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Gönnert, G., Graßl, H., Kelletat, D., Kunz, H., Probst, B., von Storch, H ...

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GÖNNERT, G./ GRASSL, H./ KELLETAT, D./ KUNZ, H. / PROBST, B./ VON STORCH, H. / SÜNDERMANN, J.<br />

"Klimaänderung und Küstenschutz"<br />

gen Verfahrens und sogar das ca. 45fache im Vergleich zur mikroskaligen Methodik! Während die<br />

monetären Sachwerte der mikro- und makroskaligen Untersuchungen noch ähnliche Größenordnungen<br />

aufweisen, so zeigen wiederum die mesoskaligen Ergebnisse einen vier- bzw. fünf mal höheren Wert<br />

gegenüber den anderen Verfahren bzw. Maßstabsebenen 1 .<br />

Auch wenn wir an dieser Stelle mit der Stadt Kiel ein extremes Beispiel differenter Untersuchungsergebnisse<br />

gewählt haben - in ländlichen Räumen fallen die Unterschiede deutlich geringer aus -, so<br />

zeigt diese Darstellung doch sehr eindrucksvoll die teils eklatanten Diskrepanzen zwischen den verschiedenen<br />

Maßstabsebenen. Diese resultieren zum einen aus der unterschiedlichen Abgrenzung der<br />

potenziellen Überflutungsgebiete, sind aber zum anderen auch auf teils erhebliche methodische Unterschiede<br />

der Verfahren zurückzuführen. So werden z.B. mit der mesoskaligen Methode die Einwohner<br />

auf die Wohnbebauung (identifiziert anhand der TK50) im potenziellen Überflutungsgebiet (abgegrenzt<br />

anhand der 5 m-Isohypse) übertragen, während bei dem mikroskaligen Verfahren die realen<br />

Einwohnerzahlen (selektiert aus dem Einwohnermelderegister) den entsprechenden Adressen der Gebäude<br />

(ermittelt über Straßenkataster und Nutzungskartierungen) im potenziellen Überflutungsgebiet<br />

(abgegrenzt anhand der 4 m-Isohypse) zugeordnet werden.<br />

Die aufgezeigten Differenzen bestätigen die Forderung nach mikroskaligen Vulnerabilitätsstudien<br />

insbesondere für die konkrete Maßnahmenplanung und vor dem Hintergrund <strong>von</strong> Kosten-Nutzen-<br />

Überlegungen sowie einer zunehmenden Verknappung öffentlicher Mittel. Da mikroskalige Verfahren<br />

aber aufgrund ihres erheblichen Aufwandes nur selten machbar sind, scheint es zukünftig sinnvoll, auf<br />

der Basis der bestehenden methodischen Ansätze ein standardisiertes Verfahren zu entwickeln. Zudem<br />

sollte der Schnittbereich zwischen der meso- und mikroskaligen Methodik näher beleuchtet werden,<br />

um zukünftige Analysen mit geringerem Aufwand zu ermöglichen.<br />

5 Gesellschaftliche Risikobetrachtung<br />

Es ist unumstritten, dass das gesellschaftliche Urteil auch das Management <strong>von</strong> Naturrisiken determiniert.<br />

So ist die drängende gesellschaftspolitische Frage nach der Risikovorsorge, den Handlungsprioritäten<br />

und -präferenzen auch im Küstenraum nur unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Bewertung<br />

der Risiken und des Nutzens <strong>von</strong> anthropogenen Aktivitäten zu beantworten. Da Entscheidungen<br />

bezüglich des Umgangs mit Risiken, wie z.B. die Allokation der Mittel, <strong>von</strong> der Gesellschaft<br />

mitgetragen werden müssen, ist es erforderlich, die Sichtweise der betroffenen Bevölkerung zu verstehen<br />

und in zukünftige Maßnahmenplanungen zu integrieren.<br />

Während die gesellschaftliche Risikobewertung im Wesentlichen durch die Risikowahrnehmung<br />

(Perzeption) und spezifische Wertvorstellungen bedingt wird, kann die Integration der individuellen<br />

und kollektiven Meinungen und Bedürfnisse insbesondere durch eine verstärkte Partizipation der<br />

Öffentlichkeit ermöglicht werden.<br />

5.1 Risikobewertung im schleswig-holsteinischen Küstenraum<br />

Wie bewerten die Küstenbewohner das Sturmflutrisiko in den potenziell überflutungsgefährdeten<br />

Räumen Schleswig-Holsteins?<br />

Um diese Frage zu beantworten, haben wir im Rahmen der Forschungsprojekte MERK 2 und COM-<br />

RISK 3 (MERTSCH, 2003; REESE et al., 2003; KAISER et al., 2004) an der Nordseeküste (St. Peter-<br />

1 Unser Ergebnisvergleich bezieht sich in diesem Fall ausschließlich auf die Gesamtergebnisse der verschiedenen Verfahren und berücksichtigt<br />

nicht die methodischen Unterschiede wie z.B. die Wahl und Analysetechnik verschiedener Schadenskategorien. Bei einer Gegenüberstellung<br />

der komparablen Ergebnisse (z.B. gleicher Schadenskategorien) zeigen sich aber ähnliche Verhältnisse (vgl. REESE, 2003).<br />

2 MERK = Mikroskalige Evaluation der Risiken in überflutungsgefährdeten Küstenniederungen, gefördert vom Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung und Ministerium für ländliche Räume, Landesplanung, Landwirtschaft und Tourismus Schleswig-Holstein.<br />

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