Gotteslehre - Entfaltung
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welt unmˆglich gˆttlich, ist endlich, endlich bis zur bed¸rftigkeit sogar, die uns ja nur allzuvertraut<br />
ist. wird nun die lehre Spinozas, das wertwidrige der welt sei nur einbildung, als tr¸gerische<br />
einbildung durchschaut, ist sein panteismus folgerichtig widerlegt - strenggenommen auch jede<br />
andere form von panteismus, der an dem todfeindlichen, in ewigkeit nicht zu beschwichtigenden<br />
widerspruch von gut und bˆse, von heil und unheil nicht vorbeikommen kann.<br />
allerdings, noch aus einem anderen grunde ist Spinozas leugnung des widerspruchs von gut und<br />
bˆse bemerkenswert; weil Spinoza n‰mlich beachtlich ist als der denker, der den von Descartes<br />
¸berscharf aufgerissenen gegensatz von materie und geist ¸berbr¸cken will - welcher gegensatz<br />
ja, wie angedeutet, sp‰testens seit Plato allzunahe in die nachbarschaft geraten war dem des reli-<br />
giˆsen begr¸ndeten widerspruchs von gut und bˆse. Spinoza, der diesen gegensatz von materiel<br />
und immateriel nicht als widerspruch sehen kann, zurecht, wie wir meinen, will den kontrast be-<br />
schwichtigen, indem er lehrt: die unendliche substanz - substanz im starren, dinglich objektiven<br />
sinne ¸brigens - ist die einzige substanz. alle endlichen dinge und wesen sind nur deren modi. so<br />
sind materielle ausdehnung und unausgedehntes denken deren 'attribute', verschiedene<br />
wesenheiten Gottes. - mit eben entfalteter <strong>Gotteslehre</strong> d¸rften wir der parzialwahrheit dieser filosofi<br />
soweit wie mˆglich entgegengekommen sein, um ebenso imstandezusein, uns gr¸ndlich davon zu<br />
absentiren. wir verweisen auch auf unsere nachfolgende schrift: ERPROBUNG ERARBEITETER<br />
TESENSTELLUNG IMVERGLEICH ZUR ABENDLƒNDISCHEN METAF‹SIK.<br />
welt- und lebensfeindlich ist es ebenfalls, will ich die welt mit Nieztsche rechtfertigen als<br />
"‰stetisches f‰nomen". auch an der bosheit soll noch entz¸cken gefunden werden. wir haben er-<br />
lebt, wie sich politische unt‰ter auf diese seine unverantwortliche lehre berufen haben und sind<br />
heute von dem endresultat solcher "‰stetik" wenig "entz¸ckt".<br />
Nietzsche verklagt das Kristentum der lebensfeindlichkeit, weil es die widerspr¸chlichkeit von heilig<br />
und s¸ndig, von gut und bˆse predigt, um dann - im widerspruch zu seiner behauptung eines<br />
'jenseits von gut und bˆse' - das Kristentum selber als 'bˆse' vorzustellen, dessen betonung der<br />
notwendigkeit der demut als ausdruck von lebensschw‰che und ressentiment. dagegen setzt er<br />
die predigt: "auch dieser pessimismus der st‰rke endet mit einer teodizee, dh. mit einem absoluten<br />
ja-sagen zur welt ... und dergestalt zur konzeption dieser welt als des tats‰chlich erreichten<br />
hˆchstmˆglichen ideals." womit er die behauptung des Leibniz von dieser unserer erbs¸ndenwelt<br />
als der angeblich "vollkommensten aller welten" aufgreift und im endeffekt ad absurdum f¸hrt. es<br />
soll lt. Nietzsche "jede art von unvollkommenheit und das leiden an ihr mit hinein gehˆren in die<br />
hˆchste w¸nschbarkeit." eine vollkommenheit, die auch schmerzen kennt, ist unvollkommen. lehrt<br />
die christliche Offenbarung, das leiden dieser welt sei zu bejahen als mittel zum zweck der<br />
miterlˆsung in der nachfolge des Welterlˆsers, erf‰hrt diese Offenbarung bei Nietzsche teuflische<br />
vers‰kularisirung.<br />
es ist wahr, die erbs¸ndennatur ist mehr unnatur als natur, mehr bˆse als gut - doch h‰ngt zuletzt<br />
alles, n‰mlich himmel oder hˆlle davon ab, das zu erkennen und als nicht richtig zu befinden, also<br />
zu beten um "erlˆsung von dem bˆsen", wie der Welterlˆser das nahelegte. wenn wir aber<br />
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