Gotteslehre - Entfaltung
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das problem der harmoni der gegens‰tze in der dreifaltigkeitsnatur Gottes muss, ganz imsinne der<br />
filosofi der katholizit‰t, von allen mˆglichen richtungen her inaugenscheingenommen werden. da<br />
es sich imverlaufe dieser erˆrterungen um verschiedene aspekte einunddesselben grundproblems<br />
handelt, ist naturgem‰ss eine ‰hnlichkeit der aspekte gegeben. aber wir hˆrten ja: was miteinan-<br />
der '‰hnlich', ist nicht miteinander 'identisch'. demgem‰ss weisen die einzelanal¸sen unter sich<br />
gewisse ‰hnlichkeiten auf. doch dabei handelt es sich keineswegs um blosse wiederholungen,<br />
vielmehr um variazionen des grundtemas. jede der abhandlungen ist bem¸ht, das augenmerk auf<br />
etwas einzigartiges zu lenken, um damit erneut zur erg‰nzung des gesamtproblems beizutragen.<br />
jeder der einzelnen perspektiven steht eingeordnet im grˆsseren insgesamt, ist mit diesem auf ge-<br />
deih und verderb verbunden, um beizutragen zur erhellung der gesamtproblematik. und der fort-<br />
schritt in der untersuchung des gesamtbildes wirft licht in die probleme der details. grunds‰tzliche<br />
durchleuchtung des gesamtproblems verhilft zur eindringenden zergliederung der einzelheiten wie<br />
umgekehrt. da gewahren wir erneut den polarkarakter von generel und individuel.<br />
der streit der filosofen, ob im urgeiste Gottes einsicht und intellekt oder aber willenskraft dominire,<br />
erstrecktsich ¸ber jahrtausende. wie so oft in der geschichte der filosofi kˆnnen wir imverlaufe der<br />
diskussionen ein hin- und hertorkeln zwischen den extremen verfolgen. Heimsoeths abhandlung<br />
¸ber "verstand und willen" in der wertung abendl‰ndischen denkens bietet dar¸ber einen<br />
vortrefflichen ¸berblick. Heimsoeth verweist auf den absoluten primat des intellekts als auf einen<br />
grundzug griechischer lebensauffassung. da ja, wie ausgef¸hrt und verst‰ndlichgemacht wurde,<br />
das jeweilige Gottesbild naturnotwendig immer auch ein gewisses spiegelbild der wertungsweise<br />
eines denkers und seines durch ihn zumausdruckgebrachten jahrhunderts darstellt, da der gang<br />
der Gotteserkenntnis der menschheit ein prozess ist, der so alt bzw. so jung ist wie die menschheit<br />
selber, ein prozess, der zuletzt filosofisch wurde, um sich als bestreben begrifflicher Gottes-<br />
erkenntnis ¸ber jahrtausende zu erstrecken und dabei unentwegt modifikation und vertiefung<br />
erfahrenzukˆnnen - daher kˆnnen wir darin ein vorspiel erblicken, ein wie unvollkommenes auch<br />
immer, zur anschauung und erkenntnis und besitzergreifung Gottes im ewigen leben selber.<br />
mit Augustinus bahntsichan die dominanz des willens, jedoch nur zˆgernd. zumal bei Tomas von<br />
Akwin bricht dann antike wertungsweise wieder durch. das germanische gegenextrem liess nicht<br />
lange aufsichwarten - siehe reformazion!<br />
das erste gr¸ndliche gegenextrem bietet die filosofi des Dun Skotus. ihm zufolge sind nicht die<br />
regeln der weisheit der letzte grund des wahren und guten, sondern Gottes wille ist daf¸r die erste<br />
und grundlegende regel. Skotus dekretirt absolute selbst‰ndigkeit und superiorit‰t des willens ¸ber<br />
den verstand. - jetzt bereits d¸rftesich der meditazion nahelegen, was zu lehren angebracht sein<br />
d¸rfte: n‰mlich die gleichzeitigkeit bzw. in Gott die gleichewigkeit der vermˆgen; das trinitarische<br />
wechsel- und erg‰nzungsverh‰ltnis der gegens‰tze, das dekretirung einer dominanz verbietet.<br />
Kant ist, trotz des intellektualismus seiner formulirungen, imgrunde voluntarist. der wille bedeutet<br />
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