Hochgesangs Wandlungen des Dichtstils - Leben und Werk des ...
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Die Spraclre<br />
Sh. II/133. Is this a dagger which I see before me,<br />
The handle toward mv hand ? Come, let me<br />
clutch thee. -<br />
I have thee not, and yet I see thee still.<br />
Art thou not, fatal vision,'sensible<br />
To feeling as to sight? or art thou but<br />
A dagger of the mind, a false creation,<br />
Proceeding from the heat-oppressed brain ?<br />
I see thee yet, in form as palpable<br />
As ihis which norv I draw.<br />
Sch. Il/lll.<br />
Ist dies ein Dolch, was ich da vor mir sehe?<br />
Den Griff mir zusewenclet? Komm! Laß ntich<br />
dich fassen!<br />
Ich hab dich nicht, <strong>und</strong> sehe dich doch immer.<br />
Furchtbares Bild ! Bist du so fühlbar nicht<br />
der Hand,<br />
Als clu denr Auge sichtbar bist? Bist du<br />
Nur ein Gedankendolch, ein Wahngebilde,<br />
Des fieberhaft entzüncleten Gehirns?<br />
Ich seh clich immer, so leibhaftig wie<br />
Den Dolch, den ich in neiner Hand hier ziicke.<br />
In Schillers Fassung cles Dolchmotrologs empfängt, <strong>und</strong><br />
zwar vor allent ilrrrch die klassische Rhythnrik, attf die iclt<br />
Schiller 9!|<br />
belassend: ,,Noch ehe sie den Schweiß der ersten Schlacht<br />
von ihrer Stirn gewischt . . ."<br />
Mit welcher Unmittelbarbeit vermag Shakespeares<br />
Sprache Wollen <strong>und</strong> Wünschen, alles Dunkle <strong>und</strong> Unheimliche<br />
inneren Schauens <strong>und</strong> Fühlens ztl umreißen. Schillers<br />
Sprache kraft ihrer klassischen Ordnung <strong>und</strong> Gliederung<br />
setzt höchste Bewußtheit voraus. Ihre Form straft ihren<br />
Inhalt Lrtgen, sofern dieser noch scharf ausgeprägte Shakespearesche<br />
Zäge trägt:<br />
noch zu sprechen komme, jede Silbeeinefastgleichmäßige Bedeutsamkeit,<br />
<strong>und</strong> damit taucht der Gang <strong>des</strong> Gedankens in<br />
das helle Licht einer ruhig schließenden <strong>und</strong> folgernden Bewußtheit,<br />
was unvereinbar ist mit jener Stimmung, aus<br />
der allein die Dolchvision entstehen kann.<br />
Bei Shakespeare ist je<strong>des</strong> Wort nur Durchgang, voll<br />
imnranenter Bewegung, vorübergleitend. In seiner Sprache<br />
sieht man die Gedanken heraufwachsen aus den mystischen<br />
Tiefen der Seele. Schillers Sprache - sie gibt in ihren<br />
Sätzen nicht die Geschichte <strong>des</strong> werdenden Gedankens,<br />
sondern den gegliederten Ausdruck abgeschlossener Vorstellungen<br />
(vgl. S. 74) - bleibt diese Welt seelischer Abgrrindigkeit<br />
verschlossen.<br />
Sh. I/V 19.<br />
Sch. l/lX.<br />
Thou wouldst be great;<br />
Art not without ambition, but without<br />
The illnes should attend it: what thou<br />
wouldst highly,<br />
That wonldst thou holily; wou lilst not play<br />
false<br />
And yet lvourdst wrongly win.<br />
Du bist nicht ohne Ehrgeiz, möchtest gerne<br />
Groß sein, doch dein Gewissen auch bewahren!<br />
Nicht abgeneigt bist du vor ungerechten-r<br />
Gewinn, doch widerstehi dirs, falsch ztl<br />
spielen.<br />
Man achte irr Shakespeares Fassung auf die rrortreibende<br />
Spannung der sich jagenden "lvollldst", aus deren triebhaftem<br />
Willen erst die Gedanken sich zu fonnen scheinen. Bei<br />
Schiller fehlt ctiese sich iiber clcn gesanrten Abschnitt hin<br />
erstreckende Bewegung <strong>und</strong> däntonische Cetriebenheit.<br />
Statt <strong>des</strong>sen stehen zwein sich geschlossene, von jeder malSlosen<br />
Erregtheit fleie Satzkörper, wobei die Betonung irn<br />
t"<br />
G.A. Bürger-Archiv<br />
G.A. Bürger-Archiv