Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer
Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer
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eiseite, und ich hörte, sie hätten gehört, ich wäre ein famoser Schwanzlutscher. Und was aus<br />
meinem Schlafsaal der Schwarzer genossen hätte, das stünde ihnen, sie schon „bedeutend wat<br />
Besseres“, erst recht zu. „Komm mal mit in den Pavillon hinter den Fliederbüschen. Manfred<br />
steht Schmiere, und von mir lässt du dir die Sahne geben. Und danach steh’ ich dann Schmiere,<br />
nimmst du dir Manfred vor.“<br />
„Und wenn ich brechen muss?“<br />
„Dann kriegst du das das nächste Mal in’ Arsch.“<br />
„Wie ‚in’ Arsch‘?“<br />
„Noch nichts von Vögeln gehört?“<br />
„Doch, aber doch nich’ –“<br />
„– was? Dass man auch so’m Jungen wie dir ’n Fick verpassen kann? Immer feste ins<br />
Arschloch?“<br />
„Det darf man aber nich.“<br />
„Man darf alles, was Manfred?“<br />
„Ja, ja Konni, irgendwann wirst’ auch gefickt. Aber nu saug’ uns erstmal aus. Vögeln<br />
kommt andermal.“ – Ja, kam es. Aber das kam erst so etwa zwei Woche später. Wieder Günter<br />
Schwarzer aus meinem Schlafsaal der Vorreiter, nur dass ich diesmal nicht aus allen Wolken<br />
fiel, ich war nicht mehr unbeleckt. Mein Hintern wusst’ schon Bescheid. Ich hatte drei<br />
Tage zuvor zum ersten Mal bei Strassner bäuchlings auf dessen Sofa gelegen, unter mir diese<br />
buntkarierte Wolldecke, auf mir der Heimleiter. Und mich war’s Bibbern angekommen. Was,<br />
wenn Werner Hollerbusch und Manfred Wirth mir keinen Bären aufgebunden hatten und<br />
Jungs ficken, das gab’s, „immer feste ins Arschloch“. Und ich hatte doch Strassner Seinen<br />
gerade gesehen, womit ich überhaupt zum ersten Mal von einem Mann das Gemächt zu Gesichte<br />
gekriegt hatte, und so ein Bolzen wie also Männer ihn hatten... ja, ja, der sah schon<br />
nach was aus, der hatte sich auch nicht übel angefasst, und in den Mund gepasst hatte er auch<br />
... na jedenfalls so halbwegs, war jedenfalls nicht unmöglich gewesen, aber so ein Bolzen<br />
hatte doch nie und nimmer auch noch woanders Platz, der passte doch niemals, das war doch<br />
nicht möglich, dass mir Herr Strassner... „Was woll’n Sie denn jetzt mit mir machen, Herr<br />
Strassner?“<br />
„Sei still, halt den Mund.“ Ja wie denn? Wie hätt’ ich denn stille sein können, hatte doch<br />
einen Atemzug später schon aufschreien müssen, und lauthals jammern hatt’ ich gemusst, und<br />
dann war ich ins Heulen gekommen. – „Ja, ja, erst mir an den Schwengel gehen und am Ende<br />
Gewese machen. Sei endlich still, gönn dir was Gutes.“ Ja, was denn? Wie denn was Gutes?<br />
In mir doch nichts als das Geruppe, Gezucke, Gestoße, der Schmerz, der am Ende mich platt<br />
gemacht, selbst zum Wimmern mir schließlich die Kraft gefehlt. – „Na bitte, wer sagst’s<br />
denn, wir passen doch herrlich zusammen, <strong>Konrad</strong>. Dir meinen Hammer, mir dein Popochen.<br />
Kann es denn was Schöneres geben, also so eine Sonderbehandlung?“<br />
Sonderbehandlung. Den Ausdruck kannte ich damals noch nicht. Hörte erst sehr viel<br />
später, dass die Nazis ihn kreiert hätten. Was nicht heißt, dass Herr Strassner, 1954 fünfzig,<br />
etwa einstmals den Nazis angehört hatte. Nein, Strassner war Kommunist und als solcher Buchenwald-Überlebender.<br />
Aber einer „Sonderbehandlung“ unterzog er mich trotzdem immer<br />
mal wieder, so einmal die Woche seit diesem Nachmittag, an dem ich zum ersten Mal bäuchlings<br />
auf Strassners Sofa plaziert worden war, Fuhrmann noch nicht zugegen. Der kam als<br />
frisch gebackener Erzieher erst ein knappes halbes Jahr später auf uns zu. Junger Kerl, Mitte<br />
zwanzig. Hat später Karriere gemacht, hat Strassner beerbt; Herbert dies verursacht. Herbert<br />
Granzow, auf dessen Verhalten in seiner ersten Nacht im Schlafsaal drei alle mehr oder weniger<br />
„Niedlichen“ unter uns mächtig gespannt waren. Botete der Neue den Ludwig nun umgehend<br />
aus? War dieser Herbert von nun an unseres Schlafsaals Winnetou? – Spannende Minuten;<br />
ich mir sicher, keiner von uns schon eingeschlafen, und damit lag ich nicht falsch, denn<br />
als Herbert schließlich vom Bett kam, reckten alle den Kopf, und Herbert ging quer rüber zu<br />
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