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Gönnert, G., Graßl, H., Kelletat, D., Kunz, H., Probst, B., von Storch, H ...

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GÖNNERT, G./ GRASSL, H./ KELLETAT, D./ KUNZ, H. / PROBST, B./ VON STORCH, H. / SÜNDERMANN, J.<br />

"Klimaänderung und Küstenschutz"<br />

liches Überflutungsereignis vorbereitet (Deicheffekt). Insbesondere eine Verbesserung des Wissens um<br />

mögliche präventive bzw. reaktive Maßnahmen könnte im Ereignisfall mögliche Schäden - auch an<br />

Personen - minimieren. Hierzu ist eine veränderte Informationspolitik seitens der Kommunen und<br />

Behörden notwendig. Diese wird <strong>von</strong> den Einwohnern in St. Peter-Ording auch explizit gefordert.<br />

An der Ostseeküste hingegen führt die geringere Eintrittswahrscheinlichkeit extremer Ereignisse dazu,<br />

dass leichte Überschwemmungen das mentale Bild der Ostsee als Gefahrenquelle prägen. Lediglich in<br />

wenigen, periodisch überfluteten Teilräumen besteht hinsichtlich des Sturmflutrisikos ein ausgeprägtes<br />

Bewusstsein. Aber auch in diesen Teilräumen wird das Risiko lediglich auf der Basis der erfahrenen<br />

leichten Ereignisse bewertet, so dass die Vorsorgemaßnahmen nur unzureichend an ein Extremereignis<br />

angepasst sind. Darüber hinaus bestehen in weiten Räumen, die in der Vergangenheit nur sehr selten<br />

<strong>von</strong> Überflutungen betroffen waren, kaum Maßnahmen zum Schutz gegen den Einfluss des Meeres.<br />

Hier bestimmen insbesondere natürliche Strukturen, wie z.B. historisch gewachsene Strandwälle und<br />

Dünen, das Bild des Küstenschutzes. Wo diese aber fehlen, nämlich in den urbanen Zentren, die allesamt<br />

nicht hochwassersicher angelegt wurden, ist die Vulnerabilität gegenüber einem (wenn auch seltenen)<br />

Extremhochwasser besonders hoch. Außerdem ist hier vielfach auch eine gewisse Sorglosigkeit<br />

im Umgang mit dem Sturmflutrisiko zu konstatieren. Diese kommt z.B. dadurch zum Ausdruck, dass<br />

auch heute noch vielerorts in unmittelbarer Nähe zur Ostsee neue Gebäude ohne jegliche Schutzmaßnahmen<br />

errichtet werden.<br />

5.2 Partizipation der Bevölkerung<br />

Die Wertvorstellungen und Meinungen der Bevölkerung sollten zukünftig auch im Rahmen des Risikomanagements<br />

im Küstenraum Berücksichtigung finden. Die prinzipiellen und idealer Weise zu erwartenden<br />

Vorteile eines solchen partizipativen Ansatzes sind offensichtlich: die Bevölkerung greift<br />

gestaltend in die Entwicklung ihres Umfeldes ein und der Politikverdrossenheit wird durch das Erfahren<br />

demokratischer Verhaltensweisen und die aktive Integration in das Sozialsystem entgegengewirkt.<br />

Dieses begünstigt einen Wiederaufbau des Vertrauensverhältnisses zwischen Gesellschaft und Staat<br />

und bewegt die Beteiligten möglicherweise zu einem dauerhaften gesellschaftspolitischen Engagement.<br />

Außerdem kann sich die Partizipation positiv auf die Planungsqualität auswirken, da diese sich<br />

dem kritischen Auge der Öffentlichkeit stellen muss und auf der Basis lokalspezifischen Wissens und<br />

Erfahrungen Fehler identifiziert werden können. Eine korrekte und faire Beteiligung ermöglicht zudem<br />

eine Konsensbildung und die Identifikation der Beteiligten mit den Planungsergebnissen. Die<br />

Verantwortung wird so auf eine breite Basis verteilt, was Schuldzuschreibungen bei negativen Auswirkungen<br />

der Planungen verhindert. Ein wichtiger Aspekt der Partizipation ist auch der Wissensgewinn<br />

aller Akteure. So können sowohl die Planer und Politiker als auch die Bevölkerung wichtige<br />

Erkenntnisse über lokale Zusammenhänge erschließen und sich über ihre gesellschaftliche Verantwortung<br />

bewusst werden (vgl. MARKAU, 2003).<br />

Neben den zahlreichen Vorteilen partizipativer Planungen sind hiermit aber auch Schwierigkeiten und<br />

Probleme verbunden. So blockieren unflexible Planer und Verwaltungsangehörige immer wieder eine<br />

korrekte Beteiligung z.B. aus Konfliktangst, Mangel an Interesse, Angst vor Mehraufwand und organisatorischer<br />

und fachlicher Überforderung. Zudem führen die fehlenden bzw. negativen Erfahrungen<br />

der Bürger oft zu resignativer Selbstbegrenzung und Apathie und nicht zuletzt erschweren verfahrenstechnische<br />

Probleme immer wieder den verstärkten Einsatz partizipativer Instrumente auch im Risikomanagement<br />

<strong>von</strong> Naturgefahren.<br />

Auch die schleswig-holsteinische Küstenschutzverwaltung sieht in der Partizipation der Öffentlichkeit<br />

einen wichtigen Aspekt nachhaltigen und integrativen Verwaltungshandelns. So ist z.B. ein wesentlicher<br />

Bestandteil der Beteiligung der Öffentlichkeit „…deren umfassende Information über die Planungen<br />

im Küstenschutz. Das Informieren dient auch dazu, die Bevölkerung über die Bedeutung des<br />

Küstenschutzes - als eine wesentliche Voraussetzung für eine nachhaltige Nutzung der Küstenniede-<br />

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