Freiwild. Zum Beispiel Konrad - Hermann W. Prignitzer
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„Ja hat er vielleicht, kann sein, aber genauso gut können sie auch Gehrke ausgequetscht<br />
haben.“<br />
„Rolli?“<br />
„Ja, ja Rolli. Als du eben oben warst, hab’ ich erfahren dass er hier rauskommt. Draußen<br />
hat einer die Patenschaft für ihn übernommen. Weißt’ wer? Einer aus dem Betrieb. Sein Abteilungsleiter.“<br />
„Dieser Lademann oder wie der heißt?“<br />
„Ja, ja, Lademann. Zu dem zieht er am Wochenende. Kommt in dessen Einfamilienhaus<br />
unter.“<br />
„Wieso, is’ dieser Lademann nich’ geschieden?“<br />
„Ja ist er.“<br />
„Aber dann geht es doch gar nicht. Solche Patenschaften dürfen doch nur Ehepaare übernehmen.“<br />
„Heißt es, ja. Aber für den Gerke hat Strassner was anderes durchgesetzt. Vielleicht als<br />
Dank fürs gute Informiertwerden.“<br />
„Meinst du?“<br />
„Kann doch sein. Entweder hat Rolli uns direkt bei Strassner verpetzt, oder aber über Lademann.<br />
Du weißt doch, was über Rolli und Lademann gemunkelt wird. Und ab Sonntag teilen<br />
sie nun vielleicht nicht nur den Tisch miteinander.“<br />
„Ja, denkbar wär’s.“<br />
„Und denkbar ist auch das andere. Was Strassner nun dem toten Schönemann in die<br />
Schuhe schiebt, kann ebenso gut Gerke gewesen sein. Herbert hat doch gleich gesagt, Fuhrmann<br />
muss was gewusst haben, und nur deshalb ist er zu uns in den Schlafsaal gekommen.<br />
Und dass er sich dann ausgerechnet den Andreas rausgepickt hat, muss auch nicht nur am<br />
Taschenbillard gelegen haben. Gerke und Andreas konnten nie besonders gut miteinander,<br />
und als Andreas nun die anderen Kostverächter dazu gebracht, uns alles zu erlauben, kann<br />
sich Gerke genauso gut an ihm gerächt haben.“<br />
„Glaub’ ich nicht, jedenfalls nicht, wenn er für das Rumgemache was übrig hat, und das<br />
hat er ja wohl, wenn er sich wirklich von diesem Lademann rammeln lässt.“<br />
„Das ist nicht dasselbe. Lademann is’n Mann. Ich meine, ein voll und ganz ausgewachsener.<br />
Vielleicht mag Rolli das nur von solchen. Is’ hier vielleicht auch freiwillig zu Krassner<br />
und Fuhrmann.“<br />
„Dann hat ihn auch Rabelt. Weißt’ noch, wie Rolli mal gesagt hat, er hätt’ gehört, das das<br />
Geficktwerden mitunter verdammt weh tun könnte? Vielleicht hat er das gar nicht irgendwo<br />
aufgeschnappt –“<br />
„– sondern lässt sich von jedem Mann, an den er rankommt.“<br />
„Aber dann versteh ich nicht, warum Strassner ihn ziehen lässt.“<br />
„Wieso, die kommen hier doch ohne ihn aus. Greifen sie sich halt den nächsten. Letztlich<br />
ist doch für die hier jeder von uns <strong>Freiwild</strong>.“<br />
„Und keiner den Mut, sie anzuzeigen.“<br />
„Nee, wo auch, Konni? Bei der Polizei? Wenn du denen sagst, hier gibt’s Erzieher, die<br />
ficken dich, attestieren sie dir einen Dachschaden und du kommst in die Irrenanstalt. Herbert<br />
hat er erzählt, in dem Heim, wo er vorher war, da hat das mal einer gemacht, hat einen Erzieher<br />
angezeigt, und genau das is’ dem Jungen dann passiert, is’ schnurstracks in die Klapsmühle<br />
gewandert. Du, das was Strassner und die andern mit uns machen, is’ so ungeheuerlich,<br />
das glaubt einem keiner, dass uns so was passiert. Das kann nur Spinnerei sein. Hast du nicht<br />
alle Taschen im Schrank.“<br />
„Ja, ja, ich weiß schon, dass dem nicht zu entkommen ist. Ich muss übrigens übernächstes<br />
Wochenende wieder da hin, wo du immer bist, wenn du angeblich deine Tante besucht.“<br />
„Ach du Scheiße, bist du also mal wieder dran. Hast Wegner und seinen Freunden zu<br />
Diensten zu sein, bis sie nich’ mehr können.“<br />
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