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Gutachten zur Abwehr von Vögeln in der Landwirtschaft in ...

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Das große Problem besteht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie dar<strong>in</strong>, dass es ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlichen und pragmatisch<br />

handhabbaren Kriterien <strong>zur</strong> realistischen Schadensermittlung gibt (s.o.), zumal diese oft<br />

nicht nach fachlichen Kriterien durchgeführt werden. Dies kann zu e<strong>in</strong>er starken<br />

Ungleichbehandlung verschiedener Landwirte führen, zumal häufig unrealistisch hohe<br />

f<strong>in</strong>anzielle For<strong>der</strong>ungen gestellt werden. Diese Vorgehensweise hat sich daher nicht als<br />

zielführend erwiesen. Wesentlich s<strong>in</strong>nvoller ist es h<strong>in</strong>gegen, nicht die passive Duldung zu<br />

tolerieren und (<strong>in</strong> fragwürdiger Weise) zu entschädigen, son<strong>der</strong>n im aktiven S<strong>in</strong>ne nur<br />

Aufwendungen je<strong>der</strong> Art, die e<strong>in</strong>e Anwesenheit <strong>der</strong> Gänsen auf erwünschten Flächen gezielt<br />

för<strong>der</strong>t, f<strong>in</strong>anziell zu unterstützen. Hier bietet sich e<strong>in</strong> breites Feld <strong>von</strong> Möglichkeiten <strong>von</strong><br />

Ablenkungsfütterungen bis zu Schutz- und Ruhezonen an. Der große Vorteil dieser<br />

Vorgehensweise ist, dass die Gel<strong>der</strong> gezielt und s<strong>in</strong>nvoll zum Schutz <strong>der</strong> Gänse e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden können und ebenso dem Landwirt nutzen. Außerdem s<strong>in</strong>d die Kosten absehbar und<br />

die Höhe <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zusetzenden Mittel vorher abschätzbar.<br />

Zusätzlich besteht hierbei die Möglichkeit, sonstige För<strong>der</strong>mittel (für Extensivierungen,<br />

Stillegungen, Ökologisierung <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong>) s<strong>in</strong>nvoll im H<strong>in</strong>blick auf Gänseschutz, aber<br />

auch im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e vernünftige Agrarpolitik (u.a. auch im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Agenda 2000)<br />

e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.<br />

8.11 Toleranz<br />

Diese Alternative wird hier nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Theorie erwähnt, da e<strong>in</strong>e flächendeckende Duldung<br />

wohl kaum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität erreicht werden kann. Gänse übernutzen e<strong>in</strong>zelne Flächen<br />

aufgrund ihres natürlichen Verhaltens – wie alle Weidegänger – nie, son<strong>der</strong>n verstreuen sich<br />

über weite Bereiche, sofern die Möglichkeit dazu besteht bzw. zugelassen wird. Diese<br />

theoretische Voraussagen <strong>der</strong> Optimal forag<strong>in</strong>g theory (z.B. FRETWELL & LUCAS 1969,<br />

CHARNOV 1976) konnten auch bei Gänsen durch Freilanduntersuchugen bestätigt werden.<br />

(DRENT & SWIESTRA 1977, DRENT 1980, SPILLING & KONIGSTEDT 1995). Dar<strong>in</strong> begründet sich<br />

u.a. auch die bekanntermaßen extrem hohe Tragkapazität <strong>von</strong> Steppen und Savannen, wie<br />

es z.B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Serengeti <strong>in</strong> Afrika mit ihren enorm hohen Tieransammlungen e<strong>in</strong>drucksvoll vor<br />

Augen geführt wird.<br />

Zusätzlich ist bei e<strong>in</strong>er Duldung <strong>der</strong> Energieverbrauch ohne Vergrämungsmaßnahmen und<br />

ohne Jagd um e<strong>in</strong> Vielfaches niedriger, so dass bei Berücksichtigung aller nutzbaren<br />

Bereiche auf den wenigsten Flächen e<strong>in</strong> Beweidungsdruck <strong>in</strong> <strong>der</strong> Größenordnung ab 1500<br />

Gänsetagen/ha zustande käme (MOOIJ 1998, WILLE 2000). Auch wenn e<strong>in</strong>e<br />

flächendeckende Umsetzung utopisch ersche<strong>in</strong>t, stellt dies e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Alternative dar und<br />

sollte zum<strong>in</strong>dest auf Teilflächen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> übergeordnetes Konzept <strong>in</strong>tegriert werden (vgl. Kap.<br />

7.7, 7.8)<br />

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