Die Millennium-Entwicklungsziele - sef
Die Millennium-Entwicklungsziele - sef
Die Millennium-Entwicklungsziele - sef
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Die</strong> lange Ausblendung des Themas ist auch darauf zurückzuführen,<br />
dass ungleiche Verteilung lange Zeit als wachstumsförderlich<br />
angesehen wurde, 5 da dadurch die Investitionsbereitschaft<br />
steige (wohlhabende Schichten investieren eher<br />
als Arme, die ihr Einkommen für Konsum aufwenden) und<br />
in Folge auch das Einkommen der ärmeren Schichten (trickle<br />
down-Ansatz). Zudem vergrößere sich der Anreiz für Menschen<br />
am unteren Ende der Einkommensskala zu mehr Leistung,<br />
um ein höheres Einkommen zu erlangen. Oder, um es mit<br />
Margaret Thatcher zu sagen: »Es ist unsere Aufgabe, Ungleichheit<br />
zu glorifizieren, und dafür zu sorgen, dass sich Talente<br />
und Fähigkeiten zu unser aller Nutzen ›Luft machen‹ und ihren<br />
Ausdruck finden.« (zit. n. Wade 2004, 582).<br />
Mittlerweile hat sich aber die Erkenntnis durchgesetzt, dass<br />
Ungleichverteilung nicht nur ein moralisches, sondern auch ein<br />
ökonomisches Problem darstellt. Empirische Untersuchungen<br />
kommen zunehmend zu dem Ergebnis, dass ein hohes Ausmaß<br />
an Einkommensungleichheit Wachstum bremst (Stewart<br />
2000). 6 Ein Grund hierfür ist, dass bei einem hohen Ausmaß an<br />
Ungleichheit große Teile der Bevölkerung vom Zugang zu produktiven<br />
Tätigkeiten ausgeschlossen sind (UNDP 2002), unter<br />
anderem durch fehlende Bildungs- und Kreditmöglichkeiten.<br />
Wenn Einkommen und Vermögen in einer Gesellschaft sehr<br />
ungleich verteilt sind, schmälert dies aber nicht nur das Wachstumspotenzial,<br />
sondern das erreichte Wachstum trägt auch viel<br />
weniger zur Armutsminderung bei als in egalitäreren Gesellschaften<br />
(WIDER 2004a).<br />
In internationale Politikformulierungen hält diese Erkenntnis<br />
bisher jedoch keinen Einzug. Auch in den MDGs finden<br />
Verteilungsindikatoren trotz der ökonomischen Sinnhaftigkeit<br />
5 Sehr einflussreich waren in diesem Zusammenhang die Thesen des Ökonomen<br />
Simon Kuznets (1955).<br />
6 Auch die Weltbank kommt mittlerweile zu diesem Schluss, auch wenn sie<br />
Ungleichheit auf Chancenungleichheit beschränkt (Weltbank 2005).<br />
145