Hochgesangs Wandlungen des Dichtstils - Leben und Werk des ...
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36 Die Sprache<br />
E. So bald er damit fertig war, <strong>und</strong> die übrigen Nachrichten<br />
<strong>des</strong> nämlichen Tages durchsah, fand er dich im Angriff<br />
der unbändigen Norwegischen Scharen, unerschrocken<br />
vor den vielfachen Oefahren <strong>des</strong> To<strong>des</strong>. die du selbst veranlaßt<br />
hattest.<br />
B. I/V. Denk dir ihn vollends, als er an dem nemlichen<br />
Tage dich in dem Gettimmel der unbändigen Norweger mit<br />
tausend To<strong>des</strong>gefahren unerschrocken kämpfen sah!<br />
sh. r/vrr 25.<br />
I have no spur<br />
To prick the si<strong>des</strong> of my intent, but only<br />
Vaulting ambition, which o 'erleaps itself,<br />
And falls on the other.<br />
E. Ich habe keinen Sporn, der den Lauf meines Vorhabens<br />
triebe, als bloß den Ehrgeiz, der sich selbst überspringt<br />
<strong>und</strong> auf der andern Seite hinunterfällt.<br />
B. IVIII. Schweig also, unseliger Ehrgeiz! Reize mich<br />
nicht über eine Mauer zu springen, wo jenseit ein Abgr<strong>und</strong><br />
ist!<br />
Sh. II/l 40. Aus dem Dolchmonolog.<br />
I see thee yet, in form as palpable<br />
As this which now I draw.<br />
Thou marshall<br />
'st me the way that I was going;<br />
And such an instrument I was to use.<br />
Mine eyes are made the fools o'the other senses,<br />
Or else worth all the rest; I see thee still,<br />
And on thy blade and dudgeon gouts of blood,<br />
Which was not so before.<br />
E. Immer seh' ich dich, in eben so körperlicher Gestalt,<br />
als dieser hier, den ich itzt zücke. Du zeigst mir den Weg,<br />
den ich eben gehen wollte, <strong>und</strong> gerade solch ein <strong>Werk</strong>zeug,<br />
wie du bist, wollt' ich gebrauchen. Meine Augen sind entweder<br />
die Narren der übrigen Sinne, oder sind so viel werth,<br />
als alle übrige nrit einander. Ich sehe dich noch immer;<br />
u-nd auf deiner Klinge <strong>und</strong> deinem Handgriffe Blutstropfen,<br />
die vorhin nicht da waren. -<br />
B. II/V. Bei Gott! So körperlich, als dieser, den ich<br />
hier ziicke. - Ha hal Wiltst wol gar mein Wegweiser sein?<br />
Recht so ! Deinesgleichen gebrauchte ich eben. _ Entweder<br />
meine Augen, oder die übrigen Sjnne haben mich<br />
zum Narren. - Wie? Immer <strong>und</strong> immer noch da? Sogar<br />
Blutstropfen auf deiner Klinge? Dje waren doch vorher<br />
nicht da! -<br />
Whiles I threat he tives (im gteichen Monotog)<br />
E. In<strong>des</strong> ich hier drohe, lebt er noch.<br />
B. Aber was droh' ich lange? Von Drohen stirbt er<br />
rricht. -<br />
Auch solche offenen Sätze sind im Or<strong>und</strong>e noch Hem_<br />
mungen <strong>und</strong> Bindungen für einen unendlichen Ausdrucks_<br />
willen. In ihnen ist immer noch etwas fest <strong>und</strong> ruhend. Sie<br />
bewegen sich nicht, sondern rufen nach Bewegung. Sie sind<br />
wohl geöffnet, aber ihr begrifflicher Gehalt hindert sie am<br />
vollen Verströmen. Er beschwert <strong>und</strong> begrenzt. Die zer_<br />
setzenden Kräfte werden nicht ruhen, biJ auch die letzte<br />
Hülle gebrochen <strong>und</strong> aufgelöst ist. Die begriffliche Sub_<br />
stanz verschwindet <strong>und</strong> was bleibt, ist der Schrei. In Shakespeares<br />
Macbeth sind die Interjektionen nicht eben zahl_<br />
reich. Bürger aber verwendet sie in ungeheurern Maße. Fiir<br />
ihn, wie für den Sturm <strong>und</strong> Drang riberhaupt, sind die<br />
O ! Ha ! Hu ! usw. charakteristisch. Sle werden allem vorangestellt,<br />
unr so gleichsam ihre Bewegtheit auf das Folgende,<br />
was als Begriff <strong>und</strong> Gedanke nicht verlebendigt werOeri<br />
konnte, überzuströmen.<br />
Die Interjektion ist die letzte Konsequenz <strong>des</strong> Ausdruckswillens<br />
jener zeit. Hier ist wirkrich alles Ausdruck <strong>und</strong> nur<br />
Ausdruck. Das innere <strong>Leben</strong> aber ist einsam geblieben uncl<br />
entströmt als Schrei in den leeren Raum. Denn ohne Körper<br />
G.A. Bürger-Archiv<br />
G.A. Bürger-Archiv