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Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer

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letztlich nie, es sei denn, der Bengel krepiert da, wo sie ihn unter Verschluss halten. Sein Vater<br />

hätte nichts dagegen, dem ist er eh im Wege. Aber so schnell geht’s nicht mit dem Krepier’n.<br />

Auch wenn sie ihn zur Zeit künstlich ernähr’n müssen. Der Junge isst nichts. Alles<br />

deine Schuld. Du hast den Manfred irre gemacht. “<br />

„Darf ich mich jetzt abduschen und aus der Wanne kommen?“<br />

„Gar nichts darfst du, bleib da hocken, und hör’ mir zu, wenn ich mit dir rede. Du hast<br />

doch das schließlich alles zu verantworten. Bevor er dich kennengelernt hat, war er lammfromm,<br />

und wenn ich sechs-, siebenmal pro Tag über ihn rüber bin. Und Lust drauf hat er<br />

gehabt. Wenn ich gesagt habe: ‚Jetzt fick ich dich wieder. Willst du doch, oder? Sag, dass du<br />

es willst.‘ Und er wollt’ es, so wie ihr das alle wollt. Zicken hat er erst gemacht, seit er da bei<br />

Wegner auf dich getroffen is’ und du hast vor allen getönt, die sollten ihn schonen und ja<br />

nich’ gleich Pauli Seinen. Und wie du Manfred dann bemuttert hast, als wir ihn vom Dach<br />

hatten. Wolltest, dass wir ihn von da an in Watte packen. Und kurz bevor wir da weg sind, wo<br />

sie es ihm doppelt gegeben, hast du ihn danach gestreichelt und gestreichelt, als wär’ ihm<br />

sonst was für ein Unglück passiert. Das musste ihn ja durcheinanderbringen. Und jetzt hast du<br />

die Quittung, nur dass ich die Suppe auslöffeln muss. Lux Seiner, dieser Siegmar, den du<br />

auch auf dem Gewissen hast, der is’ doch wenigstens tot, kann nich’ mehr quatschen. Aber<br />

Meiner... nicht auszudenken, der kriegt mal einen lichten Moment, und die glauben ihm, was<br />

er ihnen vorfaselt. Aber das sage ich dir, dann schieb ich es dir in die Schuhe, ob Strassner<br />

das nun will oder nicht, aber dich geb’ ich als den an, der den Manfred in Wahrheit in Grund<br />

und Boden gebumst hat. Mir fällt schon was ein, das belegt, dass ihr aufeinander gestoßen<br />

seid. <strong>Zum</strong> <strong>Beispiel</strong> wollt’ ich einem Waisenjungen ein Wochenende in Familie ermöglichen,<br />

und da haben sie dich ausgewählt, und du bist angekommen und keine Stunde später hast du<br />

dir dann hinter meinem Rücken meinen Neffen gekrampft. Und danach ist Manfred zwar tränenüberströmt<br />

zu mir gekommen, aber ich wollt’ nich’ zur Polizei gehen, hab’ mich gescheut,<br />

einen Sechzehnjährigen anzuzeigen, noch dazu einen aus dem Heim. In was für ein Licht<br />

hätte das euer Heim gebracht. Und Strassner wird meine Geschichte mittragen, der hat<br />

schließlich auch was zu verlier’n. Und du kannst sonst was erzählen, euch Heimgesockse<br />

glaubt sowieso keiner was. – Dusch dich jetzt endlich ab, komm aus der Wanne, und dann<br />

dich über’n Rand beugen. Wirst noch mal aufgehackt. Nun mach schon, mach hin. Und hoff<br />

mal schön mit mir, dass der Junge abnippelt. Wenn’s passiert ist, trag ich dir auch nichts mehr<br />

nach. Wirst du wieder aus Liebe gestanzt. Aber momentan treib’ ich’s mit dir aus Wut.“ Was<br />

sich nichts nahm, und gestorben ist dieser Manfred nicht, jedenfalls nicht, so lange ich mit<br />

dieser Horde um Wolfgang Wegner verkehren musste, und das blieb mir ja noch einige Jahre<br />

auf den Schultern. Also gestorben Nein, aber von einem „lichten Moment“, dass der Manfred<br />

den gehabt hätte, ist mir auch nichts zu Ohren kommen. Meinetwegen hätte er den allerdings<br />

haben können. So zu verunsichern war ich nun auch nicht mehr, dass ich Schmiedels Gequatsche<br />

ernst genommen hätte. Man mochte einem Mann wie Schmiedel bei der Polizei ja manches<br />

glauben, aber eine so abenteuerliche Geschichte nun doch nicht. Und ich hatte ihm zudem<br />

angesehen, wie er da geplappert, ich noch bepisst in der Wanne, dass er sich nur seine<br />

Angst klein zu reden versuchte.<br />

Gegen halb vier, Schmiedel, Strassner, ich in des Försters Küche was gegessen, stieg ich<br />

zu Strassner ins Auto. Ab ging’s. Vierzig Kilometer bis ins Heim. Zunächst fuhr Schmiedel<br />

hinter uns her, bog aber nach etwa zehn Kilometern ab. Und nach weiteren zehn Kilometern<br />

machte Strassner eine Rast; warum, musst’ er nicht mehr sagen. Ich ging ihm an die Hose,<br />

bugsierte mir seinen Ständer raus und machte mich ran, dem Mann einen zu blasen. – „Gut<br />

so, Wohlgemuth, wieder Vernunft angenommen. Freut mich, <strong>Konrad</strong>, hätte mich ungern in<br />

dir getäusch. Und unter uns gesagt: es geht auch ohne diesen Siegmar, vielleicht habe ich mir<br />

da sowieso zu viel versprochen, und Schmiedels Neffe... ja, ja, ihm zusammen mit Gerdi Lux<br />

kräftig die Arschvotze ausputzen war schon ein Erlebnis, aber trotzdem: wenn der Junge ver-<br />

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