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Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse - Berliner Beirat für ...

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spirituelle Armut verstanden werden muss. Armut ist nicht nur Einkommensarmut <strong>und</strong> wird<br />

von einschlägigen Experten/innen heute als Kumulation von Unterversorgungslagen <strong>und</strong><br />

sozialen Benachteiligungen beschrieben. 6<br />

Es gibt unzählige immaterielle Lebensbereiche, in denen Unterversorgung <strong>und</strong> Benachtei-<br />

ligung besteht. Dazu zählen Geldmangel <strong>und</strong> Kaufkraftschwäche, Bildungsbenachteili-<br />

gung, sozial-kulturelle Armut u. a. m. 7 Es existiert jedoch immer ein enger Zusammen-<br />

hang zwischen Einkommensarmut <strong>und</strong> diversen prekären Lebenslagen von Fami-<br />

lien 8 <strong>und</strong> der Zugang zu qualifizierter Erwerbsarbeit mit einer entsprechenden Entlohnung<br />

stellt bei aller „Mehrdimensionalität“ der Armut eine, wenn nicht die Ressource dar, um<br />

der „Armutsfalle“ zu entkommen. Hierbei sind aber die Chancen in der Gesellschaft un-<br />

gleich verteilt. 9<br />

Im ersten Kapitel der hier vorgelegten Studie „Armut, Armutsgefährdung <strong>und</strong> Armutsri-<br />

siken in Berlin – eine aktuelle <strong>Bestandsaufnahme</strong>“ wird der Armutsbegriff jedoch im<br />

wesentlichen auf das Einkommen, deren Quellen, deren Verteilung <strong>und</strong> Dimensionen<br />

beschränkt. Dazu werden die zur Verfügung stehende amtliche Sozialberichterstattung<br />

des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder <strong>und</strong> Sonderauswertungen des Mikrozensus 2008 der <strong>Berliner</strong><br />

Statistik betrachtet. Diese Herangehensweise bzw. „Reduzierung“ des Armutsbegriffs ist<br />

im Sinne einer aktuellen Ist-Stand-Analyse durchaus üblich, da Familien immer dann <strong>und</strong><br />

vor allem dann einer Armutsgefährdung <strong>und</strong> einem hohen Armutsrisiko unterliegen, wenn<br />

Eltern nur über geringe materielle Ressourcen verfügen. 10 Die hier vertretene Position des<br />

IFAD korrespondiert in dieser Beziehung mit der anerkannten Auffassung des ISS Frank-<br />

furt a. M.: „Armut ist mehr, als nur wenig Geld haben. Geld bleibt aber der Ausgangs-<br />

punkt. Sie beraubt Menschen ihrer materiellen Unabhängigkeit <strong>und</strong> damit der Fähigkeit,<br />

über existenzielle Fragen, über ihr „Schicksal“ selbst zu entscheiden. Sie wirkt mehrdi-<br />

6 Vgl. dazu Fußnote 1, aber auch: Holz, G./ Hock, B.: Infantilisierung von Armut begreifbar machen – Die<br />

AWO-ISS-Studien zu familiärer Armut. In: DIW Berlin, Vierteljahreshefte zur Wirtschaftsforschung 75(2006), 1,<br />

S. 77ff.<br />

7 Der Dritte Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsbericht der B<strong>und</strong>esregierung zeigt deutlich, dass Einkommensarmut oftmals<br />

mit einem Mangel an Bildung, ges<strong>und</strong>heitlichen Problemen, sozialer Isolation, schlechten Wohnbedingungen,<br />

eingeschränkten Möglichkeiten der Teilhabe am kulturellen Leben usw. verb<strong>und</strong>en ist. Dem liegt das<br />

Konzept der Teilhabe- <strong>und</strong> Verwirklichungschancen von Nobelpreisträger A. Sen zugr<strong>und</strong>e, welches die Bemessung<br />

von Wohlstand <strong>und</strong> Armut nicht auf die Analyse von Einkommensstrukturen beschränkt, sondern die<br />

verschiedensten Lebenslagen <strong>und</strong> ihre Dimensionen mit einbezieht. Als arm sind bei dieser Herangehensweise<br />

jene Familien zu betrachten, die neben dem Einkommen in f<strong>und</strong>amentalen Lebensbereichen unterversorgt<br />

sind. Insofern bedeutet Armut immer mehr als mangelnde finanzielle Ressourcen. Vgl.: B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong><br />

Arbeit <strong>und</strong> Soziales (Hrsg.) Bonn 2008. Lebenslagen in Deutschland. Der dritte Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsbericht<br />

der B<strong>und</strong>esregierung.<br />

8 Vgl. dazu: Hauser, R.: Das Maß der Armut: Armutsgrenzen im sozialstaatlichen Kontext. Der sozialstaatliche<br />

Diskurs. In: Huster, E.U./ Boeck, J./ Mogge-Grotjahn, H. (Hrsg.): Handbuch Armut <strong>und</strong> soziale Ausgrenzung,<br />

Wiesbaden 2008, S. 94ff.<br />

9 Vgl. dazu: B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Arbeit <strong>und</strong> Soziales: Mit neuem Mut. Nationale Strategie <strong>für</strong> Deutschland<br />

zur Umsetzung des Europäischen Jahres 2010 gegen Armut <strong>und</strong> soziale Ausgrenzung (national abgestimmter<br />

Entwurf, am 27.05.2009 an die EU-Kommission versendet), S. 3f.<br />

10 Vgl. dazu: Träger, J.: Familienarmut: Ursachen <strong>und</strong> Gegenstrategien...a. a. O., S. 1.<br />

I/F/A/D/B/E/R/L/I/N<br />

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