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Gotteslehre - Entfaltung

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auf die frage, ob die sternenwelt endlich sei oder unendlich, erteilt uns die wissenschaft die ant-<br />

wort: weder-noch. die annahme unendlich vieler sterne ist nicht haltbar, da es in einer solchen welt<br />

nicht die regelm‰ssigen planetenbahnen geben kˆnnte. unhaltbar sein soll aber auch die an-<br />

nahme, dass es nur endlich viele sterne in einem unendlichen raum g‰be. aus tese und antitese<br />

entspringt uns die dritte mˆglichkeit, die sintese: der raum braucht nicht ebenzusein, er kˆnnte<br />

auch gekr¸mmtsein und - wie die oberfl‰che einer kugel - in sich zur¸cklaufen. es g‰be eben nicht<br />

nur begrenzte endliche und unbegrenzte unendliche fl‰chen, sondern auch unbegrenzte und<br />

dennoch endliche fl‰chen, wie eben besagte kugeloberfl‰che. dementsprechend g‰be es auch un-<br />

begrenzte endliche r‰ume. unsere welt sei ein sf‰rischer raum, der wohl keine grenzen, aber doch<br />

einen lediglich endlichen inhalt hat. wir kˆnnen auch sagen: unsere welt ist eine eine - weltkugel,<br />

so wie es religiˆse kunst immer schon darzustellen verstand: die weltkugel in der hand Gottvaters<br />

usw.<br />

sagt Shakespeares Hamlet: "es gibt mehr dinge zwischen himmel und erde, als sich unsere schul-<br />

weisheit tr‰umenl‰sst", ist dieser ausspruch heute insoweit anerkannt, wie er zur allgemeinen<br />

schulweisheit wurde. die kr¸mmung des dreidimensionalen raumes ist f¸r unser menschliches<br />

wissen unvorstellbar - und dennoch befund vern¸nftiger wissenschaftlicher hipotese. uns fehlt ein<br />

organ der sch‰tzung, uns eine solche kr¸mmung vorzustellen, die in einer art vierter dimension<br />

vorsichgehen muss; ‰hnlich etwa dem, wie unseren imvergleich zu anderen tieren doch schon<br />

recht intelligenten haustieren das organ fehlt, wie unsere abc-sch¸tzen niedere matematik betrei-<br />

benzukˆnnen. aus der dreidimensionalen oberfl‰che kˆnnen wir raumzeitler nicht heraus, auch<br />

dann nicht, wenn wir den gesamten kosmos in unserer gewalt h‰tten.<br />

die antike hat mit vorliebe die 'kugel' als urt¸pus alles seins angesprochen. die grosse parzialbe-<br />

rechtigung dieser anschauung kann sichergeben, wenn wir eben ausgef¸hrtes inbetrachtziehen:<br />

diente da doch gerade die kugel zur illustrirung des modernen weltbildes! als durchaus berechtigt<br />

am weltbild der antike kann sich uns fernerhin die anschauung erweisen, das vollkommene sei<br />

immer auch das formhaft geschlossene und gegliederte. berechtigt ist die abneigung griechischen<br />

klarsinns gegen ein kaos, das des mahses und der form ermangelt. durchaus angebracht ist in<br />

mehr als einer hinsicht das vertrauen auf die kosmische ordnung, auf die universale teleologi.<br />

wahrhaft grandios ist die sistematik unserer endlich-unbegrenzten welt; 'grandios' nicht zuletzt, weil<br />

sie grenzenlos ist. der kosmos ist ausgleich der pole von klassisch und romantisch. da ist die<br />

strenge ordnung der weltsisteme, von denen jedes einzelne als mikrokosmos paradigmatisch steht<br />

f¸r weltsistematik des makrokosmos universal - aber welch eine ¸berf¸lle an galaxien und plane-<br />

tensistemen dadrin! bedingt nur ist der kosmos unserer einsicht zug‰nglich. freilich nicht nur des-<br />

halb, weil form und gesetzm‰ssigkeit fehlen, sondern weil form und gesetzm‰ssigkeit weithin un-<br />

sere vorstellungskraft ¸berfl¸geln. berechtigt ist zwar das antike vertrauen auf die seinszul‰ng-<br />

lichkeit unseres menschlichen schauens und denkens - ein vertrauen, das ich als moderner<br />

mensch nachvollziehe jedesmal, wenn ich mich den gesetzm‰ssigkeiten des ideenkosmos der<br />

technik anvertraue, zb. per drahtseilbahn ¸ber j‰he gr¸nde daherfahre in der zuversicht, die von<br />

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