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Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer

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„Dann hör’ auf, dann vergess’ ich das auch, dann verrat ich auch nichts.“<br />

„Verrat, was du willst, gerammt wirst’ jetzt trotzdem, wirst’ abgefüllt.“<br />

„Hab’ schon genug drin, hör’ auf.“<br />

„Nix da, gefickt wirste. Komm mal rüber, <strong>Konrad</strong>, hier wird einer kirre gemacht, der dich<br />

in die Pfanne schlagen wollte. Na komm schon, komm her, dir passiert nichts. Werd’ mir bei<br />

deinem Strassner nix verderben.“<br />

„Aber Eckhard solltest du auch nicht.“<br />

„Red nich’, <strong>Konrad</strong>, mach lieber deinen Hammer klar. Wenn ich fertig bin, machst du<br />

hier weiter. Ich halt das Arschloch auch für dich fest.“<br />

„Nich’ nötig, ich fick’ ihn nich’. Und du solltest auch aufhör’n, Siegmar.“<br />

„Nee, jetzt muss es bei mir noch mal raus.“<br />

„Einmal hab’s ich schon gekriegt.“<br />

„Ja, hast du, Oswald, aber das ist hier auch ’n schöner Kanal.“<br />

„Aber merkst du denn nich’, dass Eckhard längst k.o. is’?“<br />

„Ich merk nur, dass es wetzt, <strong>Konrad</strong>, und solange es wetzt, is’ alles im Lot.“<br />

„Du, komm, hör trotzdem bei ihm auf, mach bei mir weiter, wenn es unbedingt sein<br />

muss.“<br />

„Ja, muss es, aber nich’ bei dir. Bei dir nur, wenn’s mir Strassner erlaubt. Vor dem hab’<br />

ich Respekt.“<br />

„Dann mach’, was du willst. Ich geh’ in die Küche, trink ’n Schnaps.“<br />

„Nein, mir helfen“, quäkste der Eckhard, aber ich ging dennoch in die Küche, trank einen<br />

Schluck Klaren aus einer der Flaschen, die da rumstanden, sah auch Zigaretten liegen, steckte<br />

mir eine an, ging nach draußen, setzte mich an den Tisch am See, und mich ekelte mal wieder<br />

alles Sexuelle, und wieder der Wunsch: wenn ich das Heim und dessen Umfeld los sein würde,<br />

müsste es mir möglich werden, sexuell nie wieder mit wem was zu tun haben zu wollen.<br />

Das Erstrebenswerteste: triebe der Trieb mich lediglich zu mir und ich käme dadurch stets<br />

und ständig allein mit Wichsen aus. Ruckzuck, und dann hätte es sich mal wieder für ein<br />

Weilchen erledigt, das mit dem Trieb. – Ja, ja, an so was dacht’ ich immer öfter, so wie mir<br />

immer öfter meine Haut am ganzen Körper eklig klebrig und übelriechend vorkam.<br />

„Hab’s tatsächlich noch mal bis zum Abspritzen geschafft. Hier, hab’ dir ’n Bier mitgebracht....<br />

(Siegmar setzte sich neben mich) ...was machst’n hier draußen unter’n Sternen?<br />

Gucken, ob die Fische springen? Du, mal ehrlich, <strong>Konrad</strong>, du kannst mich nicht leiden,<br />

stimmt’s? Ich bin dir zu gewöhnlich, oder was hast du mir vorzuwerfen?“<br />

„Nichts.“<br />

„Was ‚nichts‘?“<br />

„Na nichts. Wie geht es denn Eckhard?“<br />

„Wie soll es ihm gehen? Dran gestorben is’ er nich’. Und wenn er sich inzwischen nicht<br />

gerappelt hat, dann wird er wohl noch immer da liegen, wo ich von ihm abgestiegen bin. Da<br />

auf dem Teppich vorm Sofa, und dein Mitgefühl hat der Scheißkerl nich’ verdient. Der wollt’<br />

seinen Arsch schonen, und dafür deinen an mich ausliefern. Du, ich bin nich’ blöde. Hat Lux<br />

auch erkannt. Der lässt mich den Schulabschluss der Achten nachmachen und dann den der<br />

Zehnten, wenn ich entlassen werde, und danach sorgt dein Strassner dafür, dass ich es zum<br />

Erzieher bringe, hat er mir versprochen.“<br />

„Und das der Grund, dass ich von dir verschont bleibe?“<br />

„Ja, sag’ ich vor andern, dass ich mir nichts vermasseln will, aber ganz so is’ es nich’,<br />

<strong>Konrad</strong>. Ich hab’ viel für dich übrig, auch wenn du mich nich’ leiden kannst. Denkst, ’n Jugendwerkhofler,<br />

und dann noch einer, der andre mir nix, dir nix rannimmt, das is’ Abschaum,<br />

jedenfalls was unter deiner Würde, weil du, du studierst mal. Musik, hat Strassner gesagt, du<br />

wirst mal Opernsänger oder Pianist oder so was Abgehobenes, jedenfalls wirst du irgendwas,<br />

wo ich nich’ dran klingeln kann.“<br />

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