Die Millennium-Entwicklungsziele - sef
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kann dazu führen, dass voreilig Erfolge verkündet werden, es<br />
kann aber auch die Fehlleitung von Ressourcen bedeuten.<br />
Im Fall von Bildung erscheint beispielsweise das Ziel allgemeiner<br />
Grundschulbildung politisch attraktiv, doch führt<br />
es zwangsläufig zu Entwicklung? Könnte Afrika nicht mehr<br />
Wachstum erreichen, wenn einige der Finanzmittel für die<br />
Grundschulbildung in technische Schulen umgeleitet würden,<br />
um jene Maurer, Zimmerleute und Elektriker hervorzubringen,<br />
die auf dem Kontinent chronisch knapp sind? In einer Welt unbegrenzter<br />
Ressourcen ist mehr Bildung besser als weniger.<br />
Sind die Ressourcen aber begrenzt, ist es nötig, die Primärbildung<br />
gegen die sekundäre, berufliche und tertiäre Bildung auszubalancieren.<br />
Durch die Fokussierung auf die Bruttoschülerzahl<br />
vernachlässigt Afrika ein noch wichtigeres Problem: Seine<br />
Schulen weisen bei der Wissensvermittlung an die Schüler<br />
eine ärmliche Bilanz auf. Viele Faktoren tragen hierzu bei, unter<br />
anderem unqualifizierte Lehrer, schlechte Lehreraus- und<br />
-fortbildung, niedrige Gehälter, unfähige Verwaltungen, Versorgungsmangel,<br />
schlechte Bücher und Lehrmittel, Unterricht<br />
in nicht vertrauten Kolonialsprachen sowie Lehrmethoden, die<br />
auf Auswendiglernen beruhen.<br />
Das Beispiel Sambia veranschaulicht das Problem falscher<br />
Schwerpunktsetzung. In der Kolonialzeit wurde an den Eliteschulen<br />
für die Kinder von Kolonialbeamten in Englisch unterrichtet,<br />
während so genannte Eingeborenenschulen sich der<br />
einheimischen Sprachen bedienten. Als Ausdruck politischer<br />
Symbolik verfügte Sambias erste Regierung, dass alle Kinder<br />
in Englisch unterrichtet werden sollten. Niemand wies darauf<br />
hin, dass es zu wenig Lehrer gab und auf dem Lande nur sehr<br />
wenige Familien Englisch sprachen. Dreißig Jahre vergingen,<br />
bevor systematische Bemühungen unternommen wurden, die<br />
Alphabetisierung zu messen. Dann wurde ermittelt, dass drei<br />
Viertel der Grundschulabsolventen funktionale An alphabeten<br />
waren, weil sie den Unterricht in einer Fremdsprache nur über<br />
sich hatten ergehen lassen.<br />
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