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Hochgesangs Wandlungen des Dichtstils - Leben und Werk des ...

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170 Komposition<br />

Kompositicn<br />

t7l<br />

dramatischen Aufbaus nach den ersten kühnen Brüchen<br />

<strong>und</strong> Würfen rasch wieder zuriickkehren in die Bahnen einer<br />

übersichtlichen, an rationalem Faden sicher tastbaren<br />

Linienführung.<br />

Was im Kleinen <strong>des</strong> Dramas gilt, wiederholt sich iin<br />

Grol3en der Welt. In einer Vorstellung mußten die feindlichen<br />

Brüder, Gefühl <strong>und</strong> Gedanlce, sich immer \",0n lreuenl<br />

zusammenfinden:<br />

der Vorstellung von der harmonischen<br />

Einheit aller Schöpfung. Nur verstand man unter Einheit<br />

hier Verknüpfung nach allgemein gültigem I{aße, dort Liebe<br />

<strong>und</strong> Umfassung. Und Harmonie bedeutete hier Ordnung<br />

<strong>und</strong> Gesetz, dort ein göttliches Rauschen <strong>und</strong> Zusammenklingen.<br />

Daß das zweite (die ALrslegung im Sturm <strong>und</strong><br />

Drang) immer auch das erste fordert (die Auslegung <strong>des</strong><br />

Rationalismus), daß es zu überschauen, zu ordnen <strong>und</strong> das<br />

Harmonische dem Dasein abzuringen gilt, will man solclir<br />

Harmonie genießen, fühlend umfassen, das freilich wollten<br />

die meisten der Stürmer nicht sehen <strong>und</strong> anerkennen. Und<br />

so erstickten sie mit der Weite ihrer Empfindung in der<br />

unharmonischen Enge <strong>des</strong> sie umgebenden l-ebenskreises.<br />

Einzig der junge Schiller hat, neben Goethe, die tiefen<br />

Zusammenhänge gesehen <strong>und</strong> solches Wissen in ein bedeutsames<br />

kürtstlerisches Bekenntnis gefaßt, das zugieich den<br />

Weg beleuchten kann, der von stürmerischer Unendlichkeit<br />

trnd Bewegtheit hinaufführt zu klassischer Abgeklärtheit<br />

<strong>und</strong> Vollendung:<br />

..Wir,Ulenschen stehen vor dem Universum wie die Auieise<br />

vor einem großen majestätisclien Palaste. Es ist ein ungeheures<br />

Gebäude, unser Insektenblick verr,veilet auf<br />

diesem Flügel <strong>und</strong> findet vielleicht diese Säulen, diese Statuen<br />

übel angebracht; das Auge eines besseren Wesens r!mfaßt<br />

auch den gegenüberstehenden Flügel, <strong>und</strong> nimmt dort.<br />

Statuen <strong>und</strong> Säulen gewahr, die ihren Kamarädinnen hier<br />

symmetrisch entsprechen. Aber der Dichter male ftir<br />

Ameisenaugen uncl bringe auch die andele Hältte in unseren<br />

Gesichtskreis verkleinert herüber; er bereite uns von der Harmonie<br />

<strong>des</strong> Kleinen auf die Harmonie <strong>des</strong> Großen ; von der Svmmetrie<br />

<strong>des</strong> l'heils auf die Symrnetrie <strong>des</strong> Gatrzen, <strong>und</strong> lasse uns<br />

letztere in der erstern bew<strong>und</strong>ern. Ein Versehen in diesem<br />

Punkte ist eine ungerechtigl

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