Hochgesangs Wandlungen des Dichtstils - Leben und Werk des ...
Hochgesangs Wandlungen des Dichtstils - Leben und Werk des ...
Hochgesangs Wandlungen des Dichtstils - Leben und Werk des ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
16 Die Sprache<br />
blickt, <strong>Leben</strong> <strong>und</strong> Bervegung zeugend, durch die geballte<br />
Materie. Die Tragik nordischen Renaissance-Menschentums<br />
tut sich auf : Alles Geistige <strong>und</strong> <strong>Leben</strong>dige möchte sich in<br />
klaren <strong>und</strong> körperlichen Umrissen schließen <strong>und</strong> schwingt<br />
doch, im Tiefsten immer quellend, über alles Endliche<br />
hinaus. Wenn Eschenburg diese jedern Satz eigene Metaphorik<br />
aufgibt, so hat er damit nicht nur die Anschaulichkeit<br />
vernichtet, sondern auch die Tiefenhaftigkeit Shakespeares<br />
<strong>und</strong> die jedem Satz immanente tragische Spannung.<br />
Aber auch dort, wo Eschenburg die Bilder wiedergibt, bleibt<br />
seine Berührung mit Shakespeareine nur äußerliche.<br />
Shakespeare zwingt uns unmittelbar, Bilder zu schauen,<br />
seine Sprache verwandelt den Geist wirklich in den anschaulichen<br />
Körper <strong>und</strong> das schaltet die Frage, ob das Bild so möglich,<br />
von vornherein aus. Die Sprache hat das Bild verwirklicht.<br />
Eschenburg aber berichtet darüber als einer denkbaren<br />
Veranschaulichung. Da nun Shakespeares Bilder meist nicht<br />
denkbar, nicht vernünftig sind, <strong>und</strong> nur aus unendlichem<br />
Schöpf erdrange quellend uns fürAugenblicke als wirklich vorgetäuscht<br />
werden können, so erhellt daraus die Entstellung<br />
Slrakespearescher Bildhaftigkeit in Eschenburgs Fassung.<br />
Verwandlung herrscht bei Shakespeare selbst im Nebeneinander<br />
von Substantiv <strong>und</strong> Adjektiv. Auch hier ein ganz<br />
ähnlicher Vorgang der Verdichtung, Versinnlichung, Personifizierung,<br />
der charakterisierenden Färbung <strong>des</strong> Abstrakten,<br />
Toten, Unanschaulichen durch den verwandelnden Willen<br />
<strong>des</strong> Beiworts. Wer in seiner Sprache solchen Trieb zu<br />
schöpferischer Verwandlung nicht kennt, dem zerflattert<br />
das bewegte Gegeneinander von Wort <strong>und</strong> Wort im Herzen<br />
der Sprache, <strong>und</strong> aus der lebendigen Form löst er eine<br />
starre <strong>und</strong> unbewegte Formel. Eschenburgs Übersetzungen<br />
sind auch hier bloße Abstraktionen, begriffliche Überspannungen<br />
von im letzten Gr<strong>und</strong>e unausgleichbaren Oegen'<br />
sätzen;<br />
G.A. Bürger-Archiv<br />
Eschenburg<br />
Sh. I/llI 20. His pent house lid.<br />
E. Augdach.<br />
Sh. I/VI 17. Those honours deep and broad.<br />
E. Die große Ehre.<br />
Sh. I I/ I 51. The curtain,d sleen.<br />
E. Den hinter Vorhänge verborgenen Schlaf.<br />
Sh. II/lll l2l. Their daggers unmannerly breech,d<br />
with gore.<br />
E. Ihre Dolche auf die niederträchtigste Art mit geronnenem<br />
Blut überzogen.<br />
Sh. II/lII 144. Our separated fortune shall keep us both<br />
the safer.<br />
E. Getrennt werden wir beyde sichrer sevn.<br />
Sh. III/U 4t. His cloister'd flisht.<br />
E. Ihren einsiedlerischen FIug.<br />
Sh. lll/lv 25. To saucy doubts and fears.<br />
E. Meinen järnmeriichen Zweifeln <strong>und</strong> Besorgnissen.<br />
Sh. V/llf 15. His distemper,d cause.<br />
E. Bei der hoffnungstosen Sache.<br />
Sh. V/lll 22. Curses not loud but deep.<br />
E. Flüche, nicht laut, aber <strong>des</strong>to tiefer im Herzen (l).<br />
Sh. V/V 23. To dusty death.<br />
E. Zum staubbedeckten Tode.<br />
Auf Verwandtes<br />
deutet folgen<strong>des</strong> Beispiel :<br />
sh' II/lll r4r. (what wiil you do? Let,s not co'sort with<br />
them:)<br />
To show an unfelt sorrow is an office<br />
Which the false man does easy (l,ll to<br />
Engtand.)<br />
E. Einen SchmErz.zu Teigsn,<br />
ein<br />
clen man<br />
Dienst,<br />
nicht frihlt,<br />
der<br />
ist<br />
dem Unredlichen nicht sclrwer fällt.<br />
llochgesang'<br />
wantilungsa <strong>des</strong> Dic'tstirs.<br />
G.A. Bürger-Archiv<br />
z<br />
l7