Katalog 67 Fertig.qxp - Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner
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Braunfels zog sich während des ‘<strong>Dr</strong>ittes Reich’ an den Bodensee zurück und konnte dort<br />
weiterhin komponieren, jedoch ohne Aufführungsmöglichkeiten. Nach dem Krieg war er<br />
wieder an der alten Wirkungsstätte tätig, doch der nazi-bedingte Rezeptionsbruch ist bis<br />
heute nur teilweise revidiert worden.<br />
Nr. 136 Nr. 139<br />
Die Erstausgabe von Brahms’ Erster Sinfonie<br />
139. BRAHMS, Johannes (1833-1897). Symphonie (C moll) für Großes Orchester [...] Op.<br />
68. Berlin, Simrock, Verl.-Nr. 7957, 1877. 100 S. Partitur in Stich (Titel in Lithographie),<br />
großfolio. Schöner zeitgenöss. HLdrbd., leicht bestoßen; Lederteile leicht berieben. Archivexemplar<br />
mit vereinzelten Bleistifteinträgen, sonst keine Benützungsspuren. Auf dem vorderen<br />
Vorsatzblatt (recto) befindet sich eine kulturgeschichtlich interessante Widmung:<br />
Herrn Max Lewandowsky zu Dank und Ehren. Der Synagogenchor der israelit. Gemeinde<br />
zu Marburg / Lahn. € 950,—<br />
McCorkle, S. 292. Hofmann, S. 146f. Erstausgabe der Partitur. – Brahms, der sich als<br />
Fortsetzer der traditionellen Musik betrachtete, bewunderte die Sinfonien Beethovens als<br />
unübertreffliche Meisterwerke; gerade deshalb wurden diese für ihn zu einer fast unüberwindlichen<br />
Hypothek. Die Komposition einer eigenen Sinfonie begann Brahms immer wieder<br />
– doch verwarf er sie regelmäßig. Bis er dann tatsächlich zu einem Ergebnis kam, benötigte<br />
er rund 14 Jahren (1862–1876). Die Uraufführung fand am 4. November 1876 (also im<br />
Jahr der ersten Bayreuther Festspiele!) unter der Leitung von Otto Dessoff in Karlsruhe<br />
statt, und schon bald kursierte unter Anspielung auf Beethoven dieses Werk unter dem<br />
ehrenden Beinamen „Zehnte Sinfonie“. Im übrigen wurde immer wieder auf den Charakter<br />
des Hauptthemas im Finale hingewiesen, das – ohne Beethovens „An die Freude“ wirklich<br />
zu paraphrasieren – durchaus verwandtschaftliche Züge aufweist. – Der 1874 in Hamburg<br />
geborene Max Lewandowski wirkte u. a. als Theaterkapellmeister und (zuletzt) als Chordirigent<br />
in Kiel.