Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse - Berliner Beirat für ...
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8. Sind bestehende (staatliche) Maßnahmen <strong>und</strong> Angebote der Armutsprävention<br />
wirksam <strong>und</strong> erfolgversprechend? Welche anderen Maßnahmen,<br />
Leistungen <strong>und</strong> Angebote sollte <strong>und</strong> müsste es von Seiten der B<strong>und</strong>espolitik/<strong>Berliner</strong><br />
Landespolitik/bezirklichen Kommunalpolitik geben, um<br />
das Armutsrisiko von Kindern <strong>und</strong> Familien zu senken <strong>und</strong> die Gesamtsituation<br />
armer Familien zu verbessern?<br />
Die Rolle des Erziehungsgeldes wird im Lichte einer modernen Auffassung von Frühpä-<br />
dagogik kritisch gesehen. Förderung der Betreuung zu Hause sei unvernünftiger, “fami-<br />
lienpolitischer Unsinn“. Basis dieses Geldes bildet in Berlin ein traditionelles <strong>und</strong> <strong>für</strong> Berlin<br />
veraltetes Familienbild <strong>und</strong> eine entsprechende parteipolitische Einstellung. Diese histori-<br />
sche Entwicklung ist auch der Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> „unterschiedliche Werte“ im Vergleich z. B. zwi-<br />
schen Bayern <strong>und</strong> Berlin. Bildungschancen über die Frühpädagogik eröffnen sich nicht<br />
nachholbar im späteren Leben, sie „sind essentiell“ <strong>und</strong> berufstätige Eltern haben meist<br />
nicht die Zeit. Die „Frühpädagogik hat heute eine andere Wertigkeit, auch im internationa-<br />
len Vergleich, als es früher der Fall war ... Es ist wichtig, dass Kinder früh in ein pädagogi-<br />
sches Umfeld kommen“. Der Stellenwert der Frühpädagogik ist gestiegen, die Relevanz<br />
sehr groß, gerade <strong>für</strong> den Spracherwerb, <strong>und</strong> Spracherwerb ist Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> vieles. Au-<br />
ßerdem besteht auch immer die Möglichkeit der „Zweckentfremdung des Geldes“, daher<br />
ist Erziehungsgeld nicht sinnvoll. Frühkindliche Bildungseinrichtungen liegen in Deutsch-<br />
land im europäischen Vergleich weit zurück, neben Österreich (Studien dazu existieren).<br />
Skandinavien, Spanien, Italien gelten hier als Vorreiter.<br />
Die Bezahlung, die Anzahl (Fachkraft-Kind-Relation), die Ausbildung der Fachkräfte sind<br />
dort besser, es ist sogar ein Fachhochschulabschluss <strong>für</strong> pädagogische Mitarbeiter dort<br />
nötig. Nur in Deutschland <strong>und</strong> in Österreich ist das nicht so. In Norwegen werden frühpä-<br />
dagogische Kräfte am besten bezahlt, höher als im Oberstufenbereich. Diese Situation<br />
steht im Gegensatz zu Deutschland, hier stammt alles „noch aus preußischer Zeit“. „Die<br />
frühkindliche Bildung hat noch nicht den ausreichenden Stellenwert in Deutschland“, ob-<br />
wohl sie sehr wichtig <strong>für</strong> neurologische Entwicklung ist. D. h. Bildung unter 6 Jahren un-<br />
terscheidet sich f<strong>und</strong>amental von den Bildungsanforderungen im Schulbereich. Der Kita-<br />
Bereich umfasst das Schaffen von Erfahrungsräumen <strong>für</strong> Kinder (z. B. Gewichte als Er-<br />
fahrung lernen, selbstgesteuertes Spielen mit Gewichten). Kognitive Begabungen zu för-<br />
dern, ist dagegen schwierig. Eher muss auf die fein- <strong>und</strong> grobmotorische Förderung, so-<br />
wie die sozial-emotionale Förderung Wert gelegt werden <strong>und</strong> Kinder sollten in ihren even-<br />
tuell bestehenden frühen Fähigkeiten (z. B. Leseinteresse) bestärkt werden. Es geht nicht<br />
in erster Linie darum, „Schulvorbereitung“ umzusetzen, Kinder haben das „Recht auf<br />
Spiel“, zentraler Lernraum ist daher der Spielraum.