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Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer

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„Ja, aber nicht sehr ordentlich. Herr Richter hat mir keine Zeit gelassen.“<br />

„Ach der hat dich wohl in Klamotten vorgefunden?“<br />

„Ja, weil ich so fix und fertig war, als ich von Herrn Rabelt rübergekommen bin. Hatt’<br />

keine Kraft mehr, mich auszuzieh’n.“<br />

„Tja, wer oft gebumst werden will, muss das in Kauf nehmen. Warum bist du eigentlich<br />

die Nacht im Park rumgelaufen? Hast du gedacht, da kannst du dir noch wen zusätzlich aufgabeln?<br />

Läuft zufällig einer rum, von dem du’s noch nicht hattest und der hat vielleicht noch<br />

einen mächtigeren Bomber als Rabelt?“<br />

„Nein, so war es nich’.“<br />

„Na dann schaff mal Klarheit bei dir im Kopf. Bis du dein Abitur nicht in der Tasche<br />

hast, gibt’s hier kein Ausfliegen. Musst du mit dem zufrieden sein, was du hier geboten<br />

kriegst. Und der Staat sorgt ja für dich mehr als ordentlich. Und das trotz deiner asozialen<br />

Herkunft. Republikflüchtige Eltern. Verräter am werktätigen Volk. Und trotzdem steckt<br />

man’s dir vorn und hinten rein, damit was aus dir wird. – Siehst allerliebst aus, wie du hier so<br />

bedripst rumliegst. Die Unschuld vom Lande, wenn man’s nicht besser weiß. Hättest dich gut<br />

geeignet für solche Fotos, wie Richter sie von dir haben wollte. Und der Walter Suske kann<br />

was. Hätte dich ins beste Licht gerückt. Wärest du in gewissen Kreisen zur Berühmtheit geworden.<br />

Hätten auf dich abgewichst wie wahnsinnig. Und aufgeflogen wäre nichts. Strassners<br />

Angst ist unbegründet. Der ist viel zu vorsichtig. Dadurch kommst du auch kaum mal zu was<br />

Neuem. Wie war es denn die Nacht mit Lademann? Bringt er’s? Hat er dich ausreichend befriedigt?<br />

Siehst du, das ist auch so was. Wollt’ Strassner ewig nicht mit sich reden lassen.<br />

Dich sollt’ Lademann nicht kriegen. Bis der Druck gemacht hat. Entweder für Strassner keine<br />

mehr aus dem Lehrlingswohnheim, keine geilen Abende mehr bei ihm, oder er gibt dich endlich<br />

raus. Du, diese Abende bei Lademann zu Hause sind große Klasse. Freu dich mal schon<br />

drauf. Wirst’ um und um befriedigt. Mindesten so wie bei dem Wolfgang Wegner in der Dübener<br />

Heide. Und außerdem ist bequemer hinzukommen. Kleiner Weg durch die Stadt, und<br />

schon darfst’ alle Hüllen fallen lassen. Und dass dir nicht, wie auf der Autofahrt zu Wegner,<br />

bei ’ner kleinen Rast im lauschigen Wald schon mal Appetit gemacht wird, kleiner Fick am<br />

Rande, das wirst du verschmerzen.“<br />

„Was Sie alles wissen.“<br />

„Ja, ja, ich weiß mächtig viel, auch von dem, wo ich nich’ dabei bin. – Du, ich seh dich<br />

jetzt schon die ganze Zeit mit Richters Augen. Bist verdammt fotogen. Und dann du mit diesem<br />

Philipp Giesemann, den Richter die Nacht nicht geknackt gekriegt hat. Mit deinem Kaliber<br />

ginge das garantiert. Und dann ablichten, wie der Giesemann sich windet. Das würden<br />

Fotos werden. Ich sehe sie geradezu vor mir. Und seh’ auch Kerle drauf glotzen, und die<br />

wichsen, was das Zeug hält. Mensch, in dir steckt ein gewaltiges Potential, <strong>Konrad</strong>. Raff dich<br />

auf und ich organisiere was. Dazu braucht es Richter nicht, und deinen Direktor lass mal Direktor<br />

sein. Mit mir dich verbünden, <strong>Konrad</strong>. Letztlich sind wir aus dem gleichen Holz geschnitzt.<br />

Musst du nur erkennen, und dann revolutionieren wir die Heimordnung. Wird es hier<br />

ein einziger Puff, nicht nur bei euch da im Schlafsaal drei. Mal sehen, wen wir neu dazukriegen,<br />

wenn Richter wirklich abgezogen wird. Sollt’ zu uns passen. Nicht so wie Stahnke oder<br />

Goldschmidt oder der Faber. Alles gute Erzieher, auch prächtige Kollegen, aber nicht den<br />

rechten Blick für eure Reize und worauf ihr aus seid in eurem Sturm-und-Drang-Alter. – Na<br />

ja, jetzt werd’ ich mal deine Sachen holen, dann kannst du gleich von hier aus in den Speisesaal<br />

gehen. Gibt heute Himbeerkaltschale mit Vanillesoße. Und nun guck mal wieder ein<br />

bisschen fröhlich. Dass du Richter angeschwärzt hast, sei dir verziehen. Auch wenn du mich<br />

um seinen Arsch bringst, wird er versetzt. Der fickt zwar Jungs, aber Männern macht er die<br />

Votze, und keine schlechte, ist eine mächtig hitzige. Na ja, findet sich schon was Neues. Also<br />

dann, bin gleich zurück.“ Und Fuhrmann griff sich mein Nachthemd, verschwand, und als er<br />

zurück kam, war ich eingeschlafen Und als er mich schließlich weckte, war es bereits zehn<br />

nach drei und er hatte mir inzwischen, weil er mich hatte schlafen lassen, eine Schüssel Kalt-<br />

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