Gotteslehre - Entfaltung
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nachzeichnet. kein tier war je imstande, ein abbild dessen zu erzeugen, was es sieht, geschweige<br />
ein selbstbildnis zu schaffen. so kann auch einzig und allein der mensch ein Gottes-bild gewinnen,<br />
wie nur er den impetus erf‰hrt, erlebtes darzustellen. religiˆse Gotteserfahrung ist st‰rkste<br />
erfahrung der menschenseele, daher er nach dem Gottesbild verlangt. das unterscheidet den<br />
menschen vom tier - aber auch von Gott, der solchen Gottesbildes selbstredend nicht bed¸rftig ist.<br />
menschlich k¸nstlerischer ausdrucksvermˆgen und gestaltungsdrang verlangt nach<br />
selbstdarstellung, damit nach darstellung auch einer ¸bernat¸rlich ¸berdimensionalen<br />
Gotteswirklichkeit ¸ber unsere welt- und menschheitswirklichkeit hinaus. nirgendwo<br />
unterscheidetsich der mensch so gr¸ndlich vom tier wie im gebetsakt, mit dem er die welt als<br />
ganzes transzendirt; jede zeichnung eines Gottesbildes ist ein solches die ganze welt<br />
¸bersteigendes beten.<br />
es ist also anzufragen: wer erschuf wen? Gott, der absolutallm‰chtige den menschen, den ohn-<br />
m‰chtigen - oder umgekehrt?! erschuf der Schˆpfer das geschˆpf oder das geschˆpf den Schˆp-<br />
fer?! res¸mee: die entscheidung f¸r oder wider die tese eines Feuerbachs ist zweitrangig; denn sie<br />
steht und f‰llt mit der prim‰ren entscheidung f¸r den Gottesglauben oder f¸r den ateismus, in<br />
letzter instanz f¸r den glauben oder den unglauben. diese grundsatzentscheidung entl‰sst aus<br />
sich, wie leicht ersichtlich, logisch zwingend die entscheidung f¸r oder wider Feuerbachs<br />
behauptung. wir m¸ssen also weiter zur¸ckgreifen, m¸ssen uns besch‰ftigen mit dem f¸r und<br />
wider der Gottesbeweise, welcher aufgabe wir uns in voraufgegangenen kapiteln unterzogen. da<br />
wir uns der st‰rkeren glaubw¸rdigkeit des beweise f¸r die existenz Gottes nicht verschliessen<br />
kˆnnen, m¸ssen wir konstatiren: weil Gott den menschen nach Seinem bild und gleichnis schuf,<br />
daher kann sich auch der mensch naturgem‰ss den ¸bernat¸rlichen und uns hienieden<br />
unsichtbaren Schˆpfer nach seinem eigenen bild und gleichnis vorstellen, soweit der mensch eben<br />
ideal, dh. gott-ebenbildlich ist, welche idealit‰t Feuerbach ja nicht leugnet. existirt ein Schˆpfergott,<br />
ist prinzipielle leugnung der mˆglichkeit von analogia entis nicht verst‰ndlichzumachen. daher gilt<br />
weiterhin: Gott ist nicht, wie Feuerbach es nahelegen will, ein m¸tos, vielmehr ist der religˆs<br />
gehaltvolle m¸tos ausdruck seelischer Gotteserfahrung, deren seele nach geistig-intellektueller<br />
begrifflichkeit verlangt. .<br />
bleibt noch zu erw‰hnen: die frage, wer erschuf wen, ist benachbart der frage: wer erlˆst wen?<br />
etwa der mensch Gott? die frage zu stellen, heisst, sie bereits als unsinnig zu verneinen, selbst<br />
wenn die panteismuslehre des sp‰ter Scheler darauf hinausl‰uft. . allerdings l‰uft die lehre<br />
Feuerbachs auf luziferisches selbsterlˆsungsbestreben hinaus, was ja auch anliegen seiner<br />
marxistisch-kommunistischen ateismusanh‰nger. damit ergibtsich im widerspruch zu Feuerbach:<br />
nicht Gotteskult ist verstecker selbstkult, vielmehr verh‰lt es sich genau umgekehrt, ist<br />
abschaffung des Gottesdienstes intronisirung der gˆttin vernunft, menschheitlicher selbstkult,<br />
verderblicher gˆtzendienst. der mensch soll sich selber Gott sein, entsprechend autonom, absolut-<br />
suver‰n und selbstherrlich bzw. selbstd‰mlich. man und auch frau wollen aus eigener<br />
menschenkraft das paradies auf erden schaffen. davon die folge? die reste, die von verloren-<br />
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