Hochgesangs Wandlungen des Dichtstils - Leben und Werk des ...
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Dorothea Tieck<br />
tog<br />
r08<br />
Die Spraclte<br />
in sich unrsclrließt. Für clie Klassik hatte alles Bildhaftc<br />
nur solange Geltungsrvert, als ein Ewiges <strong>und</strong> Zeitloses<br />
clarirr sich verkörpert. In cler Romantik aber lösen siclt die<br />
farbigeir, die bildhaften Umhüllttngen der Gedanken aus<br />
ihrer zeitlosen Wurzel los' Sie beginnen ein <strong>Leben</strong> um ihrer<br />
selbst willen zu führen, <strong>und</strong> was der Sturnr <strong>und</strong> Drang vergeblich<br />
erstrebt, clas rvird nun Wirklichkeit: die Logik wird<br />
in einer maßlos schöpferischen Bewegung rnetaphorischen<br />
Denkens atrfgelöst <strong>und</strong> vernichtet.<br />
Ein anderes ist damit bereits angedetttet: daß es eirt<br />
rurrertdlicltes Beginnetl wä,re, wollte tnan deu romantischett<br />
Stil in allen seinen sprachlicltett Freiheiten crschöpfend<br />
aufzuzcigen versuchen. Romantische Gedanken sind rticht<br />
als festc logische Untrissc konzipiert, clie dann verdunkelt<br />
würden. Ivlan denke zurück an Rembrandt. Als tjrnrilS<br />
ist in srriner Kttttst nichts sprechend, aus den farbigen Fiillungen<br />
steigen die Fortnen heraus, vordringend nach allen<br />
Seiien ins scttrvebende Licht <strong>des</strong> unettdlichen Ratttnes' Wer<br />
rvollte hier fragen, was dieser Striclt ztt bedeuten hat uttcl<br />
u'as jetter, was dieser Schattcn verhtillt <strong>und</strong> rvas der andere,<br />
rvo tlie Konturen nun wilkliclt verlaufctt <strong>und</strong> so fort' Man<br />
rnag in cler Atralyse rotttantischer Sprache von Ellipsett<br />
sprcchen, vott Anakolttthen, man wird sie bei Tieck fast<br />
Zeile für Zeile finden. Das bezeugt schon, daß es sich nicht<br />
urn Attakoluthe im Sinne der gebräuchlichen Stilistik<br />
handelt. Es sind nicht Freiheiten, seltene l(trnstnrittel, lvie<br />
sie hier <strong>und</strong> dort auch bei Schiller gef<strong>und</strong>en werden köntten.<br />
In diesen Erscheinungen offenbart sich nur das Zentrale<br />
romantischen Denkens iiberhaupt, nicltt rn tJnlrissen zu<br />
denken, in logischen Ketten, sondertt in sich lebendig vcrwandelnclen,<br />
auf trnendlichenr Wege zu imner höiterer Bewußtheit<br />
<strong>und</strong> doch nie zu gegliederter, zeitlos abgescltlossett<br />
Entfaltung aufsteigenden Vorstellungsbildern.<br />
Ich unterlasses daher, die sprachlichen Freiheiten der<br />
Romantik nach grammatischen Kategorien georclnet darzustellenr).<br />
Nur die Tatsache als solche, cler Cegensatz von<br />
romantischem Dunkcl gegen klassische Ordnung rrnd Klarheit,<br />
mag in Ergänzung bereits gegebener Beispiele noch in<br />
einigen Fällen anschaulich werdeu.<br />
Bei Schiller ist die Funktion je<strong>des</strong> Clic<strong>des</strong> irn Satzganzen<br />
sofort klar <strong>und</strong> durchsichtig, bei Treck erhellt sie<br />
erst langsam <strong>und</strong> allmählich.<br />
Sch. ll/X.<br />
Und wenn wir uns<br />
Von der Verwirrung unsers ersten Schreckens<br />
Erholt, <strong>und</strong> unsre Blöße erst bedeckt,<br />
Dann laßt uns hier aufs neu'zusammenkommen,<br />
Und dieser ungeheuren Blutschuld weiter<br />
Nachforschen,<br />
T. II/ll. Und haberr wir verhtillt der Schwäche Blößen,<br />
Die Fassung jetzt entbehrt, treffen rvir nns<br />
Und forschen dieser blutgen Unthat nach,<br />
Den Gnrnd zu sehn.<br />
Die Tiecksche Fassung beginnt schon ohne clas klärencle<br />
,,wenn". Der Akl