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Teil 5: C Bildung, Wissenschaft und Forschung - SPD-Fraktion im ...

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Niedersächsischer Landtag – 15. Wahlperiode Drucksache 15/3900<br />

bauen, dass für die Menschen, die <strong>im</strong> ländlichen Raum leben, ein gleichwertiger Zugang<br />

zu <strong>Bildung</strong> sichergestellt wird.<br />

1.3 Chancengerechtigkeit<br />

<strong>Bildung</strong>sangebote werden von den verschiedenen sozialen <strong>und</strong> ethnisch-kulturellen<br />

Gruppen in der Bevölkerung sehr unterschiedlich angenommen. Insbesondere Kinder<br />

<strong>und</strong> junge Menschen aus bildungsfernen Elternhäusern oder mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

sind in solchen <strong>Bildung</strong>sangeboten deutlich unterdurchschnittlich vertreten,<br />

die zu höheren <strong>Bildung</strong>sabschlüssen führen. 101<br />

Der familiäre <strong>und</strong> ethnisch-kulturelle Hintergr<strong>und</strong> hat folglich erheblichen Einfluss auf<br />

den schließlich erreichten <strong>Bildung</strong>sabschluss. Das hat zur Folge, dass die in diesen<br />

Bevölkerungsgruppen vorhandenen <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Qualifikationspotenziale bei Weitem<br />

nicht genutzt werden.<br />

Sondervotum der Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertreter der <strong>SPD</strong>-<strong>Fraktion</strong> <strong>und</strong> des Vertreters<br />

der <strong>Fraktion</strong> Bündnis 90/Die Grünen:<br />

Die Ursache für die dargelegte unterdurchschnittliche <strong>Bildung</strong>sbeteiligung von<br />

Kindern mit niedrigem sozialem Status <strong>und</strong> mit Migrationshintergr<strong>und</strong> ist nicht,<br />

dass sie sich - wie hier unterstellt - höheren <strong>Bildung</strong>sangeboten aktiv verweigern.<br />

Vielmehr manifestiert das bestehende <strong>Bildung</strong>ssystem Benachteiligungen durch<br />

fehlende individuelle Förderung <strong>und</strong> frühzeitige Sortierung. Dadurch werden diesen<br />

Kindern gleiche Chancen auf <strong>Bildung</strong> verwehrt. Die niedrige <strong>Bildung</strong>sbeteiligung<br />

von benachteiligten Bevölkerungsgruppen ist damit Folge des Systems <strong>und</strong><br />

nicht Ursache an sich.<br />

Deshalb ist das Prinzip des Forderns <strong>und</strong> insbesondere des Förderns besonders für<br />

diese Bevölkerungsgruppen auszubauen, damit Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen nicht allein<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer sozialen Herkunft oder ihres ethnisch-kulturellen Hintergr<strong>und</strong>es ein<br />

Erfolg <strong>im</strong> <strong>Bildung</strong>ssystem <strong>und</strong> damit auch <strong>im</strong> späteren Berufsleben verwehrt bleibt.<br />

Wesentliches <strong>Bildung</strong>s-Hemmnis für Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> ist zudem<br />

häufig die mangelnde Beherrschung der deutschen (<strong>Bildung</strong>s-)Sprache. Quer zu den<br />

Stationen des <strong>Bildung</strong>ssystems besteht somit die Notwendigkeit der sprachlichen<br />

Förderung, um den bildungsferneren Bevölkerungsgruppen größere Chancen für eine<br />

erfolgreiche <strong>Bildung</strong>skarriere zu eröffnen <strong>und</strong> Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

eine umfassende Integration zu ermöglichen.<br />

Erforderlich dafür ist die interkulturelle Öffnung der Institutionen, um besser als bisher<br />

mit den Herausforderungen umzugehen, die sich durch zunehmende soziale <strong>und</strong> ethnisch-kulturelle<br />

Heterogenität ergeben. Dazu gehört auch der Blick auf die interkulturellen<br />

<strong>und</strong> lebensweltlich mehrsprachigen Kompetenzen der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sowie die Bereitstellung entwicklungsfördernder Lernumgebungen.<br />

101<br />

Die PISA-Studie 2000 belegt, dass in Deutschland die Differenz der Lesekompetenz zwischen Kindern,<br />

in deren Haushalt nicht Deutsch gesprochen wird, <strong>und</strong> denen, in deren Elternhaus Deutsch gesprochen<br />

wird, von allen Ländern mit einem vergleichbaren Migrantenanteil nach Belgien am größten ist. Gleichzeitig<br />

zeigt die Studie, dass sich die sprachlichen Defizite auch auf die Leistungen in anderen Fächern<br />

negativ auswirken. Ebenso wird aufgezeigt, dass die Differenz der schulischen Leistungen zwischen<br />

Kindern aus Familien mit einem hohen sozialen Status <strong>und</strong> Kindern aus Familien mit einem geringen<br />

sozialen Status von allen verglichenen Ländern am größten ist (vgl. MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR<br />

BILDUNGSFORSCHUNG 2002: 11 ff.).<br />

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