleibt ein Restrisiko, welches es zu quantifizieren und entsprechend der Nutzung des Gebietes zu minimieren<br />

gilt.<br />

Zur Quantifizierung dieses Risikos ist die Kenntnis <strong>von</strong> Überschreitungswahrscheinlichkeiten <strong>von</strong><br />

Sturmfluten <strong>von</strong> entscheidender Bedeutung. Die Verfahren zur Bestimmung dieser Wahrscheinlichkeiten<br />

stammen aus dem Bereich der mathematischen Statistik und Stochastik. Mit Hilfe dieser Verfahren<br />

kann aus den vorhanden Zeitreihen auf die Überschreitungswahrscheinlichkeit <strong>von</strong> Sturmfluten geschlossen<br />

werden. Diese Verfahren haben jedoch Grenzen, so lässt sich z.B. ein Wasserstand mit einer<br />

Überschreitungswahrscheinlichkeit <strong>von</strong> PÜ = 0,001 nicht ohne weitere Informationen aus einer Zeitreihe<br />

<strong>von</strong> 100 Jahren statistisch sicher schätzen.<br />

Die verwendeten mathematischen und hydrologischen Verteilungsfunktionen haben im Bereich der<br />

sehr seltenen Ereignisse keine Stützstellen mehr und somit kommt es je nach verwendeter Funktion zu<br />

erheblichen Streuungen und damit höchst unsicheren Aussagen über die Höhe sehr seltener Sturmfluten.<br />

Eine Verbesserung kann erreicht werden, wenn neben den rein mathematischen Ansätzen physikalisch<br />

begründete Informationen oder Annahmen im Bereich diese seltenen Ereignisse zur Verfügung<br />

stehen würden.<br />

Eine solche Vorgehensweise wird auch in DVWK (1999) empfohlen: „[...] Eine andere Lösungsmöglichkeit<br />

bestände darin, Verteilungsfunktionen zu verwenden, denen physikalische Annahmen zugrunde<br />

liegen. Die aktuellen Forschungen in diesem Bereich sind vielversprechend, aber derzeit noch nicht<br />

anwendungsreif.[...]“<br />

Um diese Fragen näher zu untersuchen und Aussagen über sehr seltene Sturmfluten (PÜ < 0,001) ableiten<br />

zu können, wurde 2002 das dreijährige Forschungsvorhaben „Modellgestützte Untersuchungen<br />

zu Sturmfluten mit sehr geringen Eintrittswahrscheinlichkeiten (MUSE)“ genehmigt. Das Forschungsvorhaben<br />

wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (bmbf) finanziert und durch das<br />

Kuratorium für Forschung im Küsteningenieurwesen (KFKI) fachlich begleited.<br />

2 Ziel und Organisation des Forschungsvorhabens MUSE<br />

Das Forschungsvorhaben MUSE ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Forschungsstelle Wasserwirtschaft<br />

und Umwelt (fwu) an der Universität Siegen, dem Deutschen Wetterdienst (DWD, Offenbach)<br />

und dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH, Hamburg). Das Untersuchungsgebiet<br />

ist die Nordsee und speziell die Deutsche Bucht.<br />

Zur Erreichung des Ziels wurde eine Aufgabenteilung der Kooperationspartner vorgenommen, die sich<br />

im wesentlichen wie folgt gliedert:<br />

Deutscher Wetterdienst (DWD)<br />

Der DWD berechnet mit numerischen Vorhersagemodellen physikalisch mögliche Wetter- bzw.<br />

Windsituationen, die zu außergewöhnlichen Sturmfluten führen können. Hier ist wichtig zu beachten,<br />

dass alle Berechnungsergebnisse physikalisch konsistent sind, d.h. es sind keine speziell<br />

konstruierten Wettersituationen, sondern es sind Wettersituationen, die auf realistischen Wetterausgangssituationen<br />

basieren und <strong>von</strong> den herkömmlichen Vorhersagemodellen berechnet werden<br />

und somit, wenn auch mit geringer Wahrscheinlichkeit, tatsächlich eintreten können.<br />

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