Hochgesangs Wandlungen des Dichtstils - Leben und Werk des ...
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Die Sprache.<br />
<strong>des</strong>sen Mord doch nur ein Hirngespinst ist, erschüttert<br />
meine ganze innerliche Welt so heftig, daß alle andere Arbeit<br />
rneiner <strong>Leben</strong>skräfte stille steht, <strong>und</strong> mir nichts da zu seyn<br />
scheint, als, was noch nicht ist.<br />
Eschenburgs Sprache - das rvird schon aus den paar<br />
Zeilen deutlich - weiß nichts von jener Stofflichkeit <strong>und</strong><br />
dämonisch-dunklen Farbigkeit Shakespeares. Sie dient dem<br />
abstrakten Cedanken, d. h. sie kennt nur das schon Be'<br />
zogene, das schon Filtrierte, das nicht mehr Individuelle<br />
<strong>und</strong> Einmalige. Sie kennt nur den Begriff. Und so beherrscht<br />
Kälte begriff licher Systematik die Übersetzung.<br />
In Shakespeares Sprache scheint es keine Verknüpfung<br />
zu geben von Wort zu Wort, so dicht, so ungegliedert, so individuell<br />
gescltlossen sind sie. Es scheint keine Brücke zu<br />
geben zwischen Substantiv <strong>und</strong> Verbum insbesondere,<br />
wenn es nicht eine irrationale Brücke, die polare Umfassung<br />
<strong>des</strong> <strong>Leben</strong>s ist. Hier das Substantivoll Beharrungswillen,<br />
im Strome <strong>des</strong> Rhythmus eingebettet, sich reibend <strong>und</strong><br />
widersetzend; dort die Verba voll Spannung <strong>und</strong> vorwärtsjagender<br />
Bewegung, vom Rhythmus nicht getragen,<br />
sondern ihn selber gleichsam zusammenballend, gleich<br />
Wogenkämmen sinnlich verkörpernd. Vor sotchem Verbum<br />
ergeht es den Subjekten <strong>des</strong> Shakespeareschen Satzes wie<br />
so vielen Oestalten seiner Dramen. Was diese auch denken<br />
<strong>und</strong> handeln, ihr Denken <strong>und</strong> Handeln ist stärker als sie<br />
selber, <strong>und</strong> wächst fort <strong>und</strong> fort in ungehemmtem Strome.<br />
Im tiefsten Gr<strong>und</strong>e führen alle diese Menschen einen tragischen<br />
Karnpf gegen ihr eigenes Wirken, gegen all die<br />
treibenden <strong>und</strong> öffnenden Kräfte ihres <strong>Leben</strong>s. Es ist ein<br />
Kampf um ihr Sein, um die individuelle Beharrung. In der<br />
Spannung von Subiekt <strong>und</strong> Verbum im Satze spiegelt sich<br />
das wieder. Wer glaubt, daß die prädikative Bewegung vont<br />
Subjekte ausgehe <strong>und</strong> am Objekte Halt mache, der wird<br />
aus dem jubelnden Zusammenklang aller Prädikationen<br />
Eschenburg<br />
Shakespeares bald erkennen, claß hier eine eigene Welt sich<br />
offenbart: ein Reich nicht der Schwere, der Beharrung,<br />
sondern <strong>des</strong> Getriebenseins ins Zukünftige, ins Offene, iris<br />
Unendliche.<br />
Man höre nur:<br />
Sh. IiVIIilff. If it were done when'tis done, then<br />
'twere u'ell<br />
It were done quickly:<br />
II,'l 60 ff. Whiles I threat, he lives:<br />
Words to the heat of deeds too cold breath<br />
gives.<br />
I go, and it is done; the bell invites me.<br />
Hearit not, Duncan, for it is a knell<br />
That summons thee to heaven or to hell.<br />
IIi lli I ff. That which hath made flrem drunk, hath<br />
what hath quench,d ,n.rTlfi lilrl'f;<br />
fire.<br />
Kennt<br />
^ .<br />
Eschenburg das Nebeneinander beider Reiche, <strong>des</strong><br />
belns <strong>und</strong> <strong>des</strong> Werdens, der Beharrung <strong>und</strong> der Getrieben_<br />
heit? Die Antwort lautet verneinenä. Die Rationalität<br />
seiner Sprache duldet keinen ungelösten Dualismus.<br />
bei<br />
Was<br />
ihm die Welt <strong>des</strong> Verbums uo--,n Srbrtuntiv trennt,<br />
sind<br />
das<br />
nicht Wesensverschiedenheiten, sondern Gradunterschiede<br />
<strong>des</strong> Seins. Die Tätigkeit, äie Bewegung ist für<br />
9rn Rutionulisten kein Aussirömen, sie steht in keiner<br />
Spannung zur Substan z, bald, itrr Sein steigernd, bald ihr<br />
Sein bedrohend, sondern <strong>Leben</strong>, Tätigkeit, eEwegung sinken<br />
herab zur Eigenschaft der Substanz *A ,inO mit ihr gesetzt,<br />
sei's als Mögliches, sei's als Notwendiges. Shakespeares<br />
sprachliche Welt in ihrem Auseinanaer rind Gegeneinander<br />
löst sich bei Eschenburg auf in ein System statischer Be_<br />
ziehungen in über- <strong>und</strong> Unterordn;ns.'Mil;ndern Worten:<br />
g<br />
G.A. Bürger-Archiv<br />
G.A. Bürger-Archiv