Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer
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„– weil du jetzt stille bist, halt endlich den Mund.“<br />
„Nee, lass ihn doch mal rausreden, Peter. <strong>Konrad</strong> hat hier bisher noch nie was Falsches<br />
gesagt.“<br />
„Du die aus meinem Heim sagen nie was Falsches, Uli. Die genießen Erziehung.“<br />
„Ja, wissen wir, Peter, aber nun lass ihn trotzdem mal ausreden. Was wollteste sagen,<br />
<strong>Konrad</strong>?“<br />
„Nichts wollt’ er sagen.“<br />
„Komm, Peter, hab’ dich nicht so. <strong>Konrad</strong> is’ keiner von unserem Jugendwerkhof.“<br />
„Da wäre er aber vielleicht längst, wenn ich bei uns im Heim die Zügel schießen ließe,<br />
Gerdi.“<br />
„Hier sind wir aber nicht deinem Heim, Peter.“<br />
„Nein, ihr andern alle nicht. Aber wo ich mit jemandem von unseren Jungs bin, da ist für<br />
den immer auch das Heim präsent, Uli. Ganz automatisch.“<br />
„Das zieh ich auch nicht in Zweifel, Peter. Trotzdem möcht’ ich gern wissen, was <strong>Konrad</strong><br />
uns sagen wollte. Also <strong>Konrad</strong>, was wolltest du?“<br />
„Ja, lass ihn reden, Peter, ich würd’s auch gern hören. Schließlich hat sich das Geplänkel<br />
hier ja wohl nur deshalb entzündet, weil mir Roberts Neffe als Erster zugeteilt werden sollte.<br />
Also spuck’s aus, <strong>Konrad</strong>. Was willst du?“<br />
„Na ja, wo Manfred doch hier noch nie war, das is’ hier doch alles ganz fremd für ihn,<br />
und da müsst er’s ja nun nicht gleich, wo er sich hier noch nich’ mal ihn Ruhe hat umgucken<br />
können, also ich meine, da müsste es Manfred ja nich’ gleich aus dem Stand heraus mit ihrem<br />
Apparat zu tun kriegen, Herr Abramschek.“<br />
„Das is’ dir aber auch so passiert, als du das erste Mal hier warst.“<br />
„Ja, aber ich hatte es vorher ja auch schon mehr als nur einmal mit noch was viel Größerem<br />
zu tun gekriegt. Und außerdem: ich bin ja nun wirklich nich’ grad ’n Herkules, aber<br />
Manfred –“<br />
„– ist im richtigen Alter, was willst du? Du warst ja wohl auch fünfzehn, als wir dir hier<br />
allesamt zum ersten Mal die Votze geschrubbt haben.“<br />
„Ja, ja Robert, das is’ schon richtig, aber verglichen mit <strong>Konrad</strong>, da hat <strong>Konrad</strong> schon<br />
recht, da is’ dein Neffe –“<br />
„– ja was, Gerdi? Führ’n wir jetzt auch noch ’n Mindestgewicht ein? So und so viele<br />
Pfunde muß einer auf’n Knochen haben, sonst müssen wir uns den Bengel verkneifen? Oder<br />
mal anders gefragt: Is’ einer unter euch, der auf Manfred keinen Appetit hat? Los, die Hand<br />
gehoben. Wer sagt, ich verzichte? Meinetwegen kannst’ das Kerlchen wieder einpacken, Robert,<br />
das macht mich nicht an?“<br />
„Schluss, aufhör’n, was soll das, Leute? Ich bin doch nicht extra wegen der Schlüssel<br />
nach Leipzig rein, damit es hier jetzt Krach gibt. Noch dazu: warum denn? Wolfgang hat festgelegt,<br />
auf seinem Grundstück will er nur Bengels haben, die wenigstens fuffzehn sind, und<br />
das is’ der Junge, und weitere Bedingungen gibt’s nich’. Und die Spielregeln bestimmen allein<br />
wir Männer, die Jungs haben sich zu fügen. Aber ich bin dafür, wir machen heut mal ’ne<br />
Ausnahme, lassen den Manfred entscheiden, wem von uns er sich hier zuerst hingeben<br />
möchte. Ausgenommen sein Onkel und Peter, die hatten mit ihm ja schon ihr Vergnügen. Und<br />
wenn er jetzt nich’ gleich Pauli auswählt, dann kriegt der ihn halt als zweiter.“<br />
„Verdammt viel Rücksichtnahme für so ein Hühnchen. Das gab es ja nicht mal, als sich<br />
damals rausgestellt hat, dass du uns deinen Oswald hier weit aus zu früh untergeschoben<br />
hast.“<br />
„Hast recht, geb ich zu, Peter. Aber Oswald war auch da kein Gerippe mehr.“<br />
„Wohl war, was Oswald? Du warst schon mit zwölf ’n heftiges Stück?“<br />
„Ja war ick, Herr Abramschek. Und der da, der Manfred, der soll sich nich’ so haben, der<br />
soll sich endlich uffreißen lassen. Am besten von Ihnen, Herr Abramschek. Da juckt’s ihm.“<br />
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