Hochgesangs Wandlungen des Dichtstils - Leben und Werk des ...
Hochgesangs Wandlungen des Dichtstils - Leben und Werk des ...
Hochgesangs Wandlungen des Dichtstils - Leben und Werk des ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Rlt.v thrrrus<br />
Rlrythrnus<br />
l5l<br />
von ewiger Bedeutsarttkeit, von Ruhe <strong>und</strong> GlcichrrrafJ behcrrschte<br />
Fornr. Man erinnere sich noch einmal an diese<br />
Beispiele <strong>und</strong> beachte vor allem, wie hier bei Schiller in<br />
der Tat die gedanklichen Abschnitte mit den Abschnitten<br />
<strong>des</strong> Verses sich zusammenfinden. Es erhellt daraus die<br />
Rolle, die bei dcr Umsetzung Shakespeares in die klassische<br />
Stilform gerade diesem Einswerden von Sprache <strong>und</strong><br />
Metrum zukomrnt. Ich gebe zwei dieser Beispiele hier noch<br />
einntal wieder:<br />
sh. r r/r<br />
sh.<br />
Sch. lV/V.<br />
This diarnond he greets your wife withal,<br />
By the naure of most kind hostess; and shut u1r<br />
ln measureless content.<br />
Hier dieserr Demant schickt er eurer Lady<br />
Und grüßt sie eine angenehmeWirtin.<br />
Er ging recht glücklich in seinSch<br />
lafgemach.<br />
The flighty purpose never<br />
Unless the deed go lvith<br />
o'ertook<br />
Der ffiicht'gc Vorsatz ist nticht einzuholen,<br />
Es gehe denn die rasche Tat gleich mit.<br />
rakter einer FIäclre uncl wirft ein Licht auch auf die Intctttion,<br />
clie zur Verschntelzung anderer Formen führte' Alle<br />
rhythmischerl Fonren, auch wenn sie noch so mannigfaltig<br />
sind, gehören doch der einen Welt <strong>des</strong> Rhytltmus<br />
an. Die Prosa erst schafft gleichsant eine neue Dimensionl)."<br />
Die Rornantik, deren Rhythmus rvir uns nunmehr zuzuwenden<br />
haben, zwingt nicht der Zett eine Form auf wie<br />
Schiller, vielmehr sie erlebt die Zeit selbst als rhythmischen<br />
Pulsschlag eines unendlichen Lebetts.<br />
Sch. I/Xll. Wär' es auch abgetalt, wenn es getan ist,<br />
Danlr wär es gut, es wiirde rasch getan!<br />
Wentr utrs der Meuchelmord auch aller Folgerl<br />
Entledigte, wenn mit dem Toten alles ruhte,<br />
Wenn dieser Mordstreich auch das Ende wäre,<br />
Das Ende nur für diese Zeitlichkeit -<br />
Wegspringen wollt ich iibers künft'ge <strong>Leben</strong> !<br />
T. ll/1. Wär's abgetan, so wie's getan ist, dann wär's gut,<br />
Man tät es eilig. Wenn der Meuchelmord<br />
Aussperren könnt' aus seinenl Netz die Folgen,<br />
Und nur Gelingen aus der Tiefe zöge,<br />
Daß mit dem Stoß, einmal für itntner, alles<br />
Sich abgeschlossen hätte, - hier, nur hier,<br />
Auf dieser Sandbank einer seichten Zeit -<br />
So setzt' ich weg mich über's künftge <strong>Leben</strong>.<br />
Bei Schrller ist gerade die Kraft, mit welcher je<strong>des</strong> Wort<br />
für sich in einem rhythmischen Maß verankert wird, das<br />
Etltos <strong>des</strong> Formschaffens, das eigentlich Ausdrucksvolle.<br />
Man könnte auch die Fassung der Tieck gemessen <strong>und</strong> streng<br />
alternierend im Sinne Schillers lesen, aber wie langweilig<br />
wird sie dann. Da folgt nun Wort auf Wort, aber sie finden<br />
sich nicht, sie tauchen nicht ineinander ein, denn sie werden<br />
Auch den einzelnen Hexengesängen ward in Schillers<br />
Bearbeitung eine von Synrmetrie beherrschte Gliederung<br />
<strong>und</strong> Gruppierun gegeben. Man findet darüber eingehend<br />
Aufschluß bei Eduard Belling, so daß ich es unterlassen<br />
kann, an dieser Stelle näher darauf einzugehenr).<br />
Den Wechsel von Rhythmus <strong>und</strong> Prosa, den Shakespeares<br />
Macbeth aufweist, hat Schiller in seiner Übersetzung<br />
getilgt. Und das ist verständlich, denn ,,es gibt<br />
in keinem klassischen Drarna, <strong>und</strong> mag es noch so voll von<br />
Formen sein, den Wechsel von Rhythmus <strong>und</strong> Prosa, <strong>und</strong><br />
ein solcher erst zerstört endgtiltig den klassischen Chal)<br />
Ed. Belling, Die Metrik Schillers. Breslau 1882,5.262f. l) Fritz Strich, Deutsche Klassik <strong>und</strong> Romantik, S. 169'<br />
G.A. Bürger-Archiv<br />
G.A. Bürger-Archiv