Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer
Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer
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„Fahr ins nächste Dorf und telefonier nach’m Notarzt. Sag, wir hätten eine Pinkelpause<br />
gemacht, und da ist unser Freund auf einmal umgefallen. Machte den Eindruck, als wäre er<br />
tot.“<br />
„Und wenn einer fragt, warum wir unterwegs sind, wo wir hinwoll’n?“<br />
„Was interessiert jemanden, wo wir hinwollen? Zu Wolfgang Wegner, na und?“<br />
„Ja, und die Jungs?“<br />
„Na die haben wir mitgenommen. Du deinen Neffen, weil du dich grad sowieso um ihn<br />
kümmern musst, und ich den <strong>Konrad</strong> wegen besonders guter Führung. Sollt’ er mal eine Abwechslung<br />
haben. Was fällt daran auf?“<br />
„Stimmt, was soll daran auffall’n.“<br />
„Na dann wollen wir Erwin erstmal manierlich herrichten. Sieht grad nich’ so aus, als<br />
hätt’ er nur pinkeln gewollt. Und du krieg endlich auch deine Hosen über den Hintern, Manfred.<br />
Und putz dir die Nase, dir läuft der Rotz. Und dann raus hier mit euch, setzt euch in’<br />
Schatten.“<br />
Der Notarzt, von der Kneipe im nächsten Dorf aus durch Herrn Schmiedel gerufen, kam<br />
nicht so bald. – „Wenn nicht bald was passiert, stinkt er, der Erwin.“<br />
„Das ist unwesentlich, Robert. Aber bei Wolfgang, da werden sie allmählich auf uns<br />
warten.“<br />
„Mir ist die Lust aufs Ficken aber erstmal vergangen.“<br />
„Wart ab, das Bedürfnis kommt wieder. So tragisch ist das doch alles nicht. Was hat uns<br />
mit Erwin schon groß verbunden.“<br />
„Na das bei Wolfgang.“<br />
„Ja, mehr aber auch nicht. Ich hatte jedenfalls sonst keinen Kontakt zu Erwin.“<br />
„Ich schon mitunter, seit er vor drei Jahren bei mir das Dach neu gedeckt hat. Seitdem<br />
waren wir ab und an zusammen angeln.“<br />
„Mit wem im Schlepptau?“<br />
„Ja, ja Erwin. Der hatte mächtiges Geschick, an welche ranzukommen.“<br />
„Na ja als Handwerker, da kam er doch viel rum.“<br />
„Stimmt, kam er. Bin ja mal gespannt, ob die Frau den Betrieb weiterführt. Gute Karten<br />
hat sie. Der Geselle vom Erwin is’ tüchtig. Und das rundum. Mit dem Kerl soll die Holzmeier<br />
schon über Jahre ’n Verhältnis haben, heißt es.“<br />
„Wusste Erwin davon?“<br />
„Kann ich dir nicht sagen. hab’ ihn nie auf seine Ehe angesprochen. Aber der Geselle is’<br />
inzwischen geschieden. Also steht ihm nichts im Wege, in den Betrieb einzuheiraten. Die<br />
Meisterprüfung hat schon mal irgendwann abgelegt. Nur am Selbstständigmachen hat’s gehapert.<br />
Haben sie ihm nicht bewilligt. Aber so, wie die Dinge jetzt liegen. Und Erwin hat viel<br />
für den Rat des Kreises gearbeitet. Da werden sie den Betrieb jetzt womöglich nicht den Bach<br />
runtergehen lassen.“<br />
„Kann sein, ja. – Kommt Jungs, starrt da nicht immer so hin. Ein Toter ist nichts zum<br />
Gruseln... (den sie unterm nächsten Baum in den Schatten verfrachtet hatten) ...Herr Holzmeier<br />
sieht doch aus, wie wenn er schläft. Und außerdem seid ihr doch keine Kinder mehr. Ist er<br />
an dir eigentlich fertig geworden, bevor er umgefallen ist, Manfred?“<br />
„Sah nich’ so aus, Peter.“<br />
„Ja, stimmt das, Manfred? Hat es nicht in dir gekocht?“<br />
„Weiß’ nich’.“<br />
„Du, lass die Jungs mal in Ruhe. So’n Schock will ja schließlich verkraftet sein.“<br />
„Dazu werden sie noch Gelegenheit genug finden. Lass uns erstmal bei Wolfgang sein.“<br />
„Wenn wir mal so weit erst wär’n. Wie es aussieht, kann das noch dauern. Vielleicht<br />
hätten wir ihn einfach liegen lassen sollen. Uns um nichts kümmern, abhauen.“<br />
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