Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer
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„Nein, nein, dazu haben hier unsere Wagen allesamt zu lange rumgestanden. Und nun<br />
lass das mal jemandem im Vorbeifahren aufgefallen sein, und der fährt womöglich die Strekke<br />
wieder retour , sieht nur noch ein Auto stehen, wird stutzig, hält an, guckt sich um und<br />
entdeckt ’ne Leiche.“<br />
„Hast recht, Peter, da könnt’s Komplikationen geben. Lieber fahr’ ich noch mal telefonier’n.<br />
Das kann doch nicht angehen, dass sie uns hier ewig warten lassen, wo ich doch ausdrücklich<br />
gesagt hab’, is’ möglich, dass der Mann tot ist. Und nun sitzen wir hier schon über<br />
’ne Stunde.“<br />
„Du, halt mal, dahinten, das könnte ein Krankenwagen sein. Ich werd’ mich mal bemerkbar<br />
machen.“<br />
Formalitäten über Formalitäten. Eh alles geregelt war, vor Ort und danach in der für die<br />
Gegend zuständigen Kreisstadt, einem Nest namens Delitzsch, das zog sich hin. Als Strassner<br />
und Schmiedel der misslichen Angelegenheit endlich ledig waren, ohne Komplikationen, aber<br />
mit erheblichem Zeitaufwand, da war’s inzwischen hoher Nachmittag. Ab ging’s Richtung<br />
Bad Düben, und von dort waren es dann nur noch drei oder vier Kilometer bis zu unserem<br />
Ziel, dem idyllisch einsam gelegenen Anwesen des Herrn Wegner, und Herrn Wegners Datscha-Nest,<br />
‚Klara‘ genannt, war verwaist. – „Na jetzt wird aber der Hund in der Pfanne verrückt,<br />
Peter. Was hat denn das zu bedeuten? Ich denk’, ab vierzehn Uhr hätt’ man hier einreiten<br />
können? So wie immer, wenn das Vergnügen in den Schulferien steigt.“<br />
„Ja, ja, so war es auch ausgemacht. Freitag ab zwei. Aber guck mal die Spuren hier im<br />
Geharkten. Hier haben heute schon Autos gehalten und dann wieder gewendet.“<br />
„Also alle auf’s leere Nest gekommen. Du, da kommt Abramschek angeknattert. Is’ auch<br />
spät dran“, der da mit seinem Motorrad ankam, hinten einen Jungen drauf, den ich nicht<br />
kannte.<br />
„Tag Leute. Was is’n los?“<br />
„Keiner da, alles dicht, Pauli.“<br />
„Mach keine Scherze, Peter.“<br />
„Na siehst du hier sonst noch einen Wagen oder ein Motorrad? Nur Reifenspuren. Unsere<br />
Leutchen sind gekommen, sind wieder weg. Wen hast du denn da im Gepäck?“<br />
„Das ist Eckhard. Einer meiner Nachwuchskicker. Aber noch nicht lange. Die Eltern sind<br />
erst vorm Vierteljahr zu uns umgezogen.“<br />
„Und nun trainierst du ihn umfassend?“<br />
„Ja, is’n Talent, Robert. Aber nich’ nur für’n Fußball, auch sonst. Kann ich nur empfehlen.<br />
– Tag, <strong>Konrad</strong>.“<br />
„Guten Tag, Herr Abramschek.“<br />
„Und was is’ das da für’n Spärlicher?“<br />
„Das is’ Manfred, mein Neffe. Körperlich zwar ’n bisschen dürftig, aber sehr brauchbar.“<br />
„Das hört man gern, aber nun sagt mal: was wird denn nun mit uns? Ich hab’ keine Lust,<br />
mich wieder zu verkrümeln.“<br />
„Na wir könnten doch nach Düben reinfahren, im Kurhaus was essen, und danach steigen<br />
wir hier über’n Zaun. Bei dem Wetter können wir gut und gern auf den Liegestühlen aus dem<br />
Schuppen kampier’n. Der Schuppen war bisher immer auf.“<br />
„Das schon, Robert, aber als ich hier voriges Jahr mal im Freien kampiert hab’, war ich<br />
morgens schier blutarm, so hatten mich die Mücken gepiesackt. Und außerdem ist mir nachts<br />
noch ’ne Maus über’n Zeh gehuscht. Nee du, das is’ nicht meins. Da vergeht mir das Pflügen.“<br />
„Für ’n Fußballtrainer bist du aber verdammt zart besaitet.“<br />
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