Hochgesangs Wandlungen des Dichtstils - Leben und Werk des ...
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I l0<br />
Die SPrache<br />
Zwei starke Fesseln, tneinen Arm zu bindeni<br />
Dann bin ich auch sein Wirt, der seinem MÖrder<br />
Die Tür verschließen, nicht den To<strong>des</strong>streich<br />
Selbst führen sollte'<br />
T. li V I I Er kommt hicher, zwief ach geschirmt: Zuerst- -<br />
Weil ich sein Vetter bin <strong>und</strong> Unterthan,<br />
Bei<strong>des</strong> hemmt stark die That; dann, ich -- sein<br />
Wirth.<br />
Der gegen seinen Mörder schließen müßte<br />
Das Thor, nicht selbst das Messer führen'<br />
,,Dann ich -' sein Wirt" (in Tiecks Fassung) schließt<br />
sich mit den vorausliegenden Satz-Gliedern, sofern tnan<br />
dieseinderganzenBesonderheitihrergrantntatisc<br />
Struktur noch als gegenwärtig eraclttet, zu keinem sinn'<br />
volleir Ganzen. Aber auf cliese vorausliegenden Satzglieder<br />
in der Besonderheit ihrer formalen Verrvirklichung bezieht<br />
es sich nicht, sondern auf eine wandelbare innere Vorstellung,<br />
auf eine Erinneruttg, die nicht die starre grammatische<br />
Struktur, wohl aber den Sirtnzusamtnenhang lebendig<br />
in sich weiter trägt' Schillers Gestaltung, wo je<strong>des</strong> Wort<br />
clie Zeit überdauert <strong>und</strong> das Ende einer Periode noch den<br />
Anfang als gegenwärtig voraussetzt, bedeutet hierzu den<br />
größtmöglichen Gegensatz. (\tgl. S' 61')<br />
Für das Verschlungensein rotttantischer Sprache zettge<br />
eine Stelle:<br />
T. IV1ll. (Bei Schiller fehlend.)<br />
Nicht viehnehr darf ich sagen.<br />
Doch harte Zeit, wenn rvir Verräther sind<br />
Uns unbewußt, lvenn uns Gerüchte ängsten,<br />
Aus Furcht tlur, cloch nicht rvissend, was wir<br />
fürchten,<br />
Oetrieben auf errlpörtem, rvilclen Meer<br />
Nach allen Seiten hin' ' 'n.1<br />
Dorothea Tiecl<<br />
lll<br />
Wie die Sprache Shakespeares bewegt sich auch romantische<br />
Sprache in imnrer erneuter öffnung <strong>und</strong> Schu,ellung.<br />
Sch. III/lV. Doch wenn ihr wirklich Nlänner seid, <strong>und</strong> zwar<br />
An echter Mannheit nicht die allerletzten,<br />
So zeigt es jetzo! Rächet euch <strong>und</strong> mich<br />
An einem Feinde, der uns gleich verhaßt ist.<br />
T. lll/1. Habt ihr nun einen platz im Rangregister,<br />
Uncl nicht den schlechtsten in derMannheit, sprecht;<br />
Und solches <strong>Werk</strong> vertrau' ich eurem Busen,<br />
Dessen Vollstreckung errren Feincl entrafft,<br />
Herzinnig fest an unsre Lieb euch schmiedet,<br />
Da unser Wohlseyn kränkelt, weil er lebt,<br />
Das nur in seinem Tod ges<strong>und</strong>et.<br />
Mit dem dynamischen Charakter der romantischen Sprache<br />
hängt notwendig ein anderes zusammen: daß sie alles in<br />
zeitlicher Perspektiverscheinen Iäßt, als ein Werden<strong>des</strong>,<br />
Wachsen<strong>des</strong>,Sichverwandeln<strong>des</strong>. Auch das, was priinär nichts<br />
ntitZeit zu tun hat, empfängt in ihr zeithaft strömenden Charakter.<br />
Ich habe bei Schiller an mehreren Beispielen gezeigt,<br />
wie er zeitliche Vorgänge stufenförmigliedert <strong>und</strong> aufbaut,<br />
<strong>und</strong> nun vergleiche man damit an einem dicser Beispiele romantische<br />
Art: iu einen zeitlicher: Strom taucht alle Bev.re.<br />
gung, ein urrendlicher Atem umfaßt Menschen uncl Taten.<br />
Sch. Illl I.<br />
König Sueno,<br />
Dem jener treuvergessne Than von Cawdor,<br />
Der Reichsverräter, heimlich Vorschub tat,<br />
Ergriff den Augenblick, rvo dieses Reich<br />
Von bürgerlichem Krieg zerrüttet war,<br />
Und üherraschte dein geschwächtes Heer!<br />
Hartnäckig, grimnrig war cler Kampf, bis endlicir<br />
Macbeth mit unbezwinglich tapferrn Arnr<br />
Des Normans Stolz gedämpft. - j\,Iit einenr Wort,<br />
Der Sieg ist unser.<br />
G.A. Bürger-Archiv<br />
G.A. Bürger-Archiv