Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer
Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer
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„Na dann macht mal, ich muss jetzt erstmal zu Richter.“ – Tja, was blieb mir anderes übrig;<br />
alle tobten dem Wasser entgegen, und ich.... „Sie wollten mich sprechen, Herr Richter.“<br />
„Ja, aber nicht hier. Ich geh’ mal mit dem <strong>Konrad</strong> rüber in die Bude vom Bademeister,<br />
Kollege Stahnke.“<br />
„Ist gut, weiß Bescheid.“ – Ja, wusst’ er Bescheid? Nichts war ausgeschlossen, möglich<br />
war alles, obwohl Fuhrmann den Stahnke am Vormittag unter die Erzieher eingereiht hatte,<br />
die für die Reize von uns Jungs nicht empfänglich wären. Was aber nicht stimmen musste.<br />
Was stimmte denn überhaupt? Ich war nicht so blöd zu glauben, Richter oder Fuhrmann oder<br />
Rabelt legten vor mir die Karten auf den Tisch. Wenn sie redselig waren, so zwischen dem<br />
einen und dem nächsten Herhaltenmüssen, nicht die, sondern ich... also da hatte ich schon<br />
mächtig viel Widersprüchliches gehört. Mal verhielt sich das und das so, mal wieder ganz<br />
anders. Die hielten mich für vergesslich oder für einen, wo es gar nicht drauf ankam. Letzteres<br />
wahrscheinlicher als Ersteres, fand auch Karsten, dem es ähnlich ging wie mir.<br />
Der Bademeister saß auf dem Rettungsschwimmer-Ausguck neben seiner „Bude“, der<br />
Hütte für Erste-Hilfe-Zwecke. Der Mann, im zweiten Jahr die Aufsicht am Suhlesee, hieß<br />
Georg Kamenz, junger Kerl, heftig muskelbepackt, heftig sonnengebräunt, fast kupfern die<br />
Haut, reineweg schmuck der Bursche, um den sich die Weiber rissen, wie wir gehört hatten,<br />
die wir auch gehört hatten, dass er Herrn Richters Cousin war. – „Hallo Schorsch, wirfst du<br />
mir mal den Schlüssel runter. Hab’ mit dem Jungen hier was unter vier Augen zu regeln.“<br />
„Ja, ja, immer zu, Kurtchen. Hier, fang auf. Bist du neuerdings für die Älteren zuständig?“<br />
„Nein, nein, nur ausnahmsweise.“<br />
„Ach so. Na dann geht mal. Ich hab’ eure Rüpel im Blick.“<br />
„Aber wenn was sein sollte, da drüben sitzt Stahnke.“<br />
„Alles klar. Wie alt is’ denn der Junge?“<br />
„Sechzehn.“<br />
„Das hätt’ ich nu nich’ gedacht. Na dann mal bis nachher. Ich kann hier leider nich’<br />
weg.“<br />
„Würde sich aber lohnen.“<br />
„Glaub ich dir sofort.“<br />
„Komm Wohlgemuth, jetzt wollen wir uns mal in aller Ruhe unterhalten.“ – Richter<br />
schloss die Tür auf, schob mich rein in die Bude, einen einfenstrigen Raum, und Richter<br />
schloss hinter uns ab, zog das Rollo vors Fenster. Im Raum ein Tisch, zwei Stühle, eine Liege,<br />
wachstuchbespannt, daneben ein Spind, und an der Wand ein Erste-Hilfe-Kasten, darunter<br />
Wasserhahn, Waschbecken. – „Setzen wir uns auf die Liege. Komm, rauf da mit dir, du Verräter.<br />
Weißt du, was du alles hättest anrichten können? Eigentlich hast du eine Tracht Prügel<br />
verdient. Aber keine Angst, ich rühr’ dich nicht an...(Richter, wie ich nur in Badehose, legte<br />
einem Arm um mich) ...weißt du, dass du mir nicht hast schaden können, im Gegenteil, dein<br />
Verrat befördert, wenn ich Glück hab’, mein berufliches Weiterkommen. Wenn alles gutgeht,<br />
falle ich aufwärts, <strong>Konrad</strong> Wohlgemuth. Und dafür werd’ ich mich bei dir bedanken, so oft<br />
ich noch die Gelegenheit dazu habe. Fangen wir gleich damit an. Hier darf ich es nämlich.<br />
Brauchst also nicht zu denken, du kannst dich wieder bei Strassner ausweinen. Hier und im<br />
Heim ist mir alles mit dir gestattet, und dass ich dich nicht mit zu mir nehmen darf, ist zu verschmerzen.<br />
Wenn ich versetzt werde, würde es sowieso nicht mehr viel mit den Fotos. So was<br />
muss man im großen Stil aufziehen. Über Jahre sozusagen. So, und legen wir beide die Badehose<br />
ab, und dann wird diese Liege hier zweckentfremdet. Ist ihr aber keine Premiere, nicht<br />
dass du dir das einbildest, mein Prinzesschen. Los, Hose aus, pack dich hin. Bin auch ausnehmend<br />
lieb zu dir, obwohl du mich in die Pfanne schlagen wolltest. Da im Kasten gibt’s<br />
Salbe, schmier’ ich dir das Vötzchen, bevor ich kräftig zulange. Und danach kannst du dir im<br />
See den Hintern kühlen, weil: der wird dir dampfen, wenn ich mit dir fertig bin. Aber das wä-<br />
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