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Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer

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„Siegmar hat mich eben auf’ Toilette gebürstet. Stell dir vor, der macht so wat auch<br />

schon. Und ganz genauso wie’n Mann. Mensch, jetzt brennt mir aber der Arsch, auweia.“<br />

„Warum hast’ ihn denn machen lassen?“<br />

„Weißt wie stark der is’? Det war ein Griff und schon war ich fällig. Bin ja auch außerdem<br />

mächtig taumelig von dem Gesaufe.“<br />

So Pfingsten ’57 der Oswald, der nun Juli ’57 da vorm Seelein am Buchenholztisch beim<br />

Essen unbekümmert vor sich hin futterte, ständig am unbekümmerten Grinsen war. Eckhard<br />

dagegen, zwischen Abramschek und Lux plaziert, kam kein Grinsen aufs Gesicht. Eckhard<br />

schaute zwar nicht ganz so kleinmäusisch drein wie Manfred, aber dass ihm nicht wohl war...<br />

wer den rechten Blick dafür hatte, der sah das. Nur von den Männern hatte den keiner, den<br />

rechten Blick. Die Männer benahmen sich, als müsste uns wohl sein, uns Jungs; unser Dasein<br />

durch sie uns vergoldet. Genossen wir nicht Privilegien? – „Und nun, wer Lust hat, ins Wasser<br />

gehopst, Leute.“<br />

„Is’ bestimmt pisswarm das Wasser, Uli.“<br />

„Ja, ich denk schon, Pauli, ’n Schnupfen wirst’ dir nich’ holen, und vergehen, wird dir<br />

auch nichts.“<br />

„Wäre auch schlimm, Uli, wo Robert sein Neffe noch auf mich wartet Wie heißt du noch<br />

mal, Junge?“<br />

„Ich? Ich heiß Manfred.“<br />

„Na dann komm mal, Manfred, geh’ mit deinem nächsten Beglücker erstmal ’ne Runde<br />

schwimmen.“<br />

„Ich kann aber nich’ schwimmen.“<br />

„Macht nichts, komm mal, wir bleiben am Rand, geh’n wir eben nur planschen. Und keine<br />

Angst vor meiner Kanone, dir mach’ ich’s nachher mit Genuss. Da hast du was davon, das<br />

kannst du mir glauben. Na nun komm mal.“ Und die Abendbrotstafel war aufgehoben. „Oswald,<br />

räum’ ab“, befahl Herr Krämer, und Herr Ambramschek befahl: „Hilf dem Oswald,<br />

Eckhard.“<br />

„Und du zu mir, <strong>Konrad</strong>... (wollt’ der Herr Krämer) ..wir beide gehen jetzt mal rein, muss<br />

mich ausschiffen, und dann... na du weißt schon: die Liebe ist eine Himmelsmacht.“ Ja,<br />

wusst’ ich, musst’ trotzdem mit. Das war so gegen neun, und gegen elf, Viertel zwölf musst’<br />

keiner mehr was; die Männer erlahmt, die Männer besoffen. – „Guck mal, der Mond, Gerdi.“<br />

„Toll der Mond, Peter, regelrecht Vollmond.“<br />

„Sagt bloß, wir haben Vollmond, Gerdi.“<br />

„Na klar, guck doch hin, Uli.“<br />

„Ja, ja, ich seh’ schon, kann ich wieder nich’ schlafen.“<br />

„Na und, dann fickst du eben. Legt doch momentan sonst keiner mehr wert auf die Votzen,<br />

und denen vibriert’s doch garantiert noch. Greif zu.“<br />

„Ja, ja, aber erst mit der Morgenlatte. Vorher wird’s nichts mehr mit mir.“<br />

„Du, mit mir auch nich’, Uli.“<br />

„Und das bei deinem Kaliber, Pauli?“<br />

„Ja, ja, Uli, irgendwann is’ auch bei mir Sense. Aber Robert sein Neffe... wo is’ denn dieser<br />

Manfred überhaupt abgeblieben? In welcher Ecke liegt er denn rum?“ – In keiner. In<br />

Wolfgang Wegners Datscha namens ‚Klara‘ war der Manfred jedenfalls nicht zu finden, und<br />

auf dem Grundstück auch nicht; half all kein Suchen: Manfred war weg, war wie vom Erdboden<br />

verschluckt. Und dadurch plötzlich wieder nüchtern die Männer, halbwegs zumindest. –<br />

„Abgehauen das Aas.“<br />

„Aber ohne Klamotten, Robert? Die liegen doch noch da, wo sie alle liegen.“<br />

„Trotzdem, der kann nur andre Seite vom Zaun rumturnen.“<br />

„Du, der Zaun is’ einsachtzig hoch. Den zu überwinden, dazu war der Junge gar nicht<br />

mehr fähig, als ich es ihm das zweite Mal verpasst hatte, und Peter hatte Seinen noch mit dazugesteckt.“<br />

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