Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer
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ihn strullen, und das Plätschern nahm schier kein Ende. Der hatte es nötig, und kaum das gedacht,<br />
rief er auch solches: „Auha, hatte ich das nötig“, und dann rauschte die Spülung, und<br />
schon war Strassner mit einer Flasche Bier zurück, setzte sich zu uns an den Küchentisch.<br />
„Na dann Prost“, und Strassner kräftig was geschluckt, hieß es: „Mächtig stickig hier. Reiß<br />
mal die Schotten auf, <strong>Konrad</strong>, lass Seeluft rein.“<br />
„Ja gut, ich mach’s Fenster auf.“<br />
„Die Tür auch gleich. Alles aufmachen. Gibt ein bisschen Durchzug zu uns hinten. – Die<br />
Tür hatte wohl einer zugeschlossen?“<br />
„Ja.“<br />
„Warum das denn? <strong>Zum</strong>achen reicht doch, ist doch bloß der Mäuse wegen. – Ist was?<br />
Gibt es da was Besonderes zu sehen?“<br />
„Nee, nee.“<br />
„Wieso nehmt ihr denn neuerdings eine Untertasse als Aschenbecher?“<br />
„Den von der Küche hat einer mit rausgenommen an’ Tisch.“<br />
„Ach da müssen auch noch Zigaretten von uns rumliegen. Hol mal alles rein, <strong>Konrad</strong>.<br />
Gegen Morgen der Tau macht sie klamm.“<br />
„Kommst mit, Siegmar?“<br />
„Komm, lass Siegmar hier sitzen, zwei Hände genügen.“<br />
„Ach lassen Sie mal, ich geh’ trotzdem mit.“ Und ich atmete auf. Und Siegmar rief, wir<br />
drei Schritte aus dem Haus: „Angenehm kühl die Wiese, Herr Strassner. Kommen Sie mal<br />
raus, Sie sind doch auch barfuß, läuft sich gut hier, Herr Strassner.“<br />
„Ja, ja, geht mal. Muss mir die Füße nicht kühlen.“<br />
„Das reicht, <strong>Konrad</strong>. Jetzt weiß dieser Harri Bescheid, dass wir nich’ allein sind.“<br />
„Du bist verdammt raffiniert.“<br />
„Sonst hätten sie mich auch schon platt gemacht. ‚Holzauge, sei wachsam‘, ist alles. Der<br />
is’ übrigens wirklich noch da. Da seitlich an der Schuppenwand. Siehst’ seine Nackheit blitzen?“<br />
„Verdammt unheimlich.“<br />
„Nichts ist unheimlich. Das is’ doch kein Geist. Is’n Kerl mit ’nem wuchtigen Kolben.<br />
Mal so richtig Maß genommen hätt’ ich schon ganz gern.“<br />
„Dann lauf doch hin. Ich nehm das Zeug hier, geh’ rein und sag, du steckst nur mal kurz<br />
die Beine ins Wasser. Kommst gleich nach.“<br />
„Komm ich auch wirklich. Ich fass nur mal kurz hin, sag, mehr geht nicht, Strassner<br />
wartet auf mich.“<br />
„Gut, gut, dann lauf.“ Und ich sammelte zusammen, was auf dem Tisch stand. Zwei<br />
Aschenbecher, zwei Schachteln Zigaretten, zweimal Streichhölzer. Und kurzer Blick zum<br />
Schuppengiebel: Zwei Nackte; Siegmar sein Ziel erreicht, und ich lief zurück in die Küche.<br />
„Siegmar kommt gleich nach. Steckt bloß mal für’n Moment die Beine in’ See.“<br />
„Der geht doch jetzt nicht etwa schwimmen?“<br />
„Nee, nee. – Wo wollen Sie denn hin?“<br />
„Mal gucken. Der Bursche ist nachts schon mal über’n See geschwommen.“<br />
„Nee, nee, das macht er nicht.“ – Half nichts, Strassner raus. Ich sah ihn ausschreiten.<br />
Und dann hört’ ich ihn Siegmar rufen. – ‚Ach du großer Gott, wenn das mal gutgeht. Hoffentlich<br />
haben sie sich wenigsten hinter’n Schuppen gestellt“, so dacht’ ich, der ich wusste,<br />
dass man zwischen Zaun und rückwärtiger Schuppenfront langgehen konnte. Schmaler Streifen,<br />
was für alle im Gänsemarsch, einer hinterm andern. Und nochmals hörte ich Strassner<br />
den Siegmar rufen, und der rief jetzt vom vorderen Schuppengiebel aus: „Ja, bin hier, Herr<br />
Strassner, will grad reingehen.“<br />
„Wo warst du denn?“<br />
„Hab’ mich da am Zaun nur fix ausgepisst, hat gedrängelt.“<br />
„Und ich dacht’ schon, dich ist wieder das Schwimmen angekommen.“<br />
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