Katalog 67 Fertig.qxp - Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner
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Weitere Musikdrucke (18. bis 20. Jahrhunderts)<br />
Der größte [großformatigste] <strong>Dr</strong>uck der Bach-Familie<br />
125. BACH, Carl Philipp Emanuel (1714-1788). Heilig, mit zwey Choeren und einer<br />
Ariette zur Einleitung, von Carl Philipp Emanuel Bach. Hamburg, im Verlage des Autors.<br />
Aus der Breitkopfischen Buchdruckerey zu Leipzig. 1779. 1 Bl. Titel (mit sehr hübscher<br />
Vignette) + Pränumerantenverzeichnis, 22 S. Partitur in Imperialfolio (470 x 320 mm),<br />
Typendruck; wegen des Überformats wie üblich Knickfalte in der Mitte (zum Versand an<br />
die Besteller); durchgehende Altersbräunung; neuer marmorierter Kartonbd. € 2.900,—<br />
Wotquenne Nr. 217; BUC S. 72; RISM B 120. – Dieser Musikdruck ist nicht nur infolge des<br />
Großformates einer der außergewöhnlichsten des 18. Jahrhunderts. Die Partiturgröße ist<br />
durch die Anlage der Komposition bedingt, da nicht nur zwei örtlich getrennte Chöre verlangt<br />
werden (“Chor der Engel” und “Chor der Völker”); jeder Chor hat auch ein eigenes<br />
Orchester, sodass auf jeder Partiturseite 28 Notensysteme benötigt werden.<br />
Außergewöhnlich ist auch der Zweck dieser Komposition: “Dieses Heilig ist ein Versuch,<br />
durch ganz natürliche und gewöhnliche harmonische Fortschreitungen eine weit stärkere<br />
Aufmerksamkeit und Empfindung zu erregen, als man mit aller ängstlichen Chromatik nicht<br />
im Stande ist zu thun. Es soll mein Schwanen Lied, von dieser Art, seyn, und dazu dienen,<br />
daß man meiner nach meinem Tode nicht zu bald vergessen möge” (E. Suchalla, Briefe von<br />
C. P. E. Bach an J. G. I. Breitkopf...., Tutzing 1985, S. 85). - Bachs Heilig erschien auf Subskription;<br />
die erwähnte Briefausgabe erlaubt auch, nicht nur den enormen Arbeitsaufwand<br />
des Subskriptionswesens für den Komponisten zu ermessen, sondern auch die damit<br />
verbundene Verdienstmöglichkeit. Diese konnte (nach Abzug der <strong>Dr</strong>uckkosten) bei einer<br />
Berühmtheit wie Bach das halbe Jahresgehalt eines wohlbestallten Musikers ausmachen;<br />
allerdings war dies in der Zeit des gesetzlich noch völlig ungeschützten künstlerischen<br />
Eigentums die einzige effiziente Methode, eine Komposition zu “verwerten”.