Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer
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„Will ich aber nich’.“<br />
„Is’ auch besser so. Lass unseren Wohlgemuth mal ’ne waschechte Tunte bleiben, Matthias.<br />
Nich’ dass er aufmüpfig wird“, so hört’ ich noch sagen, während ich bangen Gemüts<br />
rüber ins Schlafzimmer ging. Und dort auf dem Bett lag, sich zusammengekrümmt, sich klein<br />
gemacht, dem ich aufhelfen sollt’. – „Nich’ erschrecken, Gerhard, ich bin’s. Von mir passiert<br />
dir nichts. Soll ich mich zu dir legen?“<br />
„Ja, aber nich’ mich angucken, ich kann nich’ aufhör’n zu heulen.“<br />
„Na und, das passiert nich’ nur dir. Was glaubst du, wie oft ich schon geheult hab’, und<br />
ich bin noch ein Jahr älter als du. Möchtest du in’ Arm genommen werden? – Warum sagst du<br />
denn nichts? Komm her, lass dich trösten, ich nehm’ dich in’ Arm.“<br />
„Ja gut, ja, fühl’ ich mich nich’ ganz so allein.“<br />
„ Soll ich dir auch den Schwanz streicheln?“<br />
„Bist du so einer, der gern so was macht? Andern an’ Schwanz geh’n?“<br />
„Das machen hier viele untereinander. Bei euch im Wohnheim wohl nich’?“<br />
„Doch, doch, so was gibt’s auch. Aber die, die das machen, die wollen mich nich’ dabei<br />
haben. Meiner is’ denen noch zu klein. Die lassen nur solche zu, die so was dran haben wie<br />
du. Deiner is’ gut, das hab’ ich geseh’n.“<br />
„Willst’n anfassen? Du meinen, ich deinen?“<br />
„Aber wenn er dir plötzlich steht, mich bitte nich’ bumsen.“<br />
„Quatsch, ich bums dich doch nich’. Komm, lass dich befummeln. Aber du mich auch.<br />
Ran mit der Hand.“<br />
„Und wenn die Männer das seh’n?“<br />
„Na und. Und außerdem sind sie in die Küche gegangen, eine rauchen und ’n Kaffee trinken.<br />
Also fass’ zu.“<br />
„Ja, ja. – Auweia, hat man bei dir schon was in der Hand. Merkst’, wie mickrig Meiner<br />
dagegen noch is’?“<br />
„Der is’ nich’ mickrig. Schließlich bist du doch erst fuffzehn.“<br />
„Und das noch nich’ lange. Erst seit Mai. Ich bin doch mit grad mal vierzehn aus der<br />
Schule. Und dann hier her in die Lehre. Weg von zu Hause. – Du, wenn mir nich’ alles so<br />
schlimm weh tun würde, würde ich mich über so was wie dich jetzt bestimmt ganz dolle freuen.<br />
Endlich mal einer, der zu mir hält.“<br />
„Hast du denn da in eurem Wohnheim keinen Freund?“<br />
„Nein, nich’ einen. Die denken alle, ich und noch drei, vier andre, wir machen uns bei<br />
Lademann lieb Kind, und deshalb nimmt er immer mal einen von uns mit, wenn er kegeln<br />
geht oder Skat spielen, und anschließend darf man dann auch gleich noch bei ihm zu Hause<br />
mit schlafen, braucht erst morgens zurück. Und das wird natürlich von den Lehrlingen, die so<br />
was nich’ haben, als Vergünstigung angesehen. Is’ aber keine, jedenfalls für mich nich’. Wie<br />
das mit andern is’, kann ich nich’ sagen, vielleicht geht er mit denen ja wirklich kegeln oder<br />
Skat spielen und danach is’ auch nich’ mehr, als dass sie alle mit bei ihm schlafen dürfen,<br />
aber mit mir is’ es anders. Da gibt’s kein Kegeln oder Skatspielen, da bin ich nur bei ihm zu<br />
Hause und da, da –“<br />
„– musst du dich vögeln lassen?“<br />
„Ja muss ich, und meist nich’ nur von Lademann. Da sind oft noch Freunde von ihm. Euer<br />
Direktor is’ da manchmal auch.“<br />
„Auch Fuhrmann?“<br />
„Fuhrmann? Nee, so einen kenn’ ich nich’. Und hier von dem Rabelt mit seinem riesig<br />
Großen, von dem hatt’ ich bisher auch noch nichts gehört. – O dir steht er, jetzt hast’n Ständer.“<br />
„Und was is’ mit Deinem? Das wird jetzt wohl nichts?“<br />
„Nee, dazu bin ich wahrscheinlich zu fertig. Aber dass du da streichelst is’ schön. Nur<br />
dass mir mein Hintern so wahnsinnig weh tut, is’ trotzdem kaum zu ertragen. Mit so einem,<br />
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