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Hochgesangs Wandlungen des Dichtstils - Leben und Werk des ...

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Die Sprache<br />

Eschenburg<br />

ls<br />

Sh. Illll 49. Our fears in Banquo<br />

Stick deep.<br />

E. Wir haben große Ursachen, Banquo zu fürchten.<br />

Sh. III/ll 32. Unsafe the while that we<br />

Must lave our honours in these flattering<br />

streams.<br />

E. Noch will es die Zeit, daß wir unsere Würde zuweilen<br />

vergessen, uns zu Schmeicheleyen herablassen.<br />

Sh. III/IV.43 His absence, Sir,<br />

Lays blame upon his promise.<br />

E. Da er ausbleibt mein König, so ist's nicht artig,<br />

daß er zu kommen versprach.<br />

Die Bildhaftigkeit Shakespeares im Kleinen <strong>und</strong> Kleinsten<br />

hat, wie die Beispiele zeigen, Eschenburg nicht oder<br />

nur stark verflüchtigt nachzugestalten versucht. Die meisten<br />

weiter ausgeführten Bilder aber hat er belassen. Das führt<br />

zu Unmöglichkeiten. Aus der Abstraktheit <strong>und</strong> Steifheit<br />

seiner Begriffe führt kein Weg in die Unmittelbarkeit <strong>und</strong><br />

<strong>Leben</strong>digkeit Shakespearescher Anschauung. Seine Bilder<br />

bleiben immer nur Kommenlare zu den Bildern Shakespeares.<br />

Im Zusanrmenhang <strong>des</strong> Kunstwerkes fehlt ihnen<br />

daher jede innere Notwendigkeit. Sie wirken in der Übersetzung<br />

breit, gesucht <strong>und</strong> unbeholfen.<br />

Sh. I/ll 48. Frorn Fife, great king,<br />

Where the Norweyan banners flout the sky<br />

And fan our people cold.<br />

E VonFife, großer König, wo die Norwegischen Fahnen<br />

stolz gegendie Wolken an spotten, <strong>und</strong> unsre Völker kalt<br />

fächeln.<br />

sh. I/rv. Kind gentlemen, your pains<br />

Are register'd where every day I turn<br />

The leaf to read them.<br />

E. Edle Fre<strong>und</strong>e, eure Bemühungen sind da eingetragen,<br />

wo ich jeden Tag das Blatt umschlage, sie zu lesen.<br />

Der Wille zur sinnlichen Form <strong>und</strong> der Schicksalstrieb<br />

zu unendlicher Öffnung durchdringen sich im Zeichen der<br />

Verwandlung. Und Verwandlung ist alles bei Shakespeare.<br />

Schon im einzelnen Worte verbirgt sich Verwandlung, indem<br />

der Geist hier Stoff <strong>und</strong> Körper geworden ist <strong>und</strong> aus<br />

dem Körper zurückdrängt nach dem Geiste. Bei Eschenburg<br />

ist das Wort nur Zeichen. Verwandlung herrscht im<br />

Nebeneinander von Subjekt <strong>und</strong> prädikat, indem das prä_<br />

dikat in seiner sinnlichen Anschaulichkeit verändernd zurückwirkt<br />

auf sein eigenes Subjekt, dort personifizierencl<br />

auf Totes <strong>und</strong> Unbeseeltes, hier verdichtentl <strong>und</strong> verkörperncl<br />

auf Abstraktes, sofern man solche Verkörperung <strong>und</strong> Individualisierung<br />

sich nicht schon im Shakespeareschen Wort<br />

an sich beschlossen denkt. Entsprechen<strong>des</strong> gilt für das<br />

Verhältnis von Verbum <strong>und</strong> Objekt bzw. adverbialer Er_<br />

gänzung. Es ist ein Vor <strong>und</strong> Zurück, ein ungelöstes Hin <strong>und</strong><br />

Her, ein barockes über- <strong>und</strong> Ineinandergreifen im Innern<br />

der Sprache. Man vergleiche dazu Formei wie .to contend<br />

againsthose honours', .if the assassination could trammel<br />

up the consequence<br />

'filling<br />

<strong>und</strong> catch with his surcease success'<br />

their hearers rvith strange invention', .we must lave<br />

our honours in these flattering strear.us',<br />

,our fears in<br />

Blnquo stick deep' uncl viele andere. Das ist das Großarlge.<strong>und</strong><br />

Ungeheuerliche in diesen Bildungen: Wer nur<br />

mrt sinnlichem<br />

, Auge Sprache aufnehmen könnte, der<br />

wurde w<strong>und</strong>erbar klare l(onturen entdecken. Alles Geit^tlg.<br />

hier i:t<br />

in festgefügte sinnliche Umrisse gewandelt.<br />

r\Der dlese Verwandlung ist keine abgeschlossene, keine endgültige.<br />

Der Geist hat sich seines lVesens nicht begeben,<br />

er lebt noch hinter diesen Konturen. Dem geistigen Auge<br />

lnd<br />

Ohr eröffnen sich Hintergründe. Eine titanische<br />

Spannung wird ftihlbar Lrnd crie unendrichkeit <strong>des</strong> oeistes<br />

G.A. Bürger-Archiv<br />

G.A. Bürger-Archiv

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