Katalog 67 Fertig.qxp - Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner
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Die ersten ‚Quatuors Concertants’<br />
136. BOCCHERINI, Luigi (1743-1805). Sei Quartetti Concertanti Per Due Violini, Alto é<br />
Violoncello [...] Opera XXVII. Paris, Sieber [vor 1793]. Stimmen in Stich, folio: 13, 11, 13,<br />
Vc. (13 S.). Stimmhefte mit Papierumschlag d. Z. Durchgehend leichte Alterungsspuren,<br />
stellenweise etwas fleckig, sonst aber guter Zustand. € 380,—<br />
RISM B 3134; Gérard 191, 194, 192, 190, 189, 193. – Etwas späterer Abzug der<br />
Erstausgabe, die (laut Lesure) um 1778 bei Sieber erschienen war; hier liegt sie in einem<br />
Abzug ohne Pl.-Nr. vor, doch ist sie unter Verwendung der Original-Stichplatten hergestellt,<br />
nun mit der Adressvariante chez l’Apothicaire N. 92 sowie der revolutionären<br />
Privilegerteilung A. P. D. P. (avec privilège du peuple!). – Diese 1776-78 komponierte<br />
Quartettreihe kursierte auch als op. 24 und war ursprünglich Don Luigi, Infante d’Ispagna<br />
gewidmet. Der Begriff Quartetti Concertanti taucht hier erstmals im Bereich des<br />
Streichquartetts auf, und Boccherini wird hiermit eine stilbildende Wirkung zugestanden.<br />
Das Wesentliche daran ist der Rollentausch, den die vier Streicher in der musikalischen<br />
Führung haben, womit insbesondere eine Verteilung des virtuosen Passagenwerks über alle<br />
Stimmen angestrebt wird. Hinsichtlich der Werktitel wird sich das in der weit verbreiteten<br />
Formulierung Quatuor Concertant niederschlagen. (Siehe das Standardwerk von D. L.<br />
Trimpert: Die Quatuors concertants von Giuseppe Cambini, Tutzing 19<strong>67</strong>, das bereits die<br />
Wirkungsgeschichte Boccherinis behandelt.) Siehe Abbildung Seite 99.<br />
137. BOULANGER, Lili (1893-1918). Vieille Prière bouddhique. Prière quotidienne pour<br />
tout l’univers pour Ténor, Choeurs et Orchestre. Paris, Durand & Fils, Verl.-Nr. 10089<br />
[1921]. 15 S. folio, OUmschlag, ganz leichte Randschäden. € 75,—<br />
Erstausgabe. Begonnen 1914 in der Villa Massimo (L. Boulanger hatte 1913 als erste Frau<br />
den Prix de Rome gewonnen), wurde das Werk 1917 vollendet und erst posthum publiziert.<br />
138. BRAUNFELS, Walter (1882–1954). Phantastische Erscheinungen eines Themas von<br />
Hektor Berlioz für grosses Orchester […] Op. 23. Wien, Universal Edition, Verl.-Nr. 6398,<br />
© 1919. 208 S. Partitur, groß-folio. OBroschur; allgemein schwach gebräunt. Insgesamt<br />
sehr gutes Exemplar mit der aufgestempelten Nummerierung 077. € 190,—<br />
Nicht in den Handel gekommene Dirigierpartitur. – Neben dem großen romantischen<br />
Orchester (mit „möglichst starkem Streichkörper“) sind zwei Harfen, Xylophon u. erweitertes<br />
Schlagwerk zu besetzen. Auf eine kurze Einleitung, in der das Thema bereits anklingt<br />
(Mephistos ‚Flohlied’ aus La damnation de Faust), folgt als „1. Erscheinung“ das Thema<br />
selbst, das von einem Kornett a Piston solo vorgetragen wird. Es schließen sich noch elf<br />
weitere „Erscheinungen“ an, worunter man Variationen im erweiterten Sinn oder<br />
Metamorphosen zu verstehen hat. Ein außerordentlich langes „Finale“, in dem jenes<br />
Thema weiterhin eine wichtige Rolle spielt, beschließt das virtuos instrumentierte Werk.<br />
Braunfels gehörte zu den erfolgreichsten Komponisten der Weimarer Republik, und seine<br />
Oper Die Vögel (in München am 30. November 1920 uraufgeführt) konnte damals mit den<br />
Werken eines Franz Schreker oder Richard Strauss durchaus konkurrieren. Ab 1925 leitete<br />
er zusammen mit Hermann Abendroth die neu gegründete Kölner Musikhochschule, ein<br />
Amt, das er 1933 als bekannter Gegner der Nationalsozialisten und Halbjude rasch verlor.