Katalog 67 Fertig.qxp - Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner
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In den Tagebüchern Cosima Wagners nicht erwähnte Absenderin, die sich als „treueste<br />
Verehrerin“ empfiehlt und bei der es sich offenbar um eine Instrumentalistin handelt. Zu<br />
Beginn ihres außerordentlich langen Schreibens geht Passardi auf die aktuelle Situation des<br />
„hochgeehrten Meisters“ ein (so die Anrede), der „nun so sehr in Anspruch genommen“<br />
sei: „Wie glücklich sind die Künstler, die nun in Ihrer Nähe weilen und unter Ihrer Leitung<br />
ein Meisterwerk Ihres Genies aufführen werden“ – dies wohl der eindeutige Hinweis auf die<br />
Datierung des Briefes auf die Probenzeit für die ersten Bayreuther Festspiele (der unvollst.<br />
erhaltene Briefstempel könnte dann auf den 13. Juni 1876 datiert werden). Dann weist sie<br />
auf eine frühere Begegnung hin: „Als Sie das erste Mal in Paris waren um den Tannhäuser<br />
in Aufführung zu bringen [13. März 1861], da hatte ich das Glück nicht allein den hohen<br />
Meister, sondern auch den so liebenswürdigen Künstler persönlich kennen zu lernen und zu<br />
bewundern.“ Nun kommt sie auf ihr eigentliches Anliegen mit der Frage, „ob Richard<br />
Wagner eine kleine Künstlerin nicht retten<br />
will, die hier von aller Welt verlassen dem<br />
Wahnsinn nahe ist, trotz Talent, Bildung und<br />
dem energischen Kämpfen sich Bahn zu brechen.“<br />
Wie sie in diese Notlage gekommen<br />
ist, gibt sie ebenso wenig preis, wie die Art<br />
ihrer konkreten künstlerischen Betätigung.<br />
Lediglich der Hinweis, dass man „mir auch<br />
mein Piano genommen“ und sie in Amerika<br />
„mit Rubinstein in einer Matinée mit vielem<br />
Beifall im Duo“ gespielt habe, lässt die<br />
Vermutung zu, dass Passardi Pianistin gewesen<br />
ist: „... mit heißen Thränen flehe ich Sie<br />
an, mir nur 20 oder 25 Thaler zu senden, die<br />
ich in drei Monaten sicher zurück erstatten<br />
würde ...“ – Vermutlich handelt es sich nur um<br />
einen von vielen Bittbriefen, die Wagner in<br />
Bayreuth erhielt. Er wird ihn sicher beiseite<br />
gelegt haben, zumal für gewöhnlich die<br />
Frauen die Männer zu retten haben, wie seine<br />
Musikdramen dies immer wieder thematisieren,<br />
und nicht umgekehrt!<br />
87. [Wagner, Cosima] LISZT, Cosima (1837-1930). Früher eigenh. Brief der zwanzigjährigen<br />
Cosima Liszt an den Musikverleger Heinrich Schlesinger in Berlin, 31. Januar [1857,<br />
Jahresangabe auf der Rückseite in anderer Hand], 1 S. kl.-4to (22 x 14,2 cm) auf<br />
Doppelblatt mit inliegendem Briefumschlag. € 750,—<br />
Setzt sich für die Publikation der Lieder ihres Vaters, Franz Liszt, ein: „J’ai appris monsieur<br />
que vous aviez publié les Lieder de mon père et je serai bien désireuse de les voir<br />
imprimées“ – besonders wegen eines derselben müsse sie mit ihm persönlich sprechen; sie<br />
bittet um einen Besuch am gleichen Tage. Sodann erinnert sie an ein Treffen in Paris, bei<br />
dem er Berliner Spielzeug mitgebracht habe: „Je ne sais si vous vous souvenez encore des<br />
trois enfants de la rue Pigalle auxquels vous avez dans le temps apporté de bien beaux joujoux<br />
de Berlin…“ – Briefe Cosima Liszts aus so früher Zeit sind äußerst selten.