Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer
Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer
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„Weil das ist wie mit allen Schlafsälen. Irgendwer singt immer. Ob bei den Steppkes... da<br />
läuft nämlich auch schon dies und das, kein Geficke, aber so Grabschen von einem zum andern.<br />
Und das im Schlafsaal zwei, das kennst du ja, da hast du ja auch mal gehaust, warst als<br />
perfekter Schwanzlutscher mächtig begehrt, und von welchen aus dem Schlafsaal drei hast du<br />
dich hinten im Gartenpavillon oder nebenan im Geräteschuppen bumsen lassen. Kaum hatte<br />
man dich hier untergebracht, hast du zugesehen, dass du zu was kommst. Warst wahrscheinlich<br />
kein unbeschriebenes Blatt mehr, als man dich hierher verbracht hat. Hast dir deinen Appetit<br />
auf so was vermutlich schon von deinem Vater stillen lassen, und als ihm die Sache zu<br />
brenzlig geworden ist, ist er abgehauen.“<br />
„Das stimmt nicht.“<br />
„Auch gut. Hast du dir deinen Hunger nach Liebe samt deinem fickrigen Hintern eben<br />
von woanders her mitgebracht. Aber gleich gehabt hast ihn. Und nachher gibst du dich Lademann<br />
hin, und fertig, seit wann bist du kleinlich? Und nun schlaf. Ach ja, und eins ist ja wohl<br />
klar, was für Strassner, Fuhrmann und mich gilt, gilt auch für Matthias Lademann: nichts wird<br />
weitergetragen. Auch nicht etwa zu Rolf Gerke eine Andeutung.“<br />
„Ist das der, der uns alle verpfiffen hat?“<br />
„Du, nich’ so’n Wort. Das ist kein Verpfeifen. Aber davon mal abgesehen, Gerke hat<br />
damit nichts zu tun, und ansonsten werd’ ich dir doch keine Namen zu nennen. So weit geht<br />
die Liebe zu dir nun doch nicht, sei froh, dass du sonst genug davon kriegst. Und wenn ich<br />
nicht wüsste, dass ich nachher anständig zulangen muss, um diesem kleinen Lehrling den<br />
Arsch kräftig ausputzen zu können, dürftest du dich mir gleich noch mal hinhalten. Aber so<br />
großzügig kann ich heute ausnahmsweise nicht sein. Musst du nachher mit ’ner etwas weniger<br />
ansehnlichen Keule vorliebnehmen. Aber trotzdem nicht mit deinem Lustgejammer sparen,<br />
hörst du? Nicht dass Matthias Lademann Minderwertigkeitsgefühle kriegt. Der beneidet mich<br />
so schon genug. Aber wer beneidet mich nich’? Drüben deine andern beiden Liebhaber auch.<br />
Die sind zwar Besseres als ich, aber was nützt ihnen das, wenn so’m Jungen wie dir der Hintern<br />
jiepert. Trotzdem: Erzieher wäre ich auch gern geworden. Aber bei meinem handwerklichen<br />
Geschick, ich kann ja schier alles, und da hat die Partei mich halt auf diesen Posten hier<br />
gesetzt. Und Parteiauftrag ist Parteiauftrag. Ein schlechter Genosse, der das zu umgehen versucht.<br />
Du, wenn du mal so alt bist wie ich... jetzt bist du sechzehn, das heißt siebenundvierzig<br />
bist in rund dreißig Jahren, na in einunddreißig, also neunzehnhundertachtundachtzig. Was<br />
denkst du, wie da die DDR aussieht? Paradiesisch wird’s zugehen. Werden uns vor Flüchtlingen<br />
von drüben kaum retten können. Werden die Adenauers, die dann da drüben regieren, die<br />
werden ’ne Mauer um ihren Staat bauen müssen, damit ihnen die Bevölkerung nicht wegläuft.<br />
Werden sie dumm gucken, deine Scheiß Eltern, wenn sie dann noch leben. Aber solche lassen<br />
wir nicht wieder rein. Sollen sie mal im Sumpf da drüben untergehen. – Na ja, nun ruh dich<br />
mal aus. Aber dich anders hinlegen, Hintern zu mir. Los, mach schon, dreh dich um, lass es<br />
sehen, dein Kistchen, dein nobles. – Ja, ja, nobel is’ es, hast wirklich was Wohlgeformtes.<br />
Und so herrliche Haut. Nicht einen Pickel und nichts.“<br />
„Nich’, bitte nicht. Nich’ da fummeln.“<br />
„Ja, ja, bist zartbesaitet, aber das ist es ja grade, was dich so reizvoll macht. Is’ liebenswert,<br />
is’ wirklich liebenswert –“<br />
„– nich’, bitte nicht, aufhör’n damit.“<br />
„Wieso, ich mach doch gar nichts. Ich werd’ ich dir doch mal die Pobacken spreizen dürfen,<br />
oder?“<br />
„Ja, aber mehr auch nicht.“<br />
„Mehr will ich doch gar nicht, vögeln wird dich Lademann, und der is’ gründlich, der<br />
braucht seine Zeit, bevor er abschießt, da hast du Genuss mehr als Dir lieb is’. – Sieht gut aus<br />
deine Rosette, so einmal von mir angefickt. Hübsche Farbe. Da sind die Schamlippen von<br />
so’ner Frau nichts dagegen. Gegen das, was du hier vorzuweisen hast, sind Weiber uninteressant.“<br />
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