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Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer

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ist, steh auf, mehr kannst’ jetzt von mir nicht kriegen. Tut mir leid, nicht zu ändern. – Sag<br />

mal, hörst du schwer, hab’ ich dich taub gefickt? Du sollst vom Bett kommen, dich rappeln.“<br />

Ja, sollt’ ich, ich hatt’ es gehört, aber das ging nicht, und das Richter jetzt an mir zerrte, half<br />

mir da auch nicht weiter. Ich konnte nicht aufstehen, und ich wollt’ auch nicht aufstehen. –<br />

„Mensch mach hin, <strong>Konrad</strong>, ruh dich anderswo aus. Ich kriege Ärger, wenn ich dich nicht<br />

pünktlich abliefere. Ich hab’ hier sowieso schon einen schweren Stand, mach es nicht noch<br />

schlimmer. Du darfst jetzt nicht erledigt sein, sonst krieg’ ich dich nie wieder. Hab’ Strassner<br />

versprechen müssen, dass du heil bleibst. – Na los, komm hoch, inszeniere hier keine Katastrophe.<br />

Mensch, verdirb dir nicht deine Zukunftsaussichten, das mit den Steppkes, das mit<br />

dem Fotografieren. Du, ich erschlag dich, ich lass dich hops gehen, wenn du mir das Geschäft<br />

versaust. Und ich hab’ dir doch nichts getan, war dir doch lediglich zu Willen. Komm jetzt, na<br />

wird’s bald. Hier ist dein Nachthemd, steh’ auf, zieh es über, von mir kriegst jetzt nichts<br />

mehr, brauchst nicht drauf zu hoffen. Jetzt hast du Strassners zu sein, kann ich nicht ändern,<br />

darfst mir nicht übelnehmen, ich bin hier nicht allmächtig. – Na gut, dann eben mit Gewalt.<br />

Du kommst mir schon auf die Füße, du Bastard.“ Und nun ward ich gepackt, derb griff er zu,<br />

hob mich vom Bett, stellte mich auf die Füße, und mir knickten die Beine ein, ich rutschte<br />

zusammen, landete auf dem Bettvorleger, und nun kriegte ich einen Tritt in den Magen, und<br />

wieder kam mir was Saueres hoch, und diesmal lief es mir aus dem Mund, und in dem Moment<br />

klingelte es an der Wohnungstür. – „Das zahl ich dir heim, verlass dich drauf, das bereust<br />

du noch mächtig“, zischte Herr Richter, lief, noch halb nackt, aus dem Zimmer, und<br />

gleich auch hört’ ich: „Was soll das, Kollege Richter? Um zehn Uhr dreißig hatten Sie mir<br />

den Jungen zuführen, so hab’ ich das doch wohl angeordnet.“<br />

„Nein, um elf, haben Sie gesagt.“<br />

„Ja und, das ist es jetzt doch wohl auch schon. – Was ist denn das da? Warum liegt denn<br />

der Junge da unten rum? Haben Sie’s mit ihm etwa gleich auf dem Bettvorleger getrieben?“<br />

„Ja, ja, gleich da, das wollt’ er so. Der war doch so mächtig versessen auf mich.“<br />

„Ach ja?“ Und Strassner riss mir den Kopf hoch. „Wie siehst du denn aus, Wohlgemuth.<br />

Hast du gespuckt?“<br />

„Nich’ so richtig. Nur so was Flüssiges, so was wie saures Wasser, als mir Herr Richter<br />

eins in den Magen versetzt hat.“<br />

„Wie in den Magen versetzt? Einen Faustschlag?“<br />

„Einen Fußtritt.“<br />

„Sie, lassen Sie sich nichts einreden, Kollege Strassner. Der Junge hat –“<br />

„– ja, ja, der Junge hat, das seh’ ich. Hauen Sie ab. Nehmen Sie ihre restlichen Klamotten,<br />

und dann raus mit Ihnen. Wir sprechen uns später, Herr Kollege.“<br />

„Aber lassen Sie mich doch wenigstens ausreden. Der Bursche bringt mich doch in ein<br />

ganz falsches Licht.“<br />

„Sie sollen abhauen, los raus mit Ihnen. Na wird’s bald?“<br />

„Ja, ja, aber der Junge, der lügt Ihnen die Hucke voll.“<br />

„Das lassen Sie mal meine Sorge sein. Und jetzt von Ihnen kein Wort mehr. Verschwinden<br />

Sie, raus aus dieser Wohnung.“ Und ich sah es nicht, dass Richter sich seine restlichen<br />

Klamotten nahm, aber gemacht musst er’s haben, die Wohnungstür klappte ins Schloss. –<br />

„So, und nun zu dir, <strong>Konrad</strong>. Kannst du aufstehen, dich wenigstens aufs Bett packen?“<br />

„Ich weiß nich’“<br />

„Na komm mal, ich helf’ dir. Auf dem Bett liegst du besser. Und dann hol’ ich einen<br />

Waschlappen und mach dir das Gesicht sauber, damit du wieder manierlich aussiehst.“ Und<br />

Herr Strassner griff zu, half mir aufs Bett, holte sodann aus dem Bad Waschlappen, Handtuch,<br />

reinigte mir das Gesicht, den Hals, die Brust. Ging dann nochmals ins Bad, brachte eine<br />

Waschschüssel und einen Zahnputzbecher mit Wasser, sollt’ mir den Mund ausspülen. – „So,<br />

und nun erzähl mir mal, warum du dich ausgerechnet zu Herrn Richter hingezogen fühlst. Ihn<br />

zu mir geschickt hast, damit er dich bumsen darf.“<br />

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