Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer
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„Was soll die Frage?“<br />
„Na ja, wenn du wolltest... ich würde dich jetzt ausnahmsweise an mich ranlassen.“<br />
„Hör auf mit dem Unsinn.“<br />
„Das is’ kein Unsinn. Für dich würde ich die Beine heben, und dann fickst du mich, und<br />
dabei küssen wir uns. – Was war denn das eben?“<br />
„Irgendwas auf’m Dach. Als wär’ da was raufgeplumst.“<br />
„Da schon wieder was? Ich glaube, da oben is’ einer. Du, das is’ Manfred.“<br />
„Quatsch, den hätten wir doch von unten aus gesehen. Selbst im Dunkeln. Der is’ doch<br />
nackt, das leuchtet“<br />
„Nee, aber nich’ wenn er sich in der Mitte lang hingelegt hat. Das Flachdach fällt doch<br />
von den Längsseiten her zur Mitte hin leicht ab, hin zum Regenwasserauffang, der is’ in der<br />
Mitte vom Dach. Das siehst du daran, wo am hinteren Giebel die Dachrinne runterkommt.<br />
Nämlich mittig.“<br />
„Das is’ mir ehrlich gesagt noch nie aufgefallen.“<br />
„Das is’ aber so, das is’ so’ne Dachkonstruktion. Ich war da schon mal oben. Vorigen<br />
Sommer, ’n Ball runterholen, der da raufgefallen war.“<br />
„Jetzt is’ aber wieder alles stille.“<br />
„Trotzdem, ich wette, der liegt da. Und da kann er doch nich’ bleiben. – Du hör mal, so<br />
schön das hier jetzt mit uns auch werden könnte, würdest merken, dass ich ein Netter bin,<br />
aber komm erstmal mit raus. Dem müssen wir auf’n Grund geh’n.“<br />
Die Männer saßen noch draußen am Tisch. Herr Lux, wohl was rascheln gehört, dreht<br />
sich zu uns um. – „Was wollt’ ihr denn? Warum schlaft ihr denn nicht?“<br />
„Nich’ so laut, Herr Lux. Oben auf dem Dach hat eben was rumort. Könnt’ sein, dieser<br />
Manfred versteckt sich da oben.“<br />
„Auf’m Dach? Nicht möglich, Sigmar, die Leiter hängt wie immer am Schuppen.“<br />
„Die hab’ ich vorigen Sommer auch nich’ gebraucht, als ich den Ball runterholen sollte.<br />
Da bin da am Giebel die Birke hoch.“<br />
„Ja, du kannst klettern, aber nich’ mein Manfred.“<br />
„In der Panik, Robert... was weißt denn du? Da sind dem Jungen vielleicht wirklich so<br />
was wie Flügel gewachsen.“<br />
„Könntest du recht haben, Peter. Na dann mal, Siegmar, kletter hoch, guck nach. Wenn es<br />
stimmt, stellen wir euch für den Rückweg die Leiter ran.“<br />
Siegmar behende, und Siegmar hatte tatsächlich den richtigen Riecher gehabt.. – „Hier is’<br />
er. Der liegt hier tatsächlich. Mensch, was machst du denn für Sachen, Kleener. Leiter ran,<br />
Herr Lux, ich bring ihn nach unten. Ach Gott, der sieht ja ganz zerschrammt aus. Bis zum<br />
Pimmel hin.“ – Nein, der Pimmel war nicht zerschrammt, der war bloß verschmiert, wahrscheinlich<br />
mit den Händen hingefasst; die Handflächen hatten gelitten, auch Schrammen an<br />
Brust und Bauch, an den Beinen, an den Füßen. Und Herr Schmiedel hielt sich bemerkenswert<br />
zurück, allerdings mehrmals von Strassner dazu aufgefordert, schon als man die Leiter<br />
rangestellt hatte und Herr Lux dann hochgeklettert war, dem Siegmar beizuspringen, der runtergerufen<br />
hatte, ihm möge jemand helfen, Manfred wäre verdammt wacklig auf den Füßen,<br />
wäre gar nicht ganz bei sich, nicht, dass er runterfiele. – Manfred wollte übrigens sein Versteck<br />
schon verlassen, kurz bevor wir ihn entdeckten, so erfuhren wir, als wir ihn vom Dach<br />
hatten. Er wäre aufgestanden, wieder umgekippt. Und das musste es gewesen sein, was Siegmar<br />
und ich gehört hatten, irgend so ein dumpfes Aufplumpsen.<br />
Manfreds Wunden erwiesen sich zum Glück als harmlose Abschürfungen. Und Schmiedel<br />
erfand auch mir nichts, dir nichts eine harmlose Erklärung für seinen Bruder, wenn der<br />
aus dem Urlaub käme, dann noch was von den Schrammen zu sehen wäre: Der Junge wäre,<br />
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