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Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer

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„Du, pass auf, was du sagst, Robert. Mein Eckhard hier hat auch Ohr’n, und der denkt<br />

von mir bisher noch das Beste, stimmt’s, Eckhard.“<br />

„Na klar, Herr Abramschek. Sie sind doch gut für mich.“<br />

„Das werden diese Männer hier für dich nachher auch sein, sollten wir zu was kommen.<br />

Das hier is’ Herr Schmiedel und das is’ Herr Strassner. – So, und wie nun weiter, Leute?“<br />

„Guckt mal, da kommt Uli Krämer.“<br />

„Und Gerdi ja auch.“ Ja, Gerdi auch. Das war der Herr Lux, wie immer angereist per<br />

Motorrad, und im Beiwagen wie immer einen seiner „Jugendwerkhofler“, diesmal wieder den<br />

Siegmar, einen Burschen, den ich nicht mochte; ein Jahr älter als ich, nicht größer als ich,<br />

aber doppelt so breit wie ich, und Sigmar seinen schwächeren Schicksalsgenossen im Jugendwerkhof<br />

schon seit geraumer Zeit einer, der ihnen mit Gewalt an die Wäsche ging. Was<br />

Direktor Lux dem Sigmar nachsah, weil der sich im Gegenzug seinem Direktor und seines<br />

Direktors Kumpanen stets bereitwillig hingab. Und der andere Mann, der da jetzt kam, das<br />

war, wie Strassner richtig bemerkt hatte, der Herr Krämer. Der kam mit dem Kleintransporter<br />

seines Lokals „<strong>Zum</strong> Heidehirsch“, eine Kneipe da irgendwo in der Gegend, und der Kneipier<br />

schleppte wieder Oswald mit an, den etwas auf den Kopf gefallenen Sohn seiner Lebensgefährtin,<br />

die im „Heidehirsch“ bediente und deren älterer Sohn, schon um die Zwanzig und<br />

wohl nicht auf den Kopf gefallen, den Kneipier Krämer mitunter hinterm Tresen vertrat. Hatte<br />

ich alles im letzten Dreivierteljahr gelernt, weil mitgehört, wenn die Männer, schon angesoffen,<br />

ins Palavern gekommen waren. Und was nicht ich aufgeschnappt hatte, das wusst’ ich<br />

vom Karsten, der Wegners Anwesen in der Dübener Heide ja ebenfalls schon mehrmals zu<br />

sehen gekriegt hatte. Und nun gab’s ein großes Hallodrio: Uli Krämer, aus seinem Kleintransporter<br />

gestiegen, hielt die Schlüssel hoch, die uns für Wolfgang Wegners Anwesen das<br />

Sesam-öffne-Dich waren. – „Alles gerettet, Leute. Schön euch noch vorzufinden. Gerdi und<br />

ich dachten schon, wir müssten unseren Ringelpietz diesmal zu zweit bestreiten. Aber früher<br />

war hier kein Reinkommen. Wolfgang liegt flach, dem hat heute Mittag, grad als er los wollte,<br />

die Hexe ins Kreuz geschossen. Und da hat er mich angerufen, könnt’, wenn ich wollte,<br />

die Schlüssel holen. Tja, da musst ich nun erstmal nach Leipzig kutschen. Und unterwegs hat<br />

ich auch noch Malesche mit meiner Kiste. Ich war pissen, und als ich weiter wollte, wollt sie<br />

nich’ wieder anspringen. Und als ich noch so dachte, was denn jetzt –“<br />

„– da kam ich grad mit dem Siegmar angetuckert, und dann haben wir Ulis Vehikel wieder<br />

flott gekriegt. Konnt’ er weiter. Und Siegmar und ich, wir sind zu Uli in die Kneipe. Haben<br />

da auf ihn gewartet. Was sollten wir hier vorm Zaun rumsteh’n.“<br />

„Tja, so war das. Und nun wollen wir mal ausladen, was ich an Fresserei mit habe. Hab’<br />

zum Glück nichts zu Hause gelassen, obwohl ich schon dachte, viel wär’ heut nicht nötig, eh<br />

schon alle weggeflogen.“<br />

„Hast auch genügend zu saufen mit?“<br />

„Ja, ja, Pauli, is’ an alles gedacht. Musst nich’ verdursten. Und nun kommt, fasst alle mit<br />

an, damit wir nich’ noch mehr Zeit verlier’n. Nicht, dass unsere Jungs inzwischen ’n lustlosen<br />

Hintern kriegen. – Wen hast’n da eigentlich mit, Robert?“<br />

„Das is’ Manfred, das is’ mein Neffe.“<br />

„Nich’ noch ’n bisschen zu feucht hinter’n Ohr’n?“<br />

„Nee, nee, das sieht nur so aus. Der Junge hat grad das Alter, das Wolfgang schon zulässt.“<br />

„Na dann immer feste. Man hat ja gern mal was Neues. Is’ aber keine Jungfer, oder?“<br />

„Nee, tut mir leid, Uli, damit kann er nun nich’ mehr dienen.“<br />

Und nun ward ausgeladen, was uns bis Sonntag gegen Nachmittag zur Verpflegung nötig<br />

war. War bei jedem dieser Zusammenkünfte, ‚Ringelpietz mit Anfassen und Hinlegen‘ genannt,<br />

so etwa das Gleiche, was sonst stets Wegner mitbrachte, diesmal von Krämer rangekarrt<br />

worden war, in Leipzig bei Wegner eingesackt: Brote, Butter, Mettwürste. Zudem Speck<br />

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