o. Bericht - Stadt Biel
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Kinderplazierungen: Im Jahre 1923 sind durch die Amtsvormundschaft<br />
55 Kinder plaziert worden.<br />
Allgemeine Bemerkungen: Die im Laufe des <strong>Bericht</strong>sjahres<br />
bei den Schutzbefohlenen gemachten Kontrollbesuche ergaben<br />
im allgemeinen ein befriedigendes Resultat. Wegen schlechter<br />
Haltung mußten 2 Kinder den Pflegern weggenommen werden.<br />
Wie 1921 und 1922 haben die Geschäfte auch im <strong>Bericht</strong>sjahr<br />
wesentlich zugenommen, sodaß eine ordnungsgemäße Besorgung<br />
der Arbeiten zur Unmöglichkeit wurde. In Erkenntnis<br />
der Sachlage haben die Behörden dem gestellten Verlangen entsprochen<br />
und die Stelle einer II. Kanzlistin auf 1. Januar 1924<br />
geschaffen. Sie wurde durch Frau R. Renfer-Müller, bisher Kanzlistin<br />
der städt. Armendirektion <strong>Biel</strong>, besetzt.<br />
Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß man Mühe hat, die<br />
erforderliche Anzahl Privatpflegestellen, speziell für ganz kleine<br />
Kinder, zu finden, sodaß man sich oft in einer ganz schlimmen<br />
Lage befindet, besonders bei Auflösung von ganzen Familien<br />
und gleichzeitiger Plazierung mehrerer Kinder. Es wird die<br />
Schaffung anderer Versorgungsmöglichkeiten ins Auge gefaßt<br />
und in absehbarer Zeit an die Gründung eines eigenen Kinderheims<br />
herangetreten werden müssen. Andere Gemeindewesen<br />
von der Größe <strong>Biel</strong>s und auch kleinere Ortschaften haben die<br />
erwähnte Institution, der Notwendigkeit ensprechend, bereits<br />
geschaffen.<br />
Zum Schluß möchten wir unsererseits auf die bedenklichen<br />
Folgen der seit längerer Zeit herrschenden Wohnungsnot hinweisen.<br />
Wir mußten im Laufe des <strong>Bericht</strong>sjahres mehrmals,<br />
feststellen, daß Familien von 7, 8 und noch mehr Personen in<br />
zwei kleinen Zimmern hausen müssen. Vater, Mutter, schulentlassene<br />
Burschen und Mädchen, schulpflichtige Kinder und<br />
Säuglinge schlafen im gleichen Raum. Daß dies große gesundheitliche<br />
Nachteile mit sich bringt, ist klar. Und erst die sittlichen<br />
Einflüsse solcher Zustände! Für die meisten der betreffenden<br />
Kinder gibt es in sittlichen Dingen keine Geheimnisse<br />
mehr.