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Gutachten zur Abwehr von Vögeln in der Landwirtschaft in ...

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estandsreduzierende Maßnahmen kaum durchführbar s<strong>in</strong>d, sofern nicht jährlich Tausende<br />

<strong>von</strong> Gänsen geschossen würden. Erschwert wird die Situation dadurch, dass es sich um<br />

Zugvogelpopulationen handelt, <strong>der</strong>en Brutgebiete zumeist <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n liegen als die<br />

Überw<strong>in</strong>terungsgebiete. H<strong>in</strong>gegen wird <strong>von</strong> an<strong>der</strong>er Seite entgegen gehalten, dass die Jagd<br />

im gesamteuropäischen Maßstab, zum<strong>in</strong>dest bei e<strong>in</strong>igen Arten (vor allem <strong>der</strong> Zwerggans)<br />

starke Bestandsrückgänge verursacht (MADSEN et al. 1996, MOOIJ 1999, 1999a). So stellt<br />

z.B. die Zunahme <strong>der</strong> Bläßgans <strong>in</strong> Mitteleuropa ke<strong>in</strong>e tatsächliche Zunahme dar, son<strong>der</strong>n<br />

resultierte aus e<strong>in</strong>er Verlagerung <strong>der</strong> Zugwege, die mit e<strong>in</strong>er ungünstigen Ernährungslage <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em sehr hohen Jagdruck erklärt wird (MOOIJ 1997).<br />

Generell ist e<strong>in</strong>e Bejagung <strong>in</strong> dieser Intensität aus Sicht des Tier- und Naturschutzes nicht zu<br />

verantworten (z.B. RICHARZ et al. 2001).<br />

8.6.3 Fazit Bejagung<br />

Auch wenn Bejagung immer als erstes Mittel <strong>der</strong> Wahl <strong>zur</strong> Lösung <strong>der</strong> Gänseproblematik<br />

angesehen wird, hält dies e<strong>in</strong>er fachlichen Analyse nicht stand. E<strong>in</strong> Zusammenhang<br />

zwischen „mehr Jagd gleich weniger Gänseschäden“ ist nur auf e<strong>in</strong>zelnen lokalen Flächen<br />

möglich – und selbst hier stellt sich die Frage, ob sich das über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum<br />

h<strong>in</strong>weg rechnet. Großräumig betrachtet ist Jagd kontraproduktiv, da sie die<br />

Vergrämungsmaßnahme darstellt, die am meisten den Energieaufwand <strong>der</strong> Gänse erhöht<br />

und damit die Problematik am meisten verschärft. So haben sich – nicht nur <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz – die Klagen über Schäden gerade ab <strong>der</strong> Zeit vermehrt, seitdem es zu<br />

Abschußgenehmigungen gekommen ist. E<strong>in</strong>e starke Bestandsreduktion durch Jagd ist<br />

realistisch kaum möglich und auch nicht zu befürworten.<br />

Jagdliche E<strong>in</strong>griffe s<strong>in</strong>d somit als Mittel <strong>zur</strong> überregionalen Lösung <strong>von</strong> Gänseschäden nur<br />

wenig geeignet. Unabhängig <strong>von</strong> da<strong>von</strong>, dass sie eher kontraproduktiv s<strong>in</strong>d, können sie<br />

außerdem weitreichende biologische Konsequenzen nach sich ziehen (z.B. Störungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Sozialstruktur, Verwechslung mit seltenen Arten, Störung sonstiger Arten), die vor allem aus<br />

Sicht des Naturschutzes angemahnt werden (MOOIJ 1999b). Außerdem besteht hierbei die<br />

Gefahr <strong>der</strong> Verwechslung mit an<strong>der</strong>en nicht zu jagenden „Grauen Gänsen“, die gerade im<br />

Flug schwer ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu halten s<strong>in</strong>d.<br />

Wenn Jagd s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>gesetzt werden soll, dann nur <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em<br />

überregionalen Konzept, bei dem selektiv und punktuell zu gewissen Zeiten an gewissen<br />

Orten Gänse vergrämt werden sollen (s.u.). In diesem Zusammenhang muß darauf<br />

h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass die überall übliche Benutzung <strong>von</strong> Bleischrot <strong>zur</strong> Gänsejagd sehr<br />

umstritten ist, zumal Blei über die Nahrungskette <strong>in</strong> Boden und Wasser gelangen und damit<br />

den Menschen gefährden kann. So sollten sich gemäß dem African-Eurasian Waterbird<br />

Agreement (AEWA), das Deutschland ratifiziert hat, die Vertragsparteien „bemühen“, bis<br />

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