06.11.2013 Aufrufe

Hochgesangs Wandlungen des Dichtstils - Leben und Werk des ...

Hochgesangs Wandlungen des Dichtstils - Leben und Werk des ...

Hochgesangs Wandlungen des Dichtstils - Leben und Werk des ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Sprache<br />

lich"; statt ,,erschüttern",,dröhnen", statt ,,ruhen"<br />

,,stocken"; überall also das Tönende, das sinnlich Vollere'<br />

Diese neue Sinnlichkeit quillt überall'<br />

E. I/V. Macht mein Blut dick, verstopft die Zugänge<br />

der ReLe, daß keine bittre Vorwürfe der wiederkeh<br />

renden Natur mein gräßliches Vorhaben erschüttern'<br />

B. II/1. Verdicket meinBlut, verstopft dieZugänge der<br />

Reue, daß kein Prickeln zurückwallender Natur<br />

mein gräßliches Vorhaben erschüttere.<br />

Buiger packt unmittelbar zu' Er zwängt nicht mehr<br />

jede Ericheinung unter erstarrte Begriffe. Er erlebt wieder<br />

"Eigenschaften<br />

ais sinnliche Qualitäten <strong>und</strong> jede Handlung<br />

alJ Intensität. Seine Sprache ist bewegter Ausdruck'<br />

E. IIi II. Meine Händehaben die Farbe der deinigen'<br />

B. II/VI. Meine Hände sind so roth, wie deine'<br />

E. II/1. Worte sind eine zu starke Abkühlung f ür<br />

die Hitze der That!<br />

B. ll/lv. Worte kühlen die Hitze der That nur zu<br />

sehr ab.<br />

E. II/lll. ... Ihre Dolche auf die niederträchtigste<br />

Art mit geronnenem Blut überzogen'<br />

B. II/üll. Ihre Dolche schändlich trief end von dem<br />

heiligen Blute.<br />

8". IV/lll. Deine Redlichkeit wagt es nicht, dir Einhalt<br />

zu thun.<br />

B. IV/VI. Setze dich imnler fester, mächtige Tyrannei,<br />

denn Redlichkeit wagt's nicht, dich zu erschüttern!<br />

War bei Eschenburg das Konstruktive herrschend, so<br />

wird es bei Bürger durch das Affektische verdrängt' Das<br />

äußert sich in der Vermeidung der nüchternen Umständlichkeit<br />

Eschenburgs durch stärkere Konzentrierung <strong>des</strong><br />

Ausdrucks.<br />

E. II/ll. Wir wollen in unser Zimmer gehen'<br />

B. II/VI. Fort nach unserm Zimmer!<br />

Bürger<br />

E. I/V. Kommt itzt, ihr Geister alle, deren Ceschäf t<br />

es ist tödliche Gedanken einzuhauchen, kommt, <strong>und</strong> entweibt<br />

mich hier!<br />

B. II/1. Kommt jetzt ihr Geister alle, die Mordgedanken<br />

einhaucht, <strong>und</strong> entweibt mich hier!<br />

Der neue Wille zum Ausdrucksvollen <strong>und</strong> Bewegten erzwingt<br />

Umstellungen in der Wortfolge.<br />

E. II/1. Es ist der blutige Vorsatz meiner Seele, cler so<br />

meine Augen täuscht.<br />

B. II/V. Der blutige Vorsatz meiner Seele ist's, der so<br />

die Augen täuscht.<br />

E. IVi III. Ach, das arme Land!. .. Es kann nicht mehr<br />

unsere Mutter heißen, sondern unser Orab.<br />

B. IV/VI. Ach, das arme Land ...1 Unsere Mutter<br />

kann's nicht mehr heißen, sondern unser Orab.<br />

Häufig fehlt bei Bürger der Artikel, wo er bei Eschenburg<br />

vorhanden ist: Eschenburg betont den begrifflichen<br />

Umriß <strong>des</strong> Wortes, Bürger die ausdruckhafte Seele.<br />

E. I/V. <strong>und</strong> erfüllt mich vom Wirbel bis zur<br />

Zehe durch <strong>und</strong> durch rnit der schrecklichsten Grausamkeit<br />

!<br />

B. IIi I. Erfüllt mich durch <strong>und</strong> durch, vorn Wirbel bis<br />

zur Zehe, mit Grausamkeit!<br />

E. ll/ll. Die Schlafenden <strong>und</strong> die Todten sind bloß<br />

wie Cemälde; nur das Auge der Kindheit fürchtet sich vor<br />

einem gemahlten Teufel.<br />

B. II/VL Schlaf ende <strong>und</strong> Todte sind nichts, als Gemälde.<br />

Kinderaugen nur fürchten sich vor dem gemahlten<br />

Teufel.<br />

Hierher gehört auch der öftere Wegfall <strong>des</strong> Possessivpronomens.<br />

Eschenburg erwähnt ein im Zusammenhang<br />

nebensächliches oder selbstverständliches Besitzverhältnis,<br />

Bürger legt allen Ton zurück auf das eigentlich Bedeutungtragende.<br />

G.A. Bürger-Archiv<br />

G.A. Bürger-Archiv

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!