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Gutachten zur Abwehr von Vögeln in der Landwirtschaft in ...

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Die Schadvogelarten Seite 7<br />

Populationen (<strong>in</strong>klusive norddeutsche) ab <strong>der</strong> 2. Junidekade. Der Zug wird <strong>in</strong><br />

„Zwischenzielen“ durch die e<strong>in</strong>setzende Mauser vorläufig beendet (FLIEGE 1984). Während<br />

<strong>der</strong> Zugzeit bilden Stare große bis sehr große Schwärme, die mehrere Hun<strong>der</strong>ttausend Tiere<br />

umfassen können. Für Algerien und Tunesien wurde zeit- und stellenweise über Schlafplätze<br />

<strong>von</strong> bis zu 3-6 Mio. <strong>Vögeln</strong> berichtet (FLIEGE 1984). Das Schwarmverhalten <strong>der</strong> Stare zeigt<br />

ausgeprägte Eigenheiten. So ist zum Beispiel belegt, dass beim morgendlichen Erreichen<br />

<strong>der</strong> Nahrungsgebiete das Schwarmverhalten schwächer ausgeprägt ist (mehrere kle<strong>in</strong>e<br />

Schwärme) als am Abend, wenn sich die Rast- und Schlafgesellschaften bilden (wenige sehr<br />

große Schwärme) (CLERGEAU 1990). In Gebieten h<strong>in</strong>gegen, <strong>in</strong> denen Nahrung <strong>in</strong><br />

ausreichen<strong>der</strong> Menge <strong>zur</strong> Verfügung steht (z.B. an Mülldeponien) sche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Trend<br />

(morgendliche und abendliche Unterschiede) schwächer zu se<strong>in</strong> (CLERGEAU 1990).<br />

Ab Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts war e<strong>in</strong>e starke Vermehrung <strong>der</strong> Stare <strong>in</strong> Europa<br />

(BERTHOLD 1968) zu verzeichnen. Zudem wurde e<strong>in</strong>e nordwärts gerichtete Ausdehnung <strong>der</strong><br />

Areale und Anstieg <strong>der</strong> Bestände <strong>in</strong> Mitteleuropa gut dokumentiert (BERTHOLD 1968).<br />

Während dieser Phase wurden Stare auch nach Australien und Nordamerika e<strong>in</strong>geschleppt,<br />

wo sie sich vermehrten (VAN DEN BOSCH, METZ & DIEKMANN 1990, BERTHOLD 1968). In den<br />

1960er und frühen 1970er Jahren erreichten die skand<strong>in</strong>avische Starenpopulation ihr<br />

Bestands- und Besiedlungsmaximum (ORELL & OJANEN 1980). Faktisch liegen die Gründe für<br />

diese Bestandszuwächse <strong>in</strong> klimatischen Verän<strong>der</strong>ungen (mil<strong>der</strong>e Frühjahre, Spätherbste<br />

und mil<strong>der</strong>e W<strong>in</strong>ter <strong>in</strong> Mitteleuropa) (BERTHOLD 1968) und e<strong>in</strong>em breiten Nahrungsangebot<br />

begründet (OELKE 1967). H<strong>in</strong>zu kommt e<strong>in</strong> breites Angebot an Nistplätzen (OELKE 1967)<br />

sowie Erschließung neuer Nahrungsgründe im Rahmen <strong>der</strong> Urbanisierung <strong>der</strong> Stare (z.B.<br />

Müllplätze) (BERTHOLD 1968).<br />

Bed<strong>in</strong>gt durch die aufgeführten Verän<strong>der</strong>ungen nahm <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> nördlich<br />

überw<strong>in</strong>ternden Tiere zu, was e<strong>in</strong>e frühere Ankunft <strong>in</strong> den Brutgebieten zufolge hatte<br />

(BERTHOLD 1968). Fortpflanzungsphysiologische Untersuchungen <strong>von</strong> BERTHOLD (1968)<br />

ergaben weiterh<strong>in</strong>, dass die e<strong>in</strong>jährigen Stare ausnahmslos bereits im 2. Kalen<strong>der</strong>jahr<br />

geschlechtsreif waren und <strong>zur</strong> Brut schritten. Die mehrjährigen Altvögel zeigen zudem e<strong>in</strong>e<br />

verfrühte Gonadenreife, was zu früheren Bruten führte (BERTHOLD 1968). Je nördlicher das<br />

Brutgebiet, desto früher kehren die Altstare <strong>in</strong> ihr Brutgebiet <strong>zur</strong>ück. Je weiter nördlich o<strong>der</strong><br />

östlich das Brutgebiet liegt, desto höher ist <strong>der</strong> Anteil nichtbrüten<strong>der</strong> E<strong>in</strong>jähriger. Mitteleuropa<br />

nimmt entlang dieser Gradienten e<strong>in</strong>e Zwischenstellung e<strong>in</strong> (BERTHOLD 1964).<br />

In <strong>der</strong> Folge des früheren Brutbeg<strong>in</strong>ns stieg additiv die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit <strong>von</strong><br />

Zweitbruten. Summa summarum ergab sich somit e<strong>in</strong>e stark erhöhte Reproduktionsrate, was<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Massenvermehrung dieser S<strong>in</strong>gvögel endete.

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