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Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer

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„Wieso, der kann durchs Wasser gewatet sein.“<br />

„Nee, der Zaun geht auf jeder Seite durchs Schilf rein bis ins Tiefe, Robert.. Da müsste<br />

der Junge schwimmen können.“<br />

„Nein, kann er nich’, aber wo is’ er, Pauli?“<br />

„Doch über’n Zaun, oder hat Flügel gekriegt.“<br />

„Hör auf mit dem Scheiß, Gerdi, mir is’ jetzt nich’ nach Witzen.“<br />

„Dann sollten wir uns jetzt anziehen und den Jungen suchen gehen. Die einen die Gegend<br />

rechts, die anderen links vom Zaun. Und einer läuft vor bis zur Chaussee. Weit kann der Junge<br />

nicht sein. Der ist nackt, da wird er sich hüten, irgendwo anzuklopfen oder per Anhalter<br />

weg zu wollen.“<br />

„Hast recht, Peter, geh’n wir ihn suchen. Wollen wir auch die Jungs mit einbinden? Natürlich<br />

ohne meinen Oswald. Den sollten wir hierlassen.“<br />

„Siegmar auch.“<br />

„Wieso, ich lauf nich’ weg, Herr Lux.“<br />

„Das will dir auch nicht geraten haben, aber trotzdem –“<br />

„– Leute, hört mal, ich glaube, wir sollten die Jungs allesamt hierlassen. Und du passt<br />

auf, dass hier zwischenzeitlich keiner über die Strenge schlägt, <strong>Konrad</strong>.“<br />

„Darf man auch keinen orgeln?“<br />

„So lange du <strong>Konrad</strong> in Ruhe lässt, ist mir das egal, Siegmar.“<br />

„Eckhard solltest aber auch nicht.“<br />

„Dann bleib ja nur wieder ick.“<br />

„Das überstehst’ schon, Oswald. Los, ziehen wir uns an, Leute. Hat einer zufällig ’ne Taschenlampe<br />

im Auto?“ – Nein, hatte keiner; es mussten die beiden Taschenlampen vom Wegner<br />

genügen, eine in der Küche gelegen, eine im Schuppen..– „Was machen wir mit dem Jungen,<br />

wenn wir ihn finden?“<br />

„Wenn’s mal erst so weit wäre, Uli. Aber wenn wir ihn eingefangen haben, kriegt er von<br />

mir den Arsch versohlt und danach setzt ich ihn eigenhändig dem Pauli auf seinen konkurrenzlosen<br />

Kolben. Das Kerlchen tanzt mir nich’ noch mal aus der Reihe. Aber erstmal müssen<br />

wir’s kriegen.“<br />

„Das wird schon, Robert, der Junge wird sich schon nicht ertränkt haben.“<br />

„Hör’ auf, Peter, hör auf, mir is’ so schon himmelangst. Der Junge is’ nämlich erst –“<br />

„– ja, ja, lass sein, Robert. Und ihr legt euch schlafen, Jungs. Jeder, wo er hingehört, wir<br />

sind bald wieder zur Stelle.“<br />

„Na dann mal, Oswald. Komm mit zu mir auf die Couch, dein Feldbett is’ mir zu wacklich.“<br />

„Eijei Sigmar, kannst mich denn nich’ verschonen?“<br />

„Red nich’ so’n Stuss. Beweg deinen Arsch auf mich zu, wozu hast du das Ding.“<br />

„Ja, ja, das sagen ja alle, aber wo du noch nich’ mal ’n richtiger Mann bist.“<br />

„Das werd’ ich dir gleich wieder zeigen, was ich bin.“<br />

Die Männer zogen ab, Oswald landete, wo Sigmar wollte, dass er landete, und Eckhard<br />

und ich gingen in den Raum, in dem man uns beiden unsere Schlafplätze zugewiesen hatte,<br />

und da fragte ich Eckhard: „Wollen wir ’n Augenblick kuscheln?“<br />

„Du, ich hab’ dir schon mal gesagt, ich bin kein Hundertfünfundsiebziger, geh mir mit so<br />

was vom Leibe. Das konnt’ ich schon in Braunschweig nich’ verknusen, wenn mich da einer<br />

von meinen Kumpels hat begrapschen wollen.“<br />

„Wieso Braunschweig? Das liegt doch im Westen.“<br />

„Klar, da komm ich ja auch her. Meine Eltern sind in die DDR übergesiedelt. Dadurch<br />

haben sie jetzt wenigstens Arbeit und ich ’ne Lehrstelle. Drüben haben wir doch von der Stütze<br />

gelebt.“<br />

„Wovon?“<br />

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